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Eine Woche in Bremerhaven als Volontärin mit einem Jahreseinkommen von 24.445 €

Willkommen bei Money Diaries! Einem Format, in dem wir das allgegenwärtige Tabu Geld angehen. Wir fragen echte Menschen, wie sie ihr hart verdientes Geld sieben Tage lang ausgeben – und verfolgen jeden Cent. Diese Woche: Eine 34-Jährige aus Bremerhaven, die als Volontärin in einem Museum arbeitet.
Beruf: Wissenschaftliche Volontärin in einem Museum
Branche: Kultur und Forschung
Alter: 34
Ort: Bremerhaven
Jahreseinkommen (Brutto): 24.445,80 €
Monatliches Einkommen (Netto): 1.436 € 
Anzahl deiner Mitbewohner_innen: 1
Pronomen: sie / ihr
Nach vielen Jahren im Ausland bin ich vor wenigen Monaten nach Deutschland gezogen, um wieder näher bei meiner Familie zu sein – durch die Covid-Reisebeschränkungen war das in den letzten 18 Monaten nur schwer möglich. Ein Museum hat mir eine Volontariatsstelle angeboten, die ich spannend fand. Die Bezahlung ist mies, da die Stelle als “Ausbildungsverhältnis” deklariert wird und einen Einstieg (und hoffentlich Aufstieg?!) in die Museumsarbeit ermöglichen soll. Der Umzug hat den Großteil meiner Ersparnisse aufgebraucht. Zudem muss ich mich zurzeit mit sehr grundlegenden finanziellen Fragen auseinandersetzen: Wie viel Miete kann ich mir leisten? Wie kann ich Rentenpunkte mit nach Deutschland bringen? Ich versuche daher so sparsam wie möglich zu leben, um wieder meinen Notgroschen aufzubauen. 
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Monatliche Ausgaben 

Wie viel zahlst du fürs Wohnen?
Ich kalkuliere mit ca. 700 € Warmmiete – inklusive Strom, Gas, Internet und GEZ. Ich wohne alleine in einer Drei-Zimmer Wohnung. Bremerhaven ist im Vergleich zu vielen anderen Städten noch günstig. Wer weiß, wann ich mir so etwas wieder leisten kann. Ich bezahle ca. 50 % meines Nettoeinkommens für meine Wohnung, aber das ist es mir wert. Falls ich doch mal etwas mehr Geld benötige, kann ich mein Gästezimmer untervermieten, das habe ich schon mit dem Vermieter abgesprochen.
Zahlst du einen monatlichen Kredit oder Ähnliches ab?
Ich habe meinen Studienkredit und Bafög in den ersten Jahren nach meinem Masterabschluss abbezahlt und habe nun seit einigen Jahren zwar nicht viel Geld, aber auch keine Schulden. Das war wohl der wichtigste Ratschlag, den meine Mutter mir zum Thema Finanzen mitgeben hat: Gib kein Geld aus, das du (noch) nicht hast. 
Hast du etwas gespart, wenn ja, wie viel hast du auf der Seite liegen? 
Mein Umzug hat einiges gekostet und ich muss immer noch einige Möbel anschaffen. Obwohl ich versuche alles gebraucht zu kaufen, geht dafür einiges drauf. Ich habe aber wieder knapp ein Monatsgehalt (1.400 €) auf dem Tagesgeldkonto, und jeden Monat kommen 100 € per Dauerauftrag dazu, um wieder einen Notgroschen aufzubauen. Ich peile knapp drei Monate Nettogehalt an, um einen Puffer für Notfälle – wie zum Beispiel eine kaputte Waschmaschine – zu haben. 
Zudem habe ich zurzeit ca. 1.500 € auf meinem Girokonto. Dort geht mein Gehalt ein und alle Rechnungen ab. Was übrig bleibt, ist als Budget für Alltag, Lebensmittel und Reisen gedacht, ich kalkuliere dabei ungefähr mit 500 €. Wenn das Geld weg ist, muss ich bis zum nächsten Monat warten. 
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Was gibst du noch an monatlichen Fixkosten aus? 
Handy, Spotify, Netflix und ein Online-Yoga-Abo kosten insgesamt ungefähr 70 €. Da einige Streamingdienste in einer anderen Währung von meinem Konto im Ausland abgebucht werden, ist das gerade etwas unübersichtlich. Ansonsten bezahle ich jährlich 50 € für eine Haftpflichtversicherung und spende schon seit vielen Jahren 60 € im Jahr per Dauerauftrag an eine Organisation. 
Legst du etwas für deine Rente zurück?:
Zurzeit gebe ich 50 € im Monat in einen ETF-Sparplan. Der wird aufgestockt, wenn mein Notgroschen wieder aufgefüllt ist und etwas mehr Gehalt reinkommt. Im Idealfall schaffe ich es in den nächsten Jahren, diesen Sparplan auf mindestens 250 € im Monat auszubauen, um mich selbst im Alter mit Geld versorgen zu können. Dadurch, dass ich im Ausland gearbeitet habe und das auch wieder vorhabe, wird meine deutsche Rente nämlich eher klein ausfallen.
Wie hast du dich während des Studiums finanziert? 
Ich habe einen Bachelor und einen Master an einer Uni in den neuen Bundesländern gemacht. Die Lebenshaltungskosten waren damals noch relativ gering –  mit 500 € BAföG und Unterhalt konnte ich meine Fixkosten tragen. Studiengebühren gab es keine. Dazu habe ich auch immer einen Nebenjob gehabt und als studentische Hilfskraft ca. 300 € im Monat dazu verdient. Ich bin dann über ein Stipendium für eine Doktorarbeit nach Großbritannien gekommen, auch dort habe ich an der Uni und anderweitig gearbeitet, um mein Leben zu finanzieren.
Welche Rolle hat Geld in deiner Kindheit gespielt? 
Meine Mutter war mit drei Kindern alleinerziehend. Sie konnte daher lange Zeit nur in Teilzeit arbeiten, wir wurden mit Sozialleistungen unterstützt. Sie konnte allerdings gut mit Geld umgehen und ich hatte nicht das Gefühl, dass uns viel fehlte. Heute ist ihre Rente sehr klein, auch ein Grund, warum ich versuche, für mich selbst vorzusorgen. Mein Vater hat uns Kinder finanziell unterstützt, wo es ging. Generell haben wir von beiden Eltern einen guten Umgang mit Geld gelernt. Klar war immer, dass Konsumkredite keine gute Sache sind und nur Geld ausgegeben wird, das man auch auf seinem Konto hat.
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Wann bist du zu Hause ausgezogen?
Ausgezogen bin ich mit 19, zum Beginn des Studiums. Meine Uni-Stadt war über 5 Zugstunden entfernt, da war es überhaupt keine Option, nicht auszuziehen. Mein Kinderzimmer wurde dann auch sofort umgestaltet und untervermietet. 
Bist du finanziell unabhängig? 
In meinem Masterstudium habe ich noch etwas Geld über BAföG und etwas Unterhalt von meinem Vater bezogen. Seitdem finanziere ich mich selbst. Oft nur mit sehr wenig Geld, aber ich habe auch gleich angefangen, meine Studienschulden abzubezahlen. Meine Eltern haben mir allerdings noch mehrmals mit Geld ausgeholfen, wenn es um Kautionen für Wohnungen ging. Die sind ja oft so hoch, dass es ohne eigene Ersparnisse eng wird.

Gibt es jemanden aus deiner Familie, der / die Geld für dich auslegt oder zurücklegt?
Ich kalkuliere nicht mit einem Erbe. Meine Mutter besitzt eine kleine selbstbewohnte Immobilie, aber ich denke, diese wird in den nächsten Jahren noch für ihre eigenen finanziellen Bedürfnisse wie Aufbesserung der Rente und die Pflege verkauft werden müssen. Bei meinem Vater ist es ähnlich. Ich finde das auch in Ordnung, meine Eltern stehen in keiner Pflicht für uns vorzusorgen. 
Was war dein erster Job und wie hast du ihn bekommen?
Als ersten Job habe ich Werbeprospekte und Sonntagszeitungen austragen. Da war ich 13 und habe den Job von meinem großen Bruder übernommen! Ab dann habe ich eigentlich immer irgendetwas gemacht, um Geld zu verdienen: Callcenter, Nachhilfe, Umfragen ...
Machst du dir aktuell Geldsorgen?
Ja, sehr. Ich komme mit meinem Geld hin, habe aber Sorgen, dass ich mein Gehalt nicht steigern kann und daher wenig auf die Seite legen kann. Bisher habe ich es aber auch mit wenig Geld geschafft, viel zu reisen und zu erleben. Zudem gehe ich keine finanziellen Verpflichtungen ein, bei denen ich mir Sorgen machen müsste, eventuell die Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können. Mehr Gedanken mache ich mir darüber, ob ich es schaffe, für mich vorzusorgen. 
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Erzielst du passives Einkommen?
Nein, das muss aber dringend geändert werden. Wie genau ich ein passives Einkommen aufbauen könnte, weiß ich noch nicht. Das wäre wohl mal ein Plan für das kommende Jahr!
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Montag 

Diese Woche ist vollgepackt mit Arbeitsterminen, weshalb ich schon um 8:00 am Schreibtisch sitze. Ich fahre wie fast immer mit dem Rad zur Arbeit und habe daher keine extra Kosten. Nur bei schlimmen Regen oder Glatteis nehme ich den Bus, wenn ich denn kein Homeoffice machen kann. Heute komme ich aber ins Büro, denn unsere Chefin hat nach dem monatlichen Team Meeting am Mittag zum Kinderpunsch auf den Weihnachtsmarkt eingeladen. Am Nachmittag hole ich im Supermarkt eine Sojamilch für die Büroküche, veganen Instant-Cappuccino mit Hafer, und ein Sandwich für den Nachmittagshunger (4.93 €).
Am Abend habe ich eine Stunde Gitarrenunterricht (18 €). Ich habe meine Gitarre schon seit sechs Jahren und sie hat so einige (auch internationale) Umzüge mitgemacht. Für das Jahr 2021 habe ich mir ein Ultimatum gesetzt: Spielen lernen oder verkaufen. 
Tagesfazit: 22,93 €

Dienstag

Ich habe mir Mittagessen ins Büro mitgenommen und habe daher bis 18 Uhr keinen Grund, Geld auszugeben. Nach der Arbeit treffe ich mich mit einem Arbeitskollegen für einen Umtrunk auf dem Weihnachtsmarkt. Ich esse eine Portion Pommes, damit ich nicht gleich betrunken bin (3 €), dann trinken wir zwei Runden Kirsch-Met mit einem Schuss Amaretto (10 €). Ich bin eigentlich kein Fan von Weihnachtsmärkten in Innenstädten, aber wir haben eine hübsche kleine Ecke gefunden und ich bin schon fast in Weihnachtsstimmung! 
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Tagesfazit: 13 €

Mittwoch

Heute Homeoffice! Ich treffe mich mit einer Arbeitskollegin in einem portugiesischen Café um die Ecke, denn wir müssen ein Projekt besprechen. Es gibt Milchkaffee, überbackene Croissants und Pastel de Nata – netterweise übernimmt sie die Rechnung, nächstes Mal bin ich dann dran!
Auf dem Rückweg muss ich Batterien und Apfelschorle für eine Veranstaltung im Museum morgen besorgen. Einen reduzierten Haferjoghurt nehme ich auch noch mit. Insgesamt zahle ich 7, 56 €, wovon ich mir eigentlich Geld per Rechnung wiedergeben lassen kann. Werde ich aber eh vergessen oder den Kassenzettel vorher verlieren, geht also auf mich! Danach halte ich noch kurz bei einem Secondhand-Shop, nur um “mal zu gucken”. Leider ergebnislos. 
Zum Abendessen gibt es Reste aus dem Kühlschrank, der Salatkopf hat mich schon länger etwas traurig angeschaut. Ich beschließe am Abend endlich eine Bestellung für ein Probe-Pflegeset (32.45 €) einer hochwertigen Kosmetikmarke aufzugeben. Ich kämpfe schon länger mit trockener und roter Haut, im Winter wird es besonders schlimm. 
Tagesfazit: 40,01 €

Donnerstag

Heute habe ich einen langen Tag vor mir, weil eine Abendveranstaltung im Museum stattfindet. Durch den Tag komme ich mit belegten Brötchen und einem Mandelhörnchen vom Bäcker. Ich kaufe dort außerdem eine Tüte Weihnachtsgebäck für unser Kassenpersonal, die müssen nämlich heute auch etwas länger bleiben. Ich zeige meine Dankbarkeit daher mit schokoladenüberzogenen Printen! Preis für alle Backwaren: 11, 30 €
Tagesfazit: 11,30 €

Freitag

Heute steht wieder ein langer Homeoffice-Tag mit vielen Zoom-Meetings an. Der Kaffee schmeckt zu Hause besser und ich schaffe es sogar Mittagessen zu kochen, daher wird hier heute kein extra Geld ausgegeben. Dafür geht eine dicke Rechnung von 108,20 € von meinem Konto ab: Mein Internet lief bis jetzt noch über die Vormieterin und mein neuer Anbieter hat die Anschlussgebühren, erste Rechnung, und meinen Handyvertrag auf einmal verrechnet. Ich bin froh, dass ich immer einen Puffer auf meinem Konto habe um solche Dinge aufzufangen und nicht bis zum nächsten Gehalt ohne Geld dastehe. Statt auszugehen beschließe ich meinen Netflix-Account zu nutzen und Serien zu gucken. Ich widerstehe dem Gedanken eine Pizza zu bestellen und koche stattdessen Pasta. Die Zutaten habe ich noch zu Hause.
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Tagesfazit: 108,20 €

Samstag

Statt Lebensmittel einzukaufen, beschließe ich, Reste aufzubrauchen, bevor ich über Weihnachten wegfahre. Ich bespreche Weihnachtsgeschenke mit meiner Schwester. Wir schenken uns eigentlich nur noch Kleinigkeiten und legen stattdessen Geld zusammen, um meiner Mutter und meinen Neffen gemeinsam etwas zu schenken. Um diese Geschenke hat sie sich gekümmert – ich überweise ihr 80 € als meinen Anteil. Im Allgemeinen sind Weihnachtsgeschenke nicht besonders wichtig in unserer Familie. Ich rechne mit ca. 50 € für ein paar Dinge, die ich noch besorgen möchte: Einen Zoo-Gutschein für meinen Bruder und seiner Familie und etwas Keramik für meine Schwester und Mutter. Ansonsten legen noch etwas Geld zusammen, um Essen und Wein für das Weihnachtsessen zu finanzieren. Ich rechne mit ca. 200 € Budget für Weihnachten dieses Jahr.  
Tagesfazit: 80 €

Sonntag

Heute liege ich mit Migräne flach - Aua. Kein Geld ausgegeben, immerhin!
Tagesfazit: 0 €

Zusammenfassung: 
Essen & Trinken: 30.23 €
Gitarrenunterricht: 18 € 
Kleidung & Kosmetik: 32,45 €
Weitere: 6,65 € für Arbeitsausgaben, 80 € Weihnachtsgeschenke, 108, 20 € für den neuen Internetanschluss und die Handyrechnung
Kosten insgesamt: 275,53 €
Fazit: Insgesamt war diese Woche eher untypisch, ich hatte viel auf der Arbeit zu tun und war am Wochenende nicht unterwegs. Da ich nicht wirklich Lebensmittel im Supermarkt gekauft habe und stattdessen Dinge zu Hause aufgebraucht habe, war das Auswärtsessen beim Bäcker und auf dem Weihnachtsmarkt total im Budget. Ich bin immer wieder überrascht wie lange man ohne Einkaufen noch was zu essen hat, und ich versuche definitiv weniger Lebensmittel zu verschwenden. Die Rechnung von 108,20 € war nur durch die einmaligen Anschlusskosten und Router so teuer, eigentlich sind die Kosten für Internet und Telefon ja schon in meinen monatlichen Fixkosten einkalkuliert. Auch die 80 € für Weihnachtsgeschenke waren schon kalkuliert, einzig die Hautpflegebestellung war nicht geplant. 

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