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Wieso der US-Erfolg Crazy Rich Asians auch bei uns ein Hit werden muss

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Neben Black Panther hat kaum ein Kinostart in diesem Jahr einen ähnlich großen Media-Hype ausgelöst, wie Crazy Rich Asians. In den USA spielte die klassische und gleichzeitig bahnbrechend andere, romantische Liebesgeschichte um Rachel Chu (Constance Wu) und Nick Young (Henry Golding) allein am ersten Wochenende über 25 Millionen Dollar ein. Das gelang zuletzt Kevin Harts Rom-Com About Last Night im Jahr 2014. Die Parallele der zwei Liebeskomödien fällt direkt ins Auge: Die Casts setzen sich nicht aus kaukasischen Schauspieler*innen zusammen. Ein weiterer Beweis dafür, dass Diversität und korrekte kulturelle Repräsentation auch an den Kinokassen eine große Rolle spielt. Teil zwei und drei der Romanze seien bereits in Planung, wie unterschiedliche Outlets berichten – dem Erfolg nach zu urteilen, ist das keine große Überraschung, genauso wenig wie die zu 93 Prozent positiv ausfallenden Rezensionen auf der Fan-basierten Rating-Plattform Rotten Tomatoes.
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Die Story – und wieso es nicht nur darum geht

Stelle dir vor, du bist 25 Jahre alt und siehst einen Film mit einem rein asiatischen Cast. Aus irgendeinem Grund kannst du nicht aufhören zu weinen. Du hast einen solchen Cast noch nie in Hollywood gesehen. Alle sind wunderschön. Du bist froh, Chinesin zu sein.

Kimberly Yam
Rachel ist in den USA aufgewachsen, hat aber asiatische Wurzeln, die nicht weiter definiert werden. Ihr Freund Nick nimmt sie mit nach Singapur auf die Hochzeit seines besten Freundes. Es ist der erste Asientrip für die junge Professorin und niemand hätte sie auf das vorbereiten können, was sie dort erlebt. Die Youngs sind eine der reichsten Familien des Landes, ein Detail, das ihr Liebster bis zu diesem Zeitpunkt verschwiegen hatte. So beginnt die Reise durch eine Traumwelt aus Geld und Status, Kultur und Erbe, Tradition und Familie, Liebe und Vertrauen, Freundschaft und Unterstützung und allem, was für gute Unterhaltung sorgt – vor allem Unterhaltung für Menschen aller Backgrounds und aller Kulturen. Ich selbst bin in Polen aufgewachsen, war noch nie in Asien und habe sicher neben einer teilweise fehlenden Sensibilität auch viele Wissenslücken, was die Vielfalt an asiatischen Kulturen angeht. Und doch oder gerade deshalb habe ich den Film genossen.

Hat Hollywood es endlich verstanden?

Noch etwas ist bezeichnend für Crazy Rich Asians: Der Großteil des Ensembles ist weiblich! Bei uns in Deutschland startet die Romanze am kommenden Donnerstag in den Kinos, allerdings unter dem Titel Crazy Rich, obwohl das Alleinstellungsmerkmal bei diesem Streifen offensichtlich nicht der Reichtum der Young Familie ist, sondern es allem voran um die Erzählung einer Liebesgeschichte mit kulturell asiatischem Augenmerk geht. Schade, dass genau dieser Teil hierzulande gestrichen wurde. Von dem Kauf einer Kinokarte sollte dieses Versäumnis allerdings niemanden abhalten. Weil es eben so wichtig ist, dass sich Warner Bros. als eines der größten Produktionsstudios der Welt – nach einem verbitterten Kampf mit dem zweiten Global Player Netflix – die Rechte an der Romanverfilmung Kevin Kwans sicherte. Weil es so wichtig ist, dass sich der Cast zu 100 Prozent aus Schauspieler*innen mit den unterschiedlichsten asiatischen Backgrounds zusammensetzt und weil genau dieser Fakt einen öffentlichen Diskurs begonnen hat – einen Diskurs über Repräsentation und Vielfalt in den Medien und vor allem auf der großen Leinwand.
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Endlich geht es in Spielfilmlänge um den Versuch einer authentischen Abbildung von Menschen, die einer vermeintlichen Minderheit angehören, zu der im Übrigen mehr als 4 Milliarden Menschen weltweit zählen. Ein Versuch – wenn auch ein sehr guter – deshalb, weil jede*r eine ganz eigene Realität lebt und sich selbstverständlich nicht flächendeckend jede*r mit den in Crazy Rich Asians dargestellten Lebensformen oder kulturellen Eigenschaften identifizieren kann. Bekannter, vertrauter und heimischer wird sich der Film jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit anfühlen als beispielsweise Silver Linings Playbook, die The Fast & the Furios Reihe oder ähnliche Box-Office-Hits. Klischees mussten viele asiatische Darsteller in Hollywood lange genug bedienen, indem sie blonden Protagonistinnen Mani- und Pediküren verpassten, Restaurantleiter*innen verkörperten, die mit vor Stereotypen förmlich triefenden Akzenten sprechen mussten, die super intelligenten ITler spielten oder durchtrainierte Kampfsportler*innen mimten. Sieht man diese und andere Arten der Darstellung in Film und Fernsehen heute, zuckt man zusammen. Die Rolle des Prince Charming, der skeptischen und traditionsverliebten Mutter, der quirligen besten Freundin oder die des 'Girl Next Door' blieben ihnen zu lange verwehrt. Darum ist Crazy Rich Asians so wichtig.

Crazy Rich Asians und die Emotionen, die es bringt

Ich möchte mir als weiße Europäerin nicht anmaßen, die weitreichende Bedeutung eines Filmes wie Crazy Rich Asians für Asiat*innen zu deuten, geschweige denn diese anderen zu erklären. Weil auch Werke wie Black Panther oder das gemeinsame Album von Beyoncé und Jay-Z für Menschen mit afrikanischen Wurzeln einen ganz anderen Stellenwert haben als für mich, kann ich nur diejenigen sprechen lassen, um die es hier wirklich geht: Kimberly Yam ist Editor bei der Huffington Post, hat chinesische Wurzeln und zu diesem Thema einen Twitter-Thread veröffentlicht, den ich stattdessen hier sprechen lassen möchte.
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„Stelle dir vor, du bist acht Jahre alt, in der dritten Klasse und deine Schulklasse bestellt beim Chinesen. Dein Vater ist der Kurier und du freust dich, ihn in deiner Schule zu sehen. Er ist dein Held. Allerdings finden ihn deine Mitschüler*innen alles andere als cool. Sie lachen ihn aus und machen seinen Akzent nach. Du willst nicht mehr Chinesin sein.“
„Stelle dir vor, du bist 16 Jahre alt, es ist Halloween, zwei Mitschüler*innen sind als 'Asiatische Tourist*innen' verkleidet. Sie haben sich Tesafilm an die Augenlider geklebt, um die Form zu verziehen, Kameras um den Hals gebunden und zeigen das Peace-Zeichen. Du fühlst dich unwohl. Als ein*e Lehrer*in fragt, ob du die Verkleidung beleidigend findest, sagst du nein.“
„Stelle dir vor, du bist 25 Jahre alt und siehst einen Film mit einem rein asiatischen Cast. Aus irgendeinem Grund kannst du nicht aufhören zu weinen. Du hast einen solchen Cast noch nie in Hollywood gesehen. Alle sind wunderschön. Du bist froh, Chinesin zu sein.“

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