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Sie rasiert ihren Kopf, ist Teil der Drag-Szene & gerade deshalb erfolgreich als Model

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Sie liebt Drag, rasiert sich den Kopf und läuft inzwischen für Labels wie Public School, Marc Jacobs oder Fenty & Puma über den Laufsteg. Ihr Instagram-Account: Ein einziges Gesamtkunstwerk. Mehr als 470.000 Follower wollen ihre androgynen und extravaganten Looks, die mit gängigen Geschlechterrollen brechen, dort täglich sehen. Wer ist Jazzelle Zanaughtti aka @uglyworldwide, die aktuell auch international für Aufsehen in der Modewelt sorgt? Um das herauszufinden, haben die Macher der BREAD&&BUTTER sie kurzerhand nach Berlin eingeladen.
Im Rahmen eines Preview Events anlässlich der dritten BREAD&&BUTTER, die vom 31. August bis zum 2. September in Berlin stattfinden wird, hat Zalando vor kurzem nicht nur das neue „Pop-Up of Style und Culture“-Konzept und die kommenden Highlights des Events, das sich rund um das Neueste aus Mode und Musik dreht, vorgestellt, sondern sich im Rahmen eines Panels-Talks auch mit der Frage „What's Next in Style and Culture?“ beschäftigt. Eingeladen waren neben der 22-jährigen Jazzelle Zanaughtti weitere Protagonist*innen aus der internationalen Popkultur, die mit in ihrem Stil oder ihrer Musik gesellschaftliche Klischees in Frage stellen. Gemeinsam haben sie über Mode, neue Musiktrends und die Rolle von Social Media diskutiert. Wir konnten die selbstbewusste Jazzelle kurz vor dem Event zum Interview treffen und mit ihr über ein Leben zwischen Drag-Szene und Catwalk sprechen:
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Refinery29: Jazzelle, würdest du dich als Model oder als Künstlerin bezeichnen?
Jazzelle Zanaughtti: Als Künstlerin, die auch modelt.
Wann hast du denn mit dem Modeln angefangen?
Als ich noch sehr jung war. Aber ich mochte es nicht besonders, irgendwie bin ich da nicht richtig rein gekommen. Die Agentur, bei der ich damals unter Vertrag stand, konnte mit meiner Performance-Kunst, meinem Drag und meiner Arbeit in Clubs nichts anfangen, also haben sie mich gekickt. Daraufhin habe ich das mit dem Modeln erst einmal sein lassen. Ein paar Jahre später hat Nick Knight mich auf Instagram quasi wiederentdeckt – und zwar einen Tag, nachdem ich mir eine Glatze rasiert habe. Und dann hat alles seinen Lauf genommen.
Wann und wo genau hast du angefangen dich in der Drag-Szene zu bewegen?
Ich bin in Detroit aufgewachsen. Als ich ungefähr 17 war, habe ich entschieden, dass ich dort nicht mehr leben möchte, weil ich mich nicht wohl gefühlt habe. Ich wollte einen Neustart. Also bin ich nach Chicago gezogen, wo ich zunächst komplett auf mich allein gestellt war, ohne Freunde und Familie in der Nähe. Irgendwann habe ich auf der Straße, ich glaube sogar beim Zigarettenschnorren, Leute kennengelernt, die echt aussahen wie aus einem Film. Sie trugen Plateau-Schuhe, Spikes auf den Köpfen und sahen eben aus wie richtige Club-Kids. Und ich dachte nur: „Das sind genau die Leute, mit denen ich rumhängen will!“
Chicagos LGBTQ- und Drag-Szene ist weltweit bekannt. Waren die Leute offen dir gegenüber?
Ja, die waren alle total nett zu mir, wir haben uns ausgetauscht und sind dann zusammen durch die Clubs gezogen. Ich bin relativ schnell und ganz natürlich Teil der Community geworden. In Detroit hatte ich nie so viele Freunde und ich habe auch nie zuvor einen so starken Support gespürt.
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Du hast dich dort offensichtlich sehr wohl gefühlt?
Die Leute in Chicago haben mir Raum zum Wachsen gegeben, ich konnte mich in dieser Zeit persönlich ausprobieren und weiterentwickeln. Das hat mir wahnsinnig gut getan.
Welche Erfahrungen hast du als Person of color später in der Modeszene gemacht?
Ich werde von vielen eher als Weiße wahrgenommen, weil ich keine super dunkle Haut habe und jetzt gerade auch noch kurze blonde Haare trage. Persönlich habe ich meine Hautfarbe bisher noch nie als Nachteil empfunden, aber ich weiß, dass andere, vor allem schwarze Models, teils mit sehr großen Vorurteilen zu kämpfen haben.
Als ich noch längere, lockige Haare hatte, passierte es aber zum Beispiel ständig, dass die Haar- und Make-up-Artists bei meinen Jobs nicht mit meiner Haarstruktur umzugehen wussten. Ich habe mein Styling dann meistens selbst übernommen, weil die es einfach nicht hingekriegt haben. Ich finde, wir brauchen definitiv noch viel mehr Vielfalt in der Modeindustrie. Manche Brands machen das schon sehr gut und nutzen Diversity auch als eine Art Marketing-Tool. Virgil Abloh hat das für Louis Vuitton gerade wieder eindrucksvoll bewiesen, sein Model-Casting war super. Man hat von allem ein bisschen auf dem Laufsteg gesehen. Das sollte heute längst Standard sein.
Du bist dafür bekannt, dass du dich sehr extravagant und auffällig schminkst. Was bedeutet dir Make-up?
Für Make-up habe ich mich schon sehr früh interessiert. Ich habe damals als Kind die Schminke meiner Mutter für mich entdeckt und damit herumprobiert. Sie ist Krankenschwester, das heißt, sie hat nachts gearbeitet und tagsüber geschlafen. Bevor sie zu ihrer Schicht gegangen ist, hat sie sich geschminkt und dabei habe ich ihr zugesehen. Das war meine erste Berührung mit Make-up. Als ich älter wurde, gab es eine Phase, in der ich für mein Aussehen in der Schule gehänselt wurde. In dieser Zeit habe ich angefangen mich richtig zu schminken. Das hat mich natürlich nicht vor dem Mobbing meiner Mitschüler*innen geschützt, aber ich habe mich sicherer gefühlt. Irgendwann ist mein Make-up immer kreativer geworden und ich habe es eher als Kunstform verstanden, mit der ich mich ausdrücken kann.
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Fühlst du dich geschminkt selbstbewusster?
Es ist jetzt nicht so, dass ich mich ungeschminkt nicht aus dem Haus traue, ich brauche es nicht unbedingt. Mittlerweile bin ich allgemein viel selbstbewusster als damals. Trotzdem fühle ich mich mit Make-up noch stärker.
Willst du auch für deine Schönheit respektiert werden?
Nein. Ich möchte als Künstlerin, für meine Leidenschaft und für das, was ich zu sagen habe, respektiert werden. Äußere Schönheit ist vergänglich. Wahre Schönheit kommt von innen.
Was würdest du einem jungen Mädchen, das noch sehr unsicher ist, mit auf den Weg geben, damit sie eine selbstbewusste Frau wird?
Dass sie immer bei sich selbst bleiben soll. Und dass sie sich von der Meinung anderer Leute nicht beeinflussen lassen soll – auch, wenn die ihr weiß machen wollen, dass sie irgendetwas anders machen soll. Solange sie ein guter Mensch ist und niemanden verletzt, wird sie schon ihren Weg gehen. Sie sollte das tun, was sie will. Wir sollten alle viel mutiger sein und vielleicht manchmal auch mehr an unsere Grenzen gehen – auch im kleinen Rahmen. Wenn du noch nie farbigen Lidschatten getragen hast, dann probier’ es aus und schau’ wie sich das anfühlt. Wenn du nie Röcke getragen hast, versuch’ es doch einfach mal. Sei experimentierfreudig und probiere Dinge aus, das hilft dir dabei herauszufinden, wer du bist und wer du sein willst.
Du hast fast eine halbe Million Follower auf Instagram. Siehst du dich als Influencer?
Diese ganze Influencer-Diskussion verwirrt mich doch manchmal. Ich persönlich ziehe es vor als Künstlerin oder Aktivistin denn als Influencer bezeichnet zu werden. Es geht mir nicht darum, wie viele Leute mir bei Instagram folgen, sondern um meine Sache.
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Body Positivity war in den vergangenen Jahren ein großes und bestimmendes Thema. Mitunter hat es den Anschein, dass man inzwischen nicht einmal mehr sagen darf, wenn man seinen Körper nicht liebt oder unzufrieden mit sich selbst ist. Wie siehst du diese Entwicklung?
Menschen können manchmal sehr militant sein. Sie gehen sehr aggressiv vor, wenn sie eine Message verbreiten wollen. Wenn eine Frau ein Foto von sich postet und dazu schreibt, dass sie sich heute fett oder unwohl fühlt, dann wird heutzutage garantiert sofort ein mitleidiger oder ermutigender Kommentar inklusive des Hashtags #BodyPositivity darunter erscheinen. Aber eigentlich ist es doch komplett egal, was wir über die Frauen denken oder sagen, denn sie geht ihren eigenen, ganz persönlichen Weg. Wir sollten andere Menschen nicht beurteilen, nicht ständig kommentieren, sondern einfach akzeptieren, dass sie in diesem Moment mit sich struggelt. Wir alle tun das dann und wann. Wir müssen lernen zu verstehen, dass wir nicht von außen beeinflussen können, wie sich jemand fühlt.
Wo siehst du dich selbst in zehn Jahren?
Ich weiß nicht, was in zehn Jahren sein wird. Wenn man Dinge akribisch plant, setzt man sich selbst gleichzeitig auch gewisse Limits. Und darauf habe ich keine Lust. Zehn Jahre sind eine lange Zeit, alles kann passieren. Ich lebe von Tag zu Tag und versuche dabei das Beste aus mir herauszuholen.
Außerdem bist du mit 22 Jahren ja auch noch sehr jung…
Ganz genau.

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