Vor rund einer Woche machten News um die mit Augmented Reality erweiterte neue Ausgabe des W Magazines die Runde im Netz. Wer sich darunter nun nichts vorstellen kann, hier eine knappe Erklärung: Augmented Reality bedeutet im Printbereich zumeist, dass die abgedruckten Bilder mithilfe des Smartphones zum Leben erweckt werden. Blättert man durch die Septemberausgabe des W Magazine, so stößt man immer wieder auf Content, der mithilfe des Smartphones und einer passenden App über das Bild sozusagen hinauswächst. Coverstar Katy Perry spricht zum Betrachter, Bilder erscheinen plötzlich in 3D oder werden zu kleinen Clips.
Interactive Features nennt das das W Magazine und das klingt alles sehr nach Zukunft. Wenn ... ja, wenn Augmented Reality schon so ein verdammt alter Hut wäre. Zahlreiche Magazine haben dieses Feature schon präsentiert. Darunter auch das SZ Magazin und das war im Jahre 2010. Natürlich ist es eine feine Sache, wenn Content über sich hinauswächst und den physischen Grenzen eines Printmagazins entkommen kann. Das ist ein bisschen Matrix meets Harry Potter und ich mag beides. Aber bitte verkauft mir das doch nicht 2017 als neu. Ich habe live im Internet gesehen, wie ein Mann aus der Stratosphäre auf die Erde gesprungen ist, da lockt mich ein kleiner Clip auf dem Smartphone nicht mehr wirklich hinter dem Ofen hervor.
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Ich will jetzt nicht so tun, als wäre ich der krasseste Tech-Nerd. Im Gegenteil, ich besitze keine Anlage, sage „fernseh gucken” und die gößte technische Errungenschaft in meinem Alltag ist das Onlinebanking. Doch ich merke, wenn etwas eine Spur zu arg als technischer Meisterstreich verkauft wird. Da wären zum Beispiel auch QR-Codes. Das steht für Qick Response und es sind diese lustigen, viereckigen Codes, die euch beim Abscannen mit dem Handy zumeist auf eine Werbeseite, in einen Store oder zu einem Infofilmchen führen die dann euer Datenvolumen verbauchen. QR-Codes sind etwas für Verkehrsbetriebe, Parteien und Schokoriegelmarken. Augmented Reality wiederum ist Zukunft für die Generation 60+.
Man kann ja froh sein, wenn die Digital Natives heutzutage überhaupt noch Magazine in die Hand nehmen. Unwahrscheinlich, dass da noch groß mit dem Smartphone rumhantiert wird, um sich Clips anzuschauen, die es inzwischen vermutlich sogar schon auf Youtube, Instagram oder der Website von W Magazine gibt. Was bei all meinem Genörgel natürlich unangetastet bleibt, ist die Tatsache, das mit Steven Klein ein Modefotograf ersten Ranges für sowohl das Cover mit Katy Perry als auch Teile des Contents verantwortlich zeichnet und man bei all den technischen Schwurbeleien das W Magazine auch einfach in Ruhe lesen kann. Multitasking ist ohnehin nicht gesund.
Weiterlesen? Wie wäre es hiermit:
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