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Meine Freundin ist Chefin der inStyle, erfolgreicher & 16 Jahre älter als ich

Laura Brown betritt das New Yorker Restaurant Per Se an der Hand eines jungen Mannes mit überdurchschnittlich schönem Haar, dunklen Jeans und einem weißen Button-down-Hemd von Ralph Lauren. Die Hostess strahlt das Paar an: „Guten Abend, Ms.Brown! Sir, möchten Sie sich ein Jackett leihen?“
Verwirrt antwortet er: „Nein, vielen Dank. Ehrlich gesagt, ist mir etwas warm.“
Laura kneift ihn in den Arm. „Es gibt einen Dresscode, du Vogel!“ Die Hostess verschwindet und taucht ein paar Minuten später mit einem von Per Se gebrandeten Sportsakko wieder auf, das bei dem jungen Typen besser sitzt, als jedes andere Kleidungsstück, das er je getragen hat. Von seinem Fauxpas leicht peinlich berührt fühlt er sich trotzdem wie 007 und stolziert etwas aufgeblasen ins Restaurant. Das Per Se hat drei Michelin Sterne, dort zu essen ist also in etwa so, als würde man herausfinden, dass der Weihnachtsmann echt ist und einen auf die Liste der braven Kinder gesetzt hat.
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Laura hat ihre Einladung als Gratulation für ihre neue Position als Chefredakteurin der InStyle erhalten. Ich bin Brandon, der junge Mann, der in dem geliehenen Jackett an ihrem Arm hängt. Wir folgen der Hostess an unseren Tisch, auf dem eine festlich verzierte, handgeschriebene Platzkarte steht: „Laura Brown (And Brandon!)“
Der ganze Abend kommt mir wie eine perfekte Karikatur unserer Beziehung vor, die vor etwa einem Jahr begann. Ich lebte damals in Los Angeles und hätte meinen Englisch-Bachelor auch als Klopapier benutzen können. Ich machte Stand-Up-Comedy und arbeitete als Kellner im Sunset Tower Hotel, in dem Laura häufig als VIP-Gast übernachtete. An einem Morgen, ich war gerade in Flirtlaune, versagte mein Computer auf schicksalhafte Weise. Also musste ich ihre Rechnung per Hand schreiben und fügte eine kitschige Notiz mit der Bitte um ihre Nummer dazu (das erste und einzige Mal, dass ich sowas gemacht habe, ich schwöre).
Ich flog für unser erstes Date nach New York City und habe seitdem die Küsten gewechselt, um mit Laura in ihrem zauberhaften Apartment in Manhattan zu leben und meinen kometenhaften Aufstieg zu weltweiter Berühmtheit voranzutreiben (oder Hausmann zu werden – je nachdem, was zuerst kommt).
Laura ist 42 Jahre alt. Mit Blick auf den Halb-so-alt-plus-sieben-Algorithmus für soziale Akzeptanz von Altersunterschieden in romantischen Beziehungen bringen uns meine 26 Jahre hart an die Grenze der Anständigkeit. Aber das ist, was ich dazu denke: Wenn du einmal im Pool bist, brauchst du nur noch jemanden, der dir beim Schwimmen hilft.
Gelegentlich verbringe ich sogar Zeit mit Leuten meines Alters (was soll ich sagen, ich bin vielseitig). Und wenn ich es tue, wiederholt sich ein bestimmtes Muster. Das Gespräch geht von dem üblichen „Wie geht’s dir, wo lebst du, wie läuft's mit Instagram?“ dazu über, dass jemand fragt: „Und, wie geht’s deiner Freundin?“ Die anderen stimmen dann ein: „Ja, wie ist das so?“ Ich glaube, die Neugierde ist eine Kombination aus generellem Interesse am Altersunterschied zwischen Laura und mir sowie der Tatsache, dass sie erfolgreich ist – und dadurch auch ziemlich bekannt. Es scheint mir daher nur angemessen, sich diese Fragen auf einer Seite zu stellen, wo die Antworten wahrscheinlich niemals gelesen werden: einer Lifestyle-Seite für Frauen.
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Also, wie ist das wirklich, eine ältere Frau zu daten, die gerade richtig Karriere in der Modewelt macht und, was noch wichtiger ist, eine Legende auf Instagram ist?
Was mich als Erstes zu Laura gelockt hat, war die Tatsache, dass sie in meinem Service-Bereich saß. Ich erwischte mich dann allerdings dabei, dass ich mich immer häufiger in der Nähe ihres Tisches aufhielt, angezogen von ihrer offenen, unaffektierten, spaßigen Art. Sie lachte über meine Witze. Sie hat diesen starken Enthusiasmus, der in jedem Gespräch mit ihr aufflackert, als ob sie sagen würde: „ So, da sind wir also! Was hast du zu bieten?“ Und egal, wer ihr gegenübersteht – Kellner, Schauspieler, Flughafen Security – blüht automatisch auf. Und zwar wirklich jedes verdammte Mal! Es ist verrückt.
Jedenfalls hatten wir irgendwann genug geplänkelt, sodass es nur Teil eines ganz natürlichen Prozesses war, nach ihrer Nummer zu fragen. Aber als ich dann sah, wie sie ihre Nummer für mich aufschrieb, bekam ich plötzlich Angst, weil ich eine Grenze überschritten hatte, von der ich meinem Boss versprochen hatte, sie stets zu respektieren. Laura bemerkte meine Angst und stachelte mich an. Ihre exakten Worte waren: „Schreib mir. Das ist eine Herausforderung.“ Später schickte ich ihr eine Nachricht, von der ich finde, sie sollte im Smithsonian archiviert werden. Sie lautete: „Hallo. Ich habe in der Vergangenheit viele Herausforderungen abgelehnt, dir zu schreiben, erfordert also eine riesige Portion Mut.“
Damals wusste ich wirklich gar nichts über die Modeindustrie. Ich gab mir keine Mühe, mich gut anzuziehen, und hatte erst recht keine Ahnung, wer Laura Brown war. Zunächst schickten wir uns Nachrichten durchs ganze Land, fingen dann an zu telefonieren, bis unsere blühende Romanze auch zu Instagram überging. Ich wurde aufmerksamer auf Lauras Bekanntheit innerhalb der Modeindustrie und sah, wie hart sie dafür arbeitete.
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Ich glaube, die Dinge, die ich am meisten an ihr liebe, sind auch die, die ihr den Erfolg bescherten: Ihr sonniges Gemüt, ihre Scharfsinnigkeit und die Tatsache, dass sie sich in ihrer Haut wirklich wohl fühlt – all das bringt sie zum Leuchten. Sie ist ein prima Kerl, unfassbar kreativ und kann mit beneidenswertem Instinkt, jeden dazu bringen, komplett er selbst zu sein. Pack das alles zusammen, und sie kann mit einer Idee für ein Covershooting um die Ecke kommen, den Star dazu bringen, sie umzusetzen, dafür sorgen, dass das Shooting für alle eine rundum tolle Erfahrung ist, anschließend zu den Bildern die passende Geschichte schreiben und auch noch ein paar charmante Behind-the-scenes-Fotos in Umlauf bringen, die das Interesse der Leute wecken. Und dabei echte Freundschaften schließen. Ich habe das Gefühl, dass ich gerade etwas dick auftrage, aber es ist wirklich beeindruckend.
Genauso interessant ist es übrigens zu sehen, wie all das nach Feierabend an Bedeutung verliert, aber dafür hat Gott ja Pasta, Wein und Netflix erfunden!
Aber das will keiner wissen. Sie wollen einfach nur hören, „wie es ist“, eine ältere Frau zu daten.

Can't contain it. @laurabrown99 #goingtothechappell

A photo posted by Brandon Borror-Chappell (@brandogeoffrey) on

Tatsächlich ist es eine ganze Menge an Dingen. Das fängt schon damit an, dass Laura wirklich eine große Sache ist. Es gibt Momente, in denen ich von ihr mit auf die Bühne gezogen werde, also metaphorisch gesprochen. Das ist einschüchternd. Zum Beispiel fand ich mich plötzlich in Gesellschaft von Menschen wieder, die ich bewundert und beobachtet habe – Leute, deren Arbeit ich seit Jahren folge und mich auf irgendeine Weise beeinflusst haben. Aber für Laura ist das einfach ihr Job, bei all dem dabei sein, zu entdecken und kommentieren und alles, was ihr auffällt, mit der Welt zu teilen. Mitunter habe ich echte Probleme bekommen, wenn sie kurz auf die Toilette verschwunden war und uns in dem Bewusstsein zurückließ, dass sie diejenige war, die die Show am Laufen hält. Ich hoffte dann einfach nur, dass jemand anderes das Ruder übernehmen würde, bevor die Stille zu quälend werden würde, weil alles, was mir einfiel, unfassbar peinlich gewesen wäre.
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Neulich hyperventilierte ich auf einer SNL-Aftershowparty und ärgerte mich über ein verkacktes Gespräch mit einer berühmten Schauspielerin, das eigentlich nicht einmal ein Gespräch war, weil ich im Endeffekt nur „Hallo“ gesagt hatte. Mein größter Erfolg in jener Nacht war ein halbes Kompliment von Lauras Freundin Kristen Wiig für meine Donald-Trump-Imitation.
Daran halte ich mich fest.
Ich erlebe so viele Dinge, die in einer Gameshow verlost werden könnten. Gewinn die Chance, von Laura Brown gestylt zu werden! Gewinn eine Wanderung mit Emilia Clarke! Gewinn einen Trip zur Fashion Week nach Paris! Gewinn einen Traumurlaub auf die Bahamas! Hört zu Leute, ich habe so viel gewonnen, ich bin es fast schon leid. (Nicht wirklich – wir sind gerade erst aus Australien zurück, wo ich mit Beuteltieren kuscheln durfte.)
Außerdem hat Laura ein cooles Apartment. Die Decken sind hoch. Und es ist voll mit fantastischem Schnickschnack, Büchern, Gemälden und Fotografien, die alle geschmackvoll arrangiert sind. Ihre Schränke sind voll mit tollen Klamotten. Es ist wirklich schön, an einem so netten Ort aufzuwachen.
Sie riecht gut.
Sie ist schön.
Aber oft ist es auch hart. Laura führt eine internationale Verlagsmarke, und ich frage Fremde, was sie zu Mittag essen möchten. Einer dieser Jobs ist sehr viel besser bezahlt, als der andere, sogar trotz des Gender-pay-gaps. Sie bezahlt zu 95 Prozent für unsere Abendessen (manchmal übernehme ich die Pancakes im Diner).
Ich kann mir nicht mal die Reinigung ihrer Kleider leisten. Ich habe ein Minus-Vermögen. Ich habe einen 30.000-Dollar-Studienkredit, den ich noch abzahlen muss. Ich arbeite hart, aber ich bin noch in den Anfängen meiner Karriere als Stand-up-Comedian und Schriftsteller. Und wenn ich mich mit Laura und ihren Freunden umgebe, von denen viele erfolgreich und etabliert sind, kommt mir manchmal der Gedanke, es irgendwie geschafft zu haben.
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Aber das habe ich nicht. Mein Verhältnis von Arbeit und Belohnung ist komplett aus dem Gleichgewicht geraten, und ich mache mir Sorgen, dass ich den Blick dafür verliere, etwas Größeres erreichen zu wollen.
Jedes Mal, wenn wir nett essen gehen oder in einem schönen Hotel wohnen, versuche ich mich daran zu erinnern, dass ich mir dieses Leben bisher nicht verdient habe. Ich werde spätestens daran erinnert, wenn ich den Concierge anrufe und er mich mit „Bonjour, Mr. Brown“ begrüßt. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde ich auf einer schmalen Brücke laufen und versuchen, nicht in den flammenden Todesvulkan des falschen Anspruchsdenkens zu fallen. Zu glauben, dass ich ein Anrecht auf irgendetwas hätte.
Andererseits wurde die Erde gerade von einem orangefarbenen Asteroiden breitem Scheitel getroffen. Also: YOLO!

One rock, two idiots.

A photo posted by Laura Brown (@laurabrown99) on

Ich tue, was ich kann, um meinen Beitrag zu leisten: Wenn ich als Erster nach Hause komme, mache ich das Apartment schön. Ich hole eine Flasche Wein raus, mache eine Kerze an, drapiere künstlerisch irgendein Louis-Vuitton-Tuch. Bringe den Müll raus.
Letztens habe ich dabei eine kleine, handgeschriebene und illustrierte Notiz gefunden, die irgendwann abgelegt wurde. Das ist nicht einfach verloren gegangene Kunst, sondern ein echter Gewinner bei den Ladies. Notizen waren ein großes Ding, als wir angebandelt haben, und sie sind ein Anker in unserer Beziehung. Unsere Wohnung ist quasi übersät von diesen kleinen Meisterstücken.
Manche Männer fragen sich, ob mich unsere Beziehung entmannen würde. (Immerhin sollten die männlichen Affen eigentlich das Mammut jagen, um die Frauen im Dorf mit Fleisch und Wolle zu versorgen.) Aber es ist 2017; Laura bestellt bei Seamless und bekommt eine Menge Gratis-Sweater. Ich denke, es braucht ein gewisses Level an Selbstvertrauen, um mit unserem wirtschaftlichen Ungleichgewicht klar zu kommen.
Und in gewisser Weise, habe ich diese Frau ja auch mit erschaffen. Ich meine, als ich sie getroffen habe, hatte sie nur 70.000 Follower auf Instagram. Jetzt hat sie 111.000. Erzähl mir nicht, dass das ein Zufall sei. Als ich sie getroffen habe, war sie Chefredakteurin von Harper´s Bazaar – jetzt ist sie Chefredakteurin von InStyle. Ich helfe ihr dabei, die Millennials zu kriegen – und ich helfe ihr mit Snapchat-Filtern. Und natürlich benutze ich sie für Geld, Kontakte, Macht, Ruhm, Klamotten, Karrieretipps, Motivation, Sex, Gesellschaft, Sicherheit, ein Dach über dem Kopf, Essen und Unterhaltung.
Aber unter uns gesagt, wir können uns nicht einmal einen Mietwagen ausleihen. Ich habe keine Kreditkarte und sie keinen Führerschein. Also jetzt wisst ihr, wie es bei uns aussieht. Ich denke, das Leben findet seine Wege, die Dinge immer wieder auszugleichen.
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