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Tätowiererin Steffi Boecker: „Eine Hengstin lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen“

Steffi Boecker erzählt Geschichten, die ewig halten: Sie ist Tätowiererin. Ihre Leidenschaft ist es, aus vielen einzelnen Puzzleteilen ein großes Ganzes zu kreieren, das mit der Zeit nicht einfach verblasst. Wir treffen Steffi Boecker am Rande des Videodrehs zu Jennifer Rostocks Song „Hengstin" in Berlin-Kreuzberg. Sie ist neben Jennifer Weist eine von 12 Protagonistinnen in dem Musikclip, der Frauen in allen ihren Facetten und ihrer Power feiert. Zur Videopremiere hat Refinery29 gefragt: Was ist die wahre Stärke einer Hengstin? Wie behauptet sie sich in Männerdomänen und wie sieht es mit Genderdebatten aus?

„Männer und Frauen leisten ja mittlerweile die gleiche Arbeit. Es ist nicht mehr so, als würden Frauen unbedingt mit 20 Kinder bekommen und danach nie wieder arbeiten, also sollten sie auch gleich bezahlt werden. Und solange Frauen wesentlich schlechter bezahlt werden und seltener in Führungspositionen zu finden sind als Männer, ist die Diskussion über Geschlechterrollen auch aktuell und wichtig.“ Die Tattooszene ist in Steffis Augen auch noch eine solche Männerdomäne, aber davon lässt sie sich nicht abschrecken. „Eine Hengstin ist eine Frau, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Sie hat keine Angst zu sagen, was sie denkt und sie steht zu dem, was sie tut und wer sie ist. Vor allem hat sie kein Problem damit, das auch nach außen zu tragen“, sagt sie im Interview am Set. Steffi selbst ist auch tätowiert und kann gar nicht mehr genau sagen, wie viele Tattoos sie eigentlich schon hat. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn am Ende des Tages sollen die einzelnen Zeichnungen ein Gesamtkunstwerk auf dem Körper ergeben und dafür ist jedes Einzelteil wichtig. Auch wenn ihr manche davon gar nicht mehr gefallen, sagt Steffi, „sie gehören eben zu mir“. Dieses Selbstbewusstsein, und weniger Angst vor den Reaktionen der anderen, würde sie gerne bei allen Frauen da draußen sehen: „Alle Hengstinnen sollten sich trauen, die zu sein, die sie sind.“ Dabei heißt das nicht, dass man sich nicht auch von seiner schwachen Seite zeigen darf. Eine starke Persönlichkeit muss eben auch schwach sein können. Das ist es auch, was so viele ihrer Kollegen noch lernen müssen: „Ich kenne ganz viele männliche Tätowierer, die stechen dann einfach. Sie knallen das Motiv rauf und dann war's das. Aber beim Tätowieren wollen viele Menschen Geschichten loswerden, sich ein bisschen fallen lassen, vor allem Frauen. Deshalb kommen sie oft auch zu mir.“ Ob sie sich selbst als Hengstin sieht? „Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nicht, ob eine Hengstin sich auch selbst als eine solche bezeichnet. Aber ich bin definitiv eine Frau, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt“ – wir finden, das qualifiziert.
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