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#ReclaimingNAFRI: So wehren sich Betroffene gegen das Stigma der Silvesternacht

Die lauten Stimmen um die Kölner Polizei und den Racial-Profiling-Vorwurf der Silvesternacht sind mittlerweile zwar weitgehend verstummt, doch der Schock bei Betroffenen sitzt noch immer tief. Die Nachricht über den Vorfall an sich war bei Weitem nicht so erschütternd wie die Mehrheit der Reaktion der Menschen. Auf der einen Seite gab es die zutiefst verschreckte Fraktion, die gar nicht fassen konnte, was da passiert war. Auf der anderen Seite gab es eine große Masse an Menschen, die sich unbeeindruckt, gar überheblich zeigte. „Mit 18 hatte ich einen dunklen Vollbart und trug die Haare wie Jimi Hendrix. Ich war damals in den 1970igern das, was heute im Polizeijargon der Nafri ist, sprich, ich wurde immer kontrolliert“ schreibt ein Kommentator auf der Facebookseite der Süddeutschen Zeitung. „Ich war natürlich clean, und irgendwie hatte ich damit auch kein Problem.“ Ein weiterer äußert sich eher drastisch: „Die politisch äußerst korrekten Gutmenschen mal wieder, meine Güte, was für realitätsfremde Heulsusen. Die sollten sich mal lieber die Frage stellen, warum man in bestimmten Ecken besser nicht mehr alleine durch die Gegend läuft und das kriminelle Dreckspack nicht endlich dahin zurückgeschickt wird, wo es herkommt.“ Schockiert über die Existenz von Racial Profiling war auch ich nicht. Über diese Reaktionen jedoch schon. Wer sind diese Menschen, dass sie glauben, bestimmen zu können, wann ich mich verletzt zu fühlen habe und wann nicht? Und warum genau hat man eigentlich nur die Wahl zwischen sexueller Belästigung und Gewalt auf der Straße oder Rassismus? Das kommt bei mir auch einen Monat später noch nicht an: der Schock über das schiere Unverständnis von allen Seiten. Unter dem Hashtag #ReclaimingNafri wollen wir versuchen, Betroffenen eine Stimme zu geben. Wir wollen Frauen mit nordafrikanischem Hintergrund zu Wort kommen lassen, damit die Bedeutung des Wortes nicht von Menschen bestimmt wird, die nicht betroffen sind. Und wir wollen den öffentlichen Diskurs, der zwar über uns, nicht jedoch mit oder durch uns geführt wird, mitbestimmen. Ich habe das in Angriff genommen und haben gemeinsam mit Asma Rahoma und Amina Rayan den Anfang gemacht. Im Video bemerkt man, dass auch unter Nafris ganz unterschiedliche Auffassungen des Begriffs und des Umgangs mit ihm existieren. „Ich persönlich zum Beispiel erlebe im Alltag eher kein Racial Profiling, weil ich relativ weiß geraten bin, sodass ich durch die Welt laufen kann, ohne als Nafri ‚erkannt‘ zu werden“, so Rayan im Interview. „Das Wichtige ist jedoch, dass Racial Profiling [in der Silvesternacht in Köln] stattfinden sollte und dass die Absicht da war. Darüber sollten wir reden.“ Und genau das tun wir. #ReclaimingNafri.

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