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Bezahlt Google Frauen schlechter? US-Arbeitsministerium klagt gegen den Tech-Konzern

Photo: Michael Short/Bloomberg/Getty Images.
Im Silicon Valley sind die größten und erfolgreich agierendsten Unternehmen der Welt angesiedelt. Seit den 1950er Jahren entwickelte sich von hier aus sukzessive eine neue digitale Weltmacht, die heute namentlich von Mega-Konzernen wie Apple, Facebook oder Google dominiert wird. Hochintelligente Menschen, die es an die Stanford University, das Herzstück der Hightech-Stadt, geschafft haben, werden zu Top IT-Fachmännern und den Firmenchefs von morgen ausgebildet.
Modern, innovativ und vor allem schnell: Auf keine andere Branche trifft der Slogan The Future is now derzeit besser zu als auf die IT-Industrie. Die Zukunft wird hier, unter der kalifornischen Sonne, gestaltet. Damit das auch so bleibt, werben die großen Player mit den besten Arbeitsbedingungen, um die besten Arbeitskräfte zu bekommen. Das Silicon Valley will Aushängeschild einer ganzen, tatkräftigen Generation sein und bleiben.
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Der Arbeitsplatz wird zu einem großen Abenteuerspielplatz
Und dafür lassen sich Google & Co. einiges einfallen. Auf den riesigen Campus-Anlagen, zu denen die Belegschaft mit Bussen kutschiert wird, entstehen ganze Städte, die alle erdenklichen Annehmlichkeiten bieten, um dem arbeitenden Volk den Arbeitsalltag so angenehm wie möglich zu gestalten. Billlardspielen in der Mittagspause, kostenloses Mittagessen oder eine Yoga-Session zur Entspannung zwischendurch? Ist alles inklusive. Für die Darbietung eines solchen Paradieses verbringen die Angestellten dann hoffentlich gern mehr Zeit als nötig auf dem Campus, der eher wie ein Abenteuerspielplatz anmutet als ein Arbeitsplatz. Frei nach dem Motto: Hier bekommt ihr alles, was man zum Leben und Spielen braucht. Aber schließlich bekommt man ja auch eine Menge zurück – Wertschätzung zum Beispiel und viel Transparenz. Die Macher dieses gewaltigen Konstrukts wissen, warum sie all das für ihre Mitarbeiter tun: Sie wollen Sie motivieren, das Beste aus Ihnen herausholen.
Amazon, Ebay & Yahoo – die Strukturen und Arbeitsplatzgestaltung ähneln sich bei den Global Playern. Die Konzerne schmücken sich mit ihren Erfolgen und feiern sich selbst für ihre Fortschrittlichkeit. Nur einen Vorwurf muss sich das männerdominierte Silicon Valley immer wieder anhören: Gender Pay Gap. Also die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen bei gleicher Qualifizierung und Leistung. Immer wieder hört man zwar von Fällen, in denen Frauen wegen anzüglicher Kommentare, ungleicher Karrierechancen oder schlechterer Bezahlung klagen. Nur leider gehen diese in der Flut von Nachrichten, die von diesen Unternehmen täglich im Minutentakt ausgehen, unter. Es drängt sich schon fast das Gefühl auf, es würde niemanden mehr wirklich interessieren, was dort vor sich geht. Als würde die Welt es einfach hinnehmen, dass das Silicon Valley Frauen notorisch unfair behandelt.
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Der Fall Google ist besonders brisant
Doch dieses Mal könnte es anders sein. Seit einigen Tagen kursiert in den Medien die Nachricht, dass das US-amerikanische Arbeitsministerium derzeit prüft, ob Google weibliche Mitarbeiter schlechter bezahlt als männliche. Gehaltsabrechnungen aus dem Jahre 2015 sollen mutmaßlich Diskrimierungen belegen. In einer Gerichtsanhörung hieß es seitens der Behörde, dass sich die Untersuchung auf „systematische Unterschiede in der Bezahlung von Männern und Frauen in der ganzen Arbeitnehmerschaft" beziehe und weiter „Wir wollen verstehen, was die Unterschiede verursacht"so Janette Wipper. Zunächst hat das Ministerium Einsicht in die entsprechenden Unterlagen früherer Gechäftjahre angefordert, um zu herauszufinden, ob Google sich an die sogenannten Ethikregeln des Staates halte.
Google weist aktuell alle Vorwürfe zurück und weigert sich bisher seine Zahlen komplett offenzulegen. Konkrete Daten zu Gehältern hält das Unternehmen aus datenschutzrechtlichen geheim. Das Risiko, dass der Staat offiziell Klage gegen den IT-Riesen einreicht, könnte sich durch dieses umkooperative Verhalten vielleicht jedoch enorm erhöhen. Die Untersuchung ist aber auch deshalb in aller Munde, da Google noch vor kurzem stolz verkündete, den Gender Pay Gap zwischen Mann und Frau aufgehoben zu haben. Eigentlich also als Vorreiter in diesem Feld fungieren wollte. War das tatsächlich alles nur fürs Image inszeniert? Seit 2014 veröffentlicht Google in einem regelmäßigen Report Zahlen und Statistiken über die Zusammensetzung der Belegschaft, um Transparenz auf allen Ebenen zu demonstrieren. Demnach sind von den mehr als 70.000 Angestellten rund 31 Prozent Frauen – mehr als in anderen Unternehmen, aber zumindest noch immer ein Beleg dafür, dass Frauen im Unternehmen unterrepäsentiert sind.
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Gender Pay Gap im Silicon Valley hat System
Nun ist Google nicht das einzige Unternehmen im Silicon Valley (erst recht nicht weltweit ), das sich negativen Schlagzeilen bezüglich des Gender Pay Gaps ausgesetzt sehen muss. Vor kurzem geriet etwa das amerikanische Pricate Car Sharing-Portal UBER ins Kreuzfeuer der Medien, da es deutlich weniger Frauen in dem Konzern gäbe. Zudem erhob eine ehemalige Mitarbeiterin Vorwürfe der sexuellen Belästigung und machte diese in einem Blogeintrag öffentlich. Seither steht der Geschäftsführer unter Druck. Auch der Spitzenwechsel bei Yahoo sorgte für Aufregung. Der Nachfolger von Marissa Mayer, Thomas McInerney, soll doppelt so viel Gehalt kassieren wie die Ex-Yahoo-Chefin - und das sogar für weniger Arbeit.
Die amerikanischen Tech-Firmen gelten als Traumarbeitgeber schlechthin und üben mittlerweile auch über die Grenzen Amerikas hinaus unübersehbaren Einfluss auf die Gestaltung von Arbeitsstrukturen-und Bedigungen aus. In Punkto Gleichberechtigung und Lohngleichheit eilt dem Silicon Valley aber nach wie vor ein schlechter Ruf voraus. Auch wenn der Gender Pay Gab in Amerika statistisch gesehen höher ist als in Europa, muss gerade die Tech-Branche, die wie keine andere für Fortschritt und Innovation steht, den Vorwurf von Diskriminierung aus dem Weg räumen. Sollte sich der Verdacht gegen Google erhärten, wäre damit sicherlich nur die Spitze des Eisbergs entlarvt. Dieser Fall ist aber deshalb besonders brisant, da zum ersten Mal der Staat ermittelt. Ob es zu Prozessen kommt, bleibt offen. Denn Donald Trump hat bereits einige Meilensteine Obamas, unter anderem auch Antidiskriminierungsregeln, wieder aufgehoben.

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