Schätzungen besagen, dass etwa jeder zehnte Deutsche mindestens ein Tattoo besitzt. Wer in der Vergangenheit (oder noch immer) mit dem Gedanken gespielt hat, sich eins zuzulegen, dem klingen sicherlich noch weise Worte wie „Überleg' es dir gut, das hast du dein Leben lang“ von Mama im Ohr. Auch wenn man es nicht gern hören wollte, wissen wir insgeheim alle, dass dies gut gemeinte Ratschläge waren – und obendrein auch sehr wahre. Ist ein Tattoo erst einmal gestochen, bleibt es für immer. Das ist nun mal Fakt.
Warum bleibt eine Tätowierung ein Leben lang?
Unsere Haut erneuert sich regelmäßig von selbst, und zwar ungefähr alle vier Wochen komplett. Kleinere Verletzungen, Wunden und Verbrennungen verblassen deshalb auch mit der Zeit. Tätowierungen allerdings verlieren kaum an Strahlkraft. Bisher konnten nicht einmal Wissenschaftler zuverlässig erklären, wieso sie über Jahrzehnte intakt bleiben. Jetzt scheint es allerdings einen Durchbruch in der Forschung zu geben. Immunologen der Aix Université in Marseille und des Pariser Instituts Curie haben herausgefunden, dass Makrophagen dafür verantwortlich sind, dass Tattoos nicht verblassen. Die Studie wurde gerade in der aktuellen Ausgabe des Journals of Experimental Medicine veröffentlicht.
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Makrophagen sind kleine Fresszellen, die dafür sorgen, dass Farbpigmente langfristig in der Dermis, der mittleren Hautschicht, gebunden werden. Sobald Nadel und Tinte in die mittlere Hautschicht vordringt, eilen die Makrophagen herbei und nehmen die Farbe des körperfremden Eindringlings auf. Dann setzen sie sich zur Ruhe und bleiben so lange in der Dermis, bis sie sterben. Nach ihrem Tod stößt die Zelle die aufgenommenen Farbpigmente allerdings wieder ab. Und jetzt wird’s spannend: Sobald eine Fresszelle abgestorben ist, kommt sofort die nächste Makrophage angewandert und nimmt (neben Bakterien und allerlei anderen Fremdkörpern) auch die freigesetzten Pigmente wieder auf. Dieses (zugegeben) kannibalistisch anmutende Verfahren führt offenbar dazu, dass die Tätowierung permanent Teil unserer Zellstruktur bleibt. Obwohl die Haut sich ständig erneuert, wird die Farbe langfristig erhalten. Ein ziemlich cleveres Recycling-System, das unser Körper da eingerichtet hat, oder?
Unser Immunsystem sorgt dafür, dass Tätowierungen nicht verblassen
Die neuen Forschungsergebnisse erklären einerseits, wieso Tattoos im besten (oder manchmal eben auch im schlechtesten) Fall ein Leben lang halten. Andererseits geben sie Aufschluss darüber, wie Tattoo-Entfernungen in Zukunft noch schmerzfreier und vor allem effizienter werden können. Bislang lassen sich Tätowierungen nämlich nur durch sehr zeitintensive und teure Laser-Behandlungen entfernen.
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