Franziska Puscas hat einen ungewöhnlichen Job: Sie gibt Schmuseeinheiten gegen Bares. Sie hält Händchen, krault sanft den Rücken und streichelt das Gesicht – je nachdem, was der Kunde sich wünscht. Für 89 Euro die Stunde verwöhnt die zweifache Mutter ihre Klienten eine Stunde lang mit körperlicher Nähe – rein platonisch! Die Hamburgerin ist eine professionelle Kuschlerin. „Ich biete Körperkontakt für Menschen, die einsam sind, an. Ganz simpel: Ich kuschel mit Menschen“, erklärt die zweifache Mutter. „Körperkontakt ist wichtig für unsere seelische und psychische Gesundheit. Also Streicheln, leichtes Massieren, in den Arm nehmen und sich anlehnen können. Einfach einen anderen Menschen fühlen zu können. Und das alles voll bekleidet, absichtslos auf einer sehr platonischen Ebene.“ Damit es keine Missverständnisse gibt, hat Franciska Spielregeln aufgestellt: Berührungen im Intimbereich sind tabu. Alkohol ist verboten und auf seine Hygiene sollte man achten.
Den Service, den Franciska anbietet, ist noch immer ein ziemliches Novum in Deutschland. „Natürlich kann man sich massieren lassen, zum Friseur gehen oder ins Rotlichtmilieu, wenn man menschliche Nähe sucht – das sind alles wunderbare Angebote, aber diese eine Nische war eben noch nicht besetzt“, sagt sie.
Bevor sich die Kuschlerin mit Umarmungen ihren Lebensunterhalt verdient hat, war sie Sekretärin. „Ich war in einem Maschinenbauunternehmen, in der freien Wirtschaft und habe gemerkt, dass die Menschlichkeit fehlt. In unserer Arbeitswelt geht es so wenig um das Miteinander – es geht eher um Leistung, mehr Umsatz, mehr Zahlen…. Mehr, mehr mehr. Das war mir irgendwann nicht mehr wichtig, da habe ich gemerkt, hier geht es um was anderes, meine Prioritäten haben sich verschoben.“
Der Entschluss professionell zu schmusen, war für sie eine Herzensentscheidung. „Ich habe mich gefragt, was es braucht, damit der Mensch glücklich und gesund ist. Auch bei mir gab es eine Zeit in meinem Leben, in der mir ganz bewusst wurde, wie gut mir Berührung tut. Ich bin viel zur Massage gegangen und habe ähnliche Angebote genutzt. Dabei habe ich gemerkt, egal, wie schwer es gerade ist – nach Berührung geht es mir immer besser. Ich fühle mich kraftvoller und aufgetankt und mir wurde klar, das kommt von dem Kontakt. Davon, dass jemand für mich da ist.“
Von einem Freund erfuhr Franciska schließlich von den „professional Cuddlers“ in Amerika. Jaqueline Samuels gründete 2012 in New York ihre „Snuggery“ und kassiert seitdem pro Schmuseminute einen Dollar. Das Geschäft läuft gut. Professionelle Kuschelagenturen gibt es inzwischen in ganz Amerika. „Als ich davon hörte, habe ich gedacht, so was will ich auch machen. Ein Kuscheldienst gehört in diese Welt!“
Seit letztem Jahr bietet Franciska nun ihre „Seelenmassage“ an. Die meisten ihrer Kunden sind Männer. „Ich weiß nicht, ob Frauen das nicht so sehr brauchen, oder Männer sich einfach eher trauen.“ Franciska sieht sich als Tabubrecherin.
„Jeder gibt zu, wenn er bei einer Massage war. Es ist inzwischen sogar kein Problem zuzugeben zu einer Prostituierten zu gehen – aber für’s Kuscheln bezahlen? Diese vermeintliche Schwäche zeigt man bei uns in Deutschland noch nicht gerne, aber ich glaube, das kommt.“ Die Profi-Kuschlerin ist überzeugt von ihrem Konzept. Sie weiß, dass viele Erwachsene Hemmungen haben, im privaten Umfeld, um Nähe zu bitten. „Ich glaube, es fällt uns einfacher jemanden zu bezahlen, als einer Freundin zu sagen: Nimm mich doch mal eine Stunde in den Arm. Man muss nichts leisten, nichts zurückgeben, nur bezahlen.“
Mehr zu Franciska und ihrem Service finden Sie auf www.seelenmassage-hamburg.de.
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