Am vergangenen Freitag hatte ein zunächst Unbekannter in einer Nacht- und Nebelaktion verschiedene Kurztexte großformatig vor den Haupteingang der deutschen Twitter-Zentrale gesprüht. Dabei handelte es sich nicht um irgendwelche Texte, sondern um eindeutige Hass-Botschaften. Der Künstler Shahak Shapira, der sich diese Woche zu der Aktion bekannte, hatte diese zuvor auf dem Kurznachrichtendienst gefunden und gemeldet, da sie seiner Meinung nach gegen die Twitter-Richtlinien verstoßen. Der Konzern löschte sie jedoch nicht (zumindest nicht bis letzten Freitag).
Insgesamt prangten also letzten Freitag rund 30 Hass-Kommentare von Twitter-Usern deutlich sichtbar vor dem Firmensitz in Hamburg Altona. Was es mit der Aktion genau auf sich hat erklärt Shapira in dem dazugehörigen Video #HEYTWITTER: „Ich habe in den letzten sechs Monaten circa 450 Hasskommentare gemeldet. Auf Facebook und auf Twitter. Die Aussagen, die ich gemeldet habe, waren keine Beleidigungen oder satirische Aussagen, sondern absolut ernst gemeinte Gewaltandrohungen, Homophobie, Ausländerfeindlichkeit oder Holocaust-Leugnung. Dinge, die niemand sagen sollte und auch niemand lesen sollte“ erzählt er.
WerbungWERBUNG
“
Wenn Twitter mich zwingt, diese Dinge zu sehen, dann müssen sie es auch zu sehen bekommen
Shahak Shapira
”
Und wie reagierte Twitter? Der Konzern beseitigte zunächst nur die Botschaften vor der eigenen Haustür. Die restlichen blieben weiterhin sichtbar. Auch diese Reaktion bzw. Nicht-Reaktion stehe sinnbildlich für die Firmen-Politik von Twitter, erklärt Shapira im Video.
Der israelisch-deutsche Künstler, Schriftsteller und Satiriker Shahak Shapira hatte Anfang des Jahres mit seinem Projekt Yolocaust für Aufmerksamkeit gesorgt. Auf einer Website veröffentlichte er geschmacklose Poser-Fotos vor dem Berliner Holocaust-Denkmal.
WerbungWERBUNG