Laut einer am Freitag veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young, haben Frauen in DAX-Vorständen in diesem Jahr erstmals mehr verdient als ihre männlichen Kollegen, die sich in vergleichbaren beruflichen Positionen befinden. Das hatte es bisher noch nie gegeben.
Insgesamt handelt es sich um 30 Unternehmen, die in der DAX-Liga mitspielen und in denen 18 Frauen im vergangenen Jahr im Schnitt 3 Millionen Euro Jahresverdienst mit nach Hause nahmen. Damit verdienten sie rund 5 Prozent (140.000 Euro) mehr als 125 Männer, die in vergleichbaren Positionen arbeiteten. Bei ihnen lag das Gehalt im Schnitt bei nur 2,86 Millionen. Noch vor zwei Jahren lagen Frauen gehaltstechnisch hinter ihren männlichen Kollegen. Während heute jeder achte Dax-Vorstand von einer Frau vertreten wird, war es 2013 nur jeder zehnte. Prozentual hat sich hier zumindest etwas getan.
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In den Vorständen der DAX-Unternehmen ist zumindest bei der Vergütung die Gleichberechtigung erreicht und die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen geschlossen.
Dr. Jens Massmann EY
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„In den Vorständen der DAX-Unternehmen ist zumindest bei der Vergütung die Gleichberechtigung erreicht und die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen geschlossen. Regulatorische Anpassungen wie sie das neue Entgelttransparenzgesetz der Bundesregierung vorschreibt, sind an dieser Stelle nicht notwendig“, erklärte Dr. Jens Massmann EY.
Was zunächst nach einem Meilenstein in der Geschichte der Gleichberechtigung klingt, wird durch einige, wesentliche Fakten in Teilen wieder relativiert: Die Berechnung von EY klammert beispielsweise die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden (CEOs) komplett aus. Kein einziger der Spitzenposten ist nach wie vor von einer Frauen besetzt. Und auch, wenn auf Frauen auf finanzieller Ebene nachziehen bzw. die Männer erstmalig überholen – zahlenmäßig sind sie noch immer in der Unterzahl. Von über 200 Posten in den Vorständen sind nur 25 von Frauen besetzt. Nur jedes dritte DAX-Unternehmen weist überhaupt ein weibliches Mitglied auf.
EY führt als möglichen Grund für positive Gehaltsentwicklung unter anderem an, dass die Konzerne sich in den letzten Jahren verstärkt um weibliches Personal bemüht hätten. Aber auch, dass es schwer sei, geeignete Kandidatinnen zu finden, was dazu führe, dass der Marktwert der wenigen Frauen in Vorstandsräten rasant ansteige. Im Angesicht dieser Aussagen, kommt man nicht umher, sich auch zu fragen, ob dieser Erfolg im Sinne einer Quote nicht auch ein wenig „künstlich“ herbeigeführt wurde?
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