WERBUNG
WERBUNG

Partys & Treffen während Corona: Antworten auf Verhaltensetikette-Fragen

Photo: Noam Galai/Getty Images.
Für manche von uns ist Socialising schon immer ein schwieriges Thema. Zwar ist es toll, Zeit mit Freund*innen zu verbringen, aber es kann auch kräfteraubend sein und für beängstigende Gedanken sorgen – zum Beispiel über peinliche Dinge, die wir während der Interaktion sagen oder tun könnten. Deswegen war die Zeit des offiziellen Lockdowns besonders für introvertierte Menschen vielleicht gar nicht mal so schlimm. Vielleicht verspürten sie sogar ein Gefühl der Erleichterung, weil sie sich nicht mehr mit anderen treffen mussten. Heute sieht die Situation ja aber schon wieder ganz anders aus und obwohl wir uns noch mitten in einer Pandemie befinden, dürfen wir uns wieder mit anderen treffen. So schön das auch ist, bringt es doch besondere Herausforderungen mit sich – und zwar nicht nur für schüchterne oder zurückhaltende Menschen. Es wirft Fragen auf, die wir uns vorher nie gestellt haben. Fragen, die die Verhaltensweisen und Benimmregeln betreffen, wenn es um Partys und Treffen mit Freund*innen und Fremden geht. Einige von ihnen möchte ich heute beantworten – mit der Hilfe von Lizzie Post, Etiquette-Expertin und Co-Presidentin von The Emily Post Institute.
WerbungWERBUNG
Bevor es losgeht noch ein genereller Hinweis von Lizzie: Wenn es ums Socialising während einer globalen Pandemie geht, solltest du jede Situation mit einer Extraportion Geduld, Verständnis und Mitgefühl angehen. „Es ist nicht einfach. Es gibt keine allgemein gültigen Vorschriften. Es ist frustrierend und schwer“, sagt sie. „Also beweise, dass du ein gutes Herz hast und stell dich sicherheitshalber schon mal auf Entschuldigungen ein.“
Wie kann ich jemanden zu einem Treffen einladen, ohne dabei zu viel Druck auf sie oder ihn auszuüben oder für Stress zu sorgen?
Um den Druck zu verringern, kann es hilfreich sein, von Anfang an so viele Informationen wie möglich zu geben. So hat dein*e Freund*in das Gefühl, eine informierte Entscheidung treffen zu können. Benenne also genau, welche Art von Treffen du planst. Du könntest zum Beispiel sagen: „Hast du Lust, zum Grillen zu uns in den Garten zu kommen? Der ist ziemlich groß – wir können also immer ausreichend Abstand zueinander halten“. Falls du keinen Garten, keine Terrasse und keinen Balkon hast, lade deine Freund*innen an einen öffentlichen Ort ein, wie in einen Park, denn an der frischen Luft fühlen sich viele aktuell wohler. Wenn du alle Infos gegeben hast, drück dein Verständnis aus und sag, dass du dich freuen würdest, wenn sie oder er vorbeikommt, dass es aber auch vollkommen verständlich ist, wenn ein Treffen bei den aktuellen Umständen für sie oder ihn keine Option ist. In dem Fall kannst du gern auch direkt einen Video-Call als Alternative vorschlagen.
Du kannst auch nachfragen, unter welchen Umständen ein IRL-Date okay für deine*n Freund*in wäre. Zum Beispiel kannst du vorschlagen, weniger Personen einzuladen oder das Treffen zeitlich zu begrenzen. Du kannst auch sagen, dass du kein Problem damit hast, die ganze Zeit eine Maske zu tragen oder dass es für dich okay ist, wenn dein Besuch deine Toilette benutzt und dass du für den Fall Desinfektionstücher bereitlegst. Und im besten Fall erzählst du direkt auch schon von dir aus, mit wie vielen Menschen du aktuell so Kontakt hast – damit dein*e Freund*in abschätzen kann, wie hoch das Risiko ist, dem sie oder er sich aussetzen würde.
WerbungWERBUNG
Früher hieß es laut dem Emily Post Institute, es wäre Aufgabe der Gastgeber*innen, Getränke und Essen bereitzustellen. Wie ist das heute? Ist es okay, Gäste zu bitten, ihr eigene Verpflegung mitzubringen?
Laut Lizzie ist das absolut okay! Tatsächlich halten sich jedoch trotz Corona immer noch viele an die alte Regel. Manche bestellen aber beispielsweise individuelle Gerichte für jeden Gast (oder jeden Haushalt) – statt verschiedene, die sich die Gruppe dann teilt. Du kannst als Gastgeber*in auch kochen und dann aktiv kommunizieren, dass du sehr sorgfältig bei der Zubereitung warst und verstärkt auf Hygiene geachtet hast. Solltest du eine Art Buffet machen, kannst du zum Beispiel deinen Gästen das Essen auftun, damit nicht alle erst das Salatbesteck und dann ihr Essen anfassen müssen. Versuche als Gastgeber*in einfach, so rücksichtsvoll wie möglich zu sein. Und wenn du nicht weißt, wie du Getränke und Essen auf sichere Art und Weise bereitstellen kannst, schlag vor, jede*r bringt seine eigene Verpflegung mit. Das ist unter den aktuellen Umständen wirklich in Ordnung!

Eine andere Kniggefrage,die in diesem Zusammenhang oft aufkommt, ist: Wie sieht es mit Abwasch und Aufräumenaus? Natürlich ist es immer nett, wenn Gäste ihre Hilfe anbieten. Aber alsGastgeber*in solltest du das im Moment aber nicht erwarten und erst recht nichtverlangen. Andersrum kann es auch sein, dass du deine Hilfe, wenn du selbst Gastbist, anbietest, es der Gastgeberin oder dem Gastgeber aber nicht so lieb ist,weil er oder sie es sicherer findet und ein besseres Gefühl hat, es allein zumachen. In jedem Fall gilt: Hab Verständnis für dein Gegenüber und kommunizierelieber zu viel als zu wenig.

WerbungWERBUNG
Wie sieht es mit dem Thema Maximalanzahl an Gästen aus?
Während es früher oft kein Problem war, wenn Gäste noch eine +1 mitbringen, ist das jetzt so eine Sache. Wenn deutlich mehr Gäste kommen als sich ursprünglich angekündigt haben, kann es schwer werden, die Abstandsregeln einzuhalten ­– und dadurch fühlen sich dann einige der anderen Gäste vielleicht unwohl. Wenn du also von jemandem eingeladen bist, frag vorher nach, ob es okay ist, jemanden mitzubringen (das sollte man eigentlich der Höflichkeit halber auch machen, wenn nicht gerade eine Pandemie im Gange ist). Als Gastgeber*in kannst du die Sache natürlich auch schon im Vorhinein ansprechen und direkt sagen: „Wir haben außer dir nur noch ein anderes befreundetes Pärchen eingeladen, damit wir insgesamt nicht zu viele werden und genügend Abstand zueinander halten können. Wir wollen nicht, dass es ausartet und sich am Ende irgendjemand unsicher fühlt also komm bitte allein“.
Solltest du es nicht so eng sehen mit den Maßnahmen, kommuniziere auch das an Leute, die du in deine Wohnung einlädst, damit sie selbst entscheiden können, ob das für sie in Ordnung geht. Dazu gehört auch, zu sagen, wenn du dieses Mal zwar nur drei Personen eingeladen hast, vorgestern Abend aber sieben Gäste hattest (Stichwort Inkubationszeit). Vielleicht würden sie das Treffen mit dir dann lieber ein paar Tage verschieben, um auf Nummer sicher zu gehen. Kurz gesagt: Sei einfach offen mit deinen Freund*innen – egal, ob du einlädst oder eingeladen wurdest. Natürlich willst du deine Lieben wiedersehen, aber die Sicherheit sollte darunter nicht leiden.
WerbungWERBUNG
Weil große Gruppentreffen aktuell keine so gute Idee sind, liegt es an uns, mehrere kleine Treffen zu organisieren, um alle mal wieder zu sehen. Das ist natürlich mehr Aufwand, aber wenn dir deine Freundschaften wichtig sind, ist es das wert. Ansonsten solltest du vielleicht auch überlegen, ob du aktuell darauf verzichtest, zu viele verschiedene Leute zu treffen – damit du im Fall der Fälle nicht zu viele Menschen mit Corona anstecken würdest. Die Ansteckungsketten lassen sich schließlich viel leichter nachvollziehen, wenn du aktuell nur deine drei, vier besten Freund*innen plus deine Familie triffst und nicht zusätzlich noch Bekannte oder Fremde.

Solltest du in densozialen Medien sehen, dass sich ein*e Freund*in von dir mit allen möglichenMenschen zu treffen scheint, nur nicht mit dir, sieh es nicht gleich als ein schlechtesZeichen. Gerade, wenn du unter Depressionen oder Ängsten leidest, könnte esnatürlich sein, dass du dann direkt denkst, es würde etwas mit dir oder mit eurerBeziehung nicht stimmen. Versuche in solchen Momenten kurz durchzuatmen und machdir bewusst, es kann viele Gründe dafür geben. Vielleicht war es eine Sache desTimings oder purer Zufall. Und wenn du willst, frag sie oder ihn doch einfachselbst, ob ihr euch treffen wollt.

Was mache ich, wenn sich meine Gäste nicht an die Regeln halten (Abstand halten, Hände waschen, Hust- und Niesetikette), mir es aber wichtig ist?
Als Gastgeber*in willst du natürlich, dass sich alle bei dir wohlfühlen. Es ist aber genauso wichtig, dass du dich wohlfühlst! Das bedeutet: Wenn sich jemand nicht an die von dir vorher festgelegten Regeln hält (die können auch über die drei “AHA-Regeln“ hinausgehen!), sag etwas. Versuch dabei ruhig zu bleiben – wahrscheinlich war es kein böser Wille – und einfach noch mal zu erklären, was dir wichtig ist. Wie wär’s zum Beispiel mit: „Hey ich weiß, dass es echt nervig ist und mir wäre es auch lieber, wenn Corona endlich vorbei wäre, aber könnt ihr bitte versuchen, die Abstandsregeln einzuhalten? Mir zuliebe? Danke euch!“. Du kannst auch direkt am Anfang alle bitten, sich die Hände zu waschen (Gästehandtuch rauslegen nicht vergessen!), bevor sie irgendetwas anfassen oder ihnen Desinfektionsmittel anbieten, falls ihr nur draußen im Garten seid und es dir nicht so lieb ist, dass jemand in deine Wohnung geht. Apropos: Wenn du wirklich nicht willst, dass deine Gäste reinkommen, dann warn sie vorher – allein schon wegen dem Toilettengang! Und falls es mitten beim Grillen auf einmal anfängt zu regnen, ist es ganz allein deine Entscheidung, ob ihr die Party nach drinnen verlegt oder ob ihr sie auf einen anderen Tag verschiebt.
WerbungWERBUNG

Lizziesagt, eine der schwierigsten Dinge ist es, Gäste immer und immer wieder anetwas erinnern zu müssen. Wenn du also irgendwo eingeladen wurdest und man dichbittet, Abstand zu halten, dann versuch, es auch durchzuziehen. Sonst bringstdu den Gastgeber oder die Gastgeberin in die unangenehme Lage, dich ständigdarauf hinweisen zu müssen. Und das kann ein echter Stimmungskiller sein. Duwurdest in ihr oder sein Zuhause eingeladen und dort hast du dich nun Mal andie Regeln des Hauses zu halten – klingt vielleicht spießig, hat aber einfachwas mit Respekt und Verständnis füreinander zu tun. Wir leben in schwierigen Zeitenund wenn es etwas gibt, wodurch sich die Gastgeberin, der Gastgeber oder dieGäste sicherer, wohler und entspannter fühlen, sollten wir es tun. AusFreundschaft.

Nach Monaten der Selbst-Isolation fühlen sich jetzt manche unter Druck gesetzt, sich mit anderen treffen zu müssen. Ist es trotzdem okay, eine Einladung nicht anzunehmen beziehungsweise abzusagen?
Laut dem Emily Post Institute kannst du auf eine Einladung einfach mit Nein antworten und musst noch nicht mal einen Grund angeben. Auf der anderen Seite ist es für dein Gegenüber vielleicht hilfreich, wenn du trotzdem etwas sagst. Es liegt also an dir. Was du laut Emily jedoch nicht machen solltest, ist lügen. Das ist nie gut für eine Beziehung – welcher Art auch immer. Wenn du deine Entscheidung also begründen möchtest, sag einfach ehrlich, dass du wegen Corona gerade nicht so viele Menschen auf einmal treffen möchtest oder dass aktuell nur Treffen an der frischen Luft für dich in Frage kommen. Wenn du willst, kannst du dann auch direkt einen anderen Termin, eine andere Location oder einen Skype-Call vorschlagen. Was in jedem Fall nicht so cool ist, ist, erst zuzusagen, und dann kurz vor eurem Date abzusagen. Dein*e Gastgeber*in hat sich dann auf das Treffen eingestellt und gefreut und es wäre einfach unfair, dann einen Rückzieher zu machen. Das gilt übrigens auch für Reservierungen in einem Restaurant oder Café – generell, aber besonders jetzt in der Corona-Zeit, in der die Gastronom*innen ohnehin schon weniger Einnahmen haben.

More from Entertaining

WERBUNG