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Warum wir manche Menschen sympathischer als andere finden

Illustration: Louisa Cannell
Es liegt in der menschlichen Natur, nach Anerkennung von anderen zu streben. Um zu überleben, müssen wir uns unsere Beziehungen zu anderen Menschen zu Nutze machen. Aber abgesehen davon, dass wir uns in einer Gruppe sicherer fühlen, sind wir Menschen außerdem soziale Tiere. Deshalb ist unser Bedürfnis, mit anderen eine Verbindung aufzubauen und unsere eigenen Zugehörigkeitsbereiche zu finden, unerlässlich für unser psychisches Wohlbefinden.
Außerdem ist unser Bedürfnis nach sozialer Anerkennung weit verbreitet: Die Frage „Wie komme ich sympathisch rüber?“ liefert über neun Millionen Google-Ergebnisse, die viele Anleitungen und Tipps dazu enthalten.
Du unser Leben zum Glück nicht dem Dschungelcamp ähnelt, brauchen wir uns nicht so sehr mit der Machtdynamik innerhalb unserer Freund:innengruppen auseinanderzusetzen – jedenfalls nicht bewusst. Meistens denken wir nicht wirklich darüber nach, warum wir manche Menschen mögen und warum andere Personen uns mögen oder nicht.
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Einige von uns richten sich nach nicht greifbaren „Vibes“ oder suchen nach Ähnlichkeiten, während sich andere auf den Musikgeschmack oder sogar das Sternzeichen des Gegenübers konzentrieren. Obwohl es aber keine richtige oder falsche Art und Weise gibt, um mit jemandem (gut) auszukommen, gibt es dennoch wissenschaftliche Erklärungen dafür, wen wir sympathisch finden und wen (eher) nicht.
Jahrzehntelange Forschung hat gezeigt, dass soziale Kompetenz und die Frage, warum beliebte Menschen beliebt sind, seit Langem ein Anliegen für uns Menschen ist. Außerdem sind unzähligen Studien zufolge viele evolutionäre Faktoren (und Emotionen) daran beteiligt, ob wir eine Person sympathisch finden oder nicht.
Im Folgenden gehen wir auf einige der wichtigsten Faktoren ein, durch die wir andere Menschen anziehen oder in manchen Fällen abschrecken.
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Der Pratfall-Effekt

Der Pratfall-Effekt widerspricht eigentlich allem, was du zu Schulzeiten in Sachen soziale Dynamik gelernt hast. Dieses psychologische Phänomen zeigt, dass Menschen, die Fehler machen, eher als sympathisch angesehen werden. Damit impliziert es auch, dass diejenigen, die als „perfekt“ und „fehlerfrei“ wahrgenommen werden, als unsympathisch rüberkommen können.
Diese Ergebnisse stammen aus einer Studie des Sozialpsychologen Elliot Aronson aus den 1960er Jahren, der eine Gruppe von Personen beim Beantworten von Quiz-Fragen aufzeichnete. Diejenigen, die sich geirrt hatten oder denen ein Ausrutscher passiert war (z. B. indem sie Kaffee über sich verschüttet hatten), wurden als sympathischer eingestuft als jene Personen, die keine Fehler begangen hatten oder denen kein Missgeschick widerfahren war.
Das ergibt auch Sinn. Wie Brené Brown immer wieder betont, setzt Verletzlichkeit Mut voraus und ermöglicht es uns letztlich, Verbindungen zu anderen aufzubauen. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum diese Eigenschaft als liebenswert wahrgenommen wird.
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Gemeinsamkeiten

Wenn es um Sympathie geht, mögen wir das, was uns ähnelt. Das kann sich sowohl auf Eigenschaften beziehen, die wir tatsächlich aufweisen, als auch auf die Art und Weise, wie wir gerne wären.
Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass tatsächliche Gemeinsamkeiten weniger Einfluss auf das Sympathie-Level eines Mensches haben als eine wahrgenommene gemeinsame Grundlage: Möglicherweise fühlst du dich aufgrund der „Ausstrahlung" einer Person zu ihr hingezogen oder nimmst sie als sympathisch wahr, weil sie einen ähnlichen Geschmack wie du zu haben scheint.
Die Gründe dafür könnten einer Forschungsarbeit zufolge auf kognitive Bewertung zurückgeführt werden – also darauf, dass wir uns auf ein Merkmal einer Person konzentrieren und dazu neigen, die Lücken zu füllen, indem wir alle anderen Möglichkeiten, weshalb wir kompatibel sind oder nicht, verallgemeinern.
Ironischerweise ergab die Studie auch, dass Selbstentwicklung ein weiteres Schlüsselelement dieses Phänomens ist. Die Proband:innen berichteten, dass sie durch Interaktionen mit Menschen, die ihnen ähnlich waren, das Gefühl hatten, mehr zu profitieren und mehr Chancen für Wachstum zu erleben, als durch jene mit Leuten, die ihnen unähnlich waren.
Im Grunde genommen halten wir alle nach Bestätigung Ausschau und verbringen einen Großteil unseres Lebens damit, nach unserem Stamm zu suchen.

Mit Schmeicheleien kommst du weit

An dieser Aussage ist viel Wahres dran.
Das Gefühl, selbst für kleine, alltägliche Aufgaben, die nicht unbedingt besondere Fähigkeiten erfordern, wertgeschätzt und anerkannt zu werden, lässt uns innerlich ganz weich werden und stimuliert unser Gehirn. Das lässt sich laut einer Studie mit der Emotion vergleichen, die wir empfinden, wenn wir Geld erhalten.
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Diese Forschungsarbeit, die 2012 durchgeführt wurde, zeigt, dass Menschen bei Übungen besser abschneiden, wenn sie gelobt werden. Das beweist, wie wichtig positive Verstärkung ist – insbesondere beim Lernen und bei der Rehabilitation. Auch nonverbale Signale wie aktives Zuhören oder Nicken können sich als ermutigend erweisen.
Als menschliche Wesen, die in einer unsicheren und kritischen Welt leben, sind wir von Natur aus sehr mit uns selbst beschäftigt. Das ist ganz natürlich. Eine Erinnerung daran, dass wir etwas richtig machen, oder dass wir dabei gut aussehen, kann also sehr hilfreich sein.
Da sich Menschen schließlich daran erinnern, wie sie sich in deiner Anwesenheit fühlen, solltest du dich vielleicht mit ein paar Schmeicheleien erkenntlich zeigen. Achte dabei aber darauf, dass sie angemessen sind.

Lass es in Sachen Komplimente cool angehen

Vielleicht hast du als Teenie schon einmal den Begriff „Arschkriecher:in“ zu hören bekommen. Abgesehen davon, dass Arschkriechen das genaue Gegenteil von cool ist, gibt es tatsächlich eine wissenschaftliche Erklärung dafür, warum wir Menschen, die wir für Arschkriecher:innen halten, unsympathisch finden.
So sehr wir Menschen Schmeicheleien auch lieben, bewirkt übertriebene Bewunderung das genaue Gegenteil. Das ist meistens dann der Fall, wenn wir zu viel Aufmerksamkeit von Personen erhalten, die wir nicht kennen, wodurch wir uns ganz schön unwohl fühlen können.
Es ist nicht einfach, den gesunden Mittelweg zu finden, aber gerade wenn es um Aufmerksamkeit und Komplimente geht, können nette Gesten schnell zu viel werden. Lass es also cool angehen.
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Letzten Endes ist Sympathie extrem subjektiv und lässt sich nicht auf eine Formel reduzieren, wenn es hart auf hart kommt. Darüber hinaus können sich Bemühungen darum, anderen Menschen zu gefallen, auf Kosten unserer eigenen geistigen Gesundheit gehen. Sei deshalb also vor allem freundlich und du selbst.

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