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Tim Cook exklusiv: „Wir brauchen keine Quote, sondern gleiche Bezahlung!“

Foto: Alina Schmid.
//VON: Cloudy Zakrocki, Nora Beckershaus, Lia Haubner //

Oft diskutiert, aber nichts tut sich: Braucht Deutschland eine Frauenquote? Wer könnte diese Frage besser beantworten als Apple CEO Tim Cook. Während in Deutschland in traditionellen Unternehmen im Schnitt 25% Frauen in führenden Positionen beschäftigt sind, sieht es bei den Start-ups noch schlechter aus: Gerade mal 13 % der Gründer sind weiblich. Apple – und Cook persönlich – wiederum hat es sich seit 2014 zur Aufgabe gemacht, mehr Diversität im eigenen Unternehmen zu schaffen.
Heute liegt die Frauenquote hier bereits bei 32%, davon träumen viele deutsche Unternehmen.
Im Interview mit Refinery29 Germany gibt er zu: Wir haben alle noch viel zu tun.
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Wir brauchen keine Frauenquote, wir brauchen Vielfalt und gleiche Bezahlung!

Tim Cook
Zwei der deutschen Gründerinnen sitzen mit ihrem Unternehmen in einem Backsteinloft in Kreuzberg: Mengting Gao und Verena Hubertz, Gründerinnen der App Kitchen Stories. Dank Gaos und Hubertz lernen Millionen Menschen auf der ganzen Welt, dass Kochen keine komplizierte Kunst sein muss, sondern Spaß machen darf. Anfang 2014 gründeten die Freundinnen und leidenschaftlichen Foodies ihr digitales Zuhause für Freunde der gepflegten Kochkunst und solche, die es werden wollten. Heute ist dieses Loft Dreh- und Angelpunkt für Tim Cooks Besuch in Deutschland, der das Kitchen Stories Team überraschend in der Tür steht: dunkelblauer Pullover, schwarze Jeans, keine Krawatte aber dafür ein Million-Dollar-Lächeln. Gekonnt plaudert er mit allen, stellt gezielt interessierte Fragen und schafft es sogar, einen Pfannkuchen lässig in der Pfanne zu wenden.
Dass sich Cook ausgerechnet Kitchen Stories für seinen Besuch in Berlin ausgesucht hat, ist ein Signal. Der Apple-Chef weiß, dass Gleichberechtigung und Diversity mehr sind als nur Schlagworte in einem offenen Brief. Er kümmert sich aktiv um eine Unternehmenskultur der Offenheit und Vielfalt. Seit 2014 ist der Frauenanteil unter Apples Beschäftigten weltweit von 30 auf 32 Prozent gestiegen. Bei den Neueinstellungen beträgt er sogar 37. Im Sommer 2016 verkündete Apple, dass es in der Firma kein Gender Pay Gap mehr gibt: Frauen verdienen dasselbe wie Männer in vergleichbaren Positionen, auch der Hintergrund und die Hautfarbe einer Person sind irrelevant. Was sich viele Firmen auf die Fahnen schreiben, wird hier tatsächlich gelebt.
Mengting Gao von Kitchen Stories & Apple-CEO Tim Cook
Hierzulande sieht die Lage deutlich anders aus. Der Gender Pay Gap in Deutschland liegt noch immer bei 22,4% – ganze 5% über dem europäischen Durchschnitt. In Berliner Start-ups fällt die Zahl noch höher aus: Frauen werden durchschnittlich 25% schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Auch neue Unternehmen werden in der Tech-Branche weitgehend von Männern ins Lebens gerufen: Nur 9% Gründerinnen kann Berlins Silicon Valley vorweisen. Ist eine Frauenquote also längst überfällig? Cook lässt Taten für sich sprechen und wird laut, wenn es nötig ist. Als erster großer US-CEO erklärte er in einem Artikel in der Bloomberg Businessweek, dass er stolz darauf sei, schwul zu sein. Auch zu den Entscheidungen der Trump-Administration bezieht er Stellung: In der ersten Februarwoche erklärte er in einem offenen Brief gemeinsam mit Unternehmen wie Google und Facebook: „Unsere Nation wird durch Migrantinnen und Migranten stärker. Als Unternehmer und Geschäftsführer hängt unsere Fähigkeit, unsere Firmen wachsen zu lassen und Jobs zu schaffen, vom Beitrag von Migranten aller Hintergründe ab.“
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In der deutschen Start-up-Szene beträgt die Frauenquote in führenden Positionen derzeit 13,9 Prozent. Finden Sie, damit sollte man sich zufrieden geben? Was würden Sie deutschen Start-ups raten?

Mit 13,9 Prozent sollte niemand zufrieden sein. Wer als Arbeitgeber heute, aber vor allem in der nahen Zukunft, nicht bewusst mehr Wert auf Diversity legt und alle Menschen anspricht, wird als Unternehmen nicht erfolgreich. Das trifft für Diversität auf allen Ebenen zu, ganz egal ob Gender, sexuelle Orientierung, Herkunft oder Religion.

Was wäre ein Rat, den sie der deutschen Start-up-Szene geben würden, um sich Frauen gegenüber mehr zu öffnen?

Man hat es ja auch gut beim Fundraisingprozess für „Kitchen Stories“ gesehen, als die Investoren erst anders reagierten: „Frauen & kochen – warum?“ – Ich glaube, es ist wichtig, jegliche Klischees und Vorurteile wegzulassen, zuzuhören und einfach zu machen.
Apple-CEO Tim Cook
Wenn wir uns die 13,9 Prozent anschauen – meinen Sie, dass eine feste Frauenquote eine Lösung wäre? Nein, weil die Frauenquote ja durchaus auch 75% betragen könnte. Es muss Raum geben, das weiß man vorher nicht. Das muss man mit einer Arbeitsumgebung schaffen, die Frauen fordert und dazu motiviert, sich einzubringen. Man muss es früher angehen. Schon in den Schulen muss man beispielsweise anfangen, auch den Mädchen und jungen Frauen die STEM-Fächer schmackhafter zu machen und sie nicht abzuschrecken. Es kommt auf den gesamten Prozess an, von der anfänglichen Förderung bis hin zur Einstellung, das ist mehr als nur eine Frauenquote. Man muss die Arbeit an sich attraktiver machen. Frauen müssen sich ermutigt fühlen und brauchen Rollenvorbilder, die zeigen, dass es nicht nur wichtig ist, sondern auch Spaß macht. Bemerken Sie zwischen Männern und Frauen einen Unterschied in der Art der Gehaltsverhandlungen?

Wissen Sie, wir sind da wahrscheinlich ein Außenseiter, aber wir zahlen gut und wir zahlen zu 100% gleich. Wir machen jedes Jahr eine langwierige Evaluation durch, um das auch beizubehalten. Und wenn wir auch nur einmal bemerken, dass jemand nur 99,8% des Gehalts eines anderen verdient, dann tun wir alles dafür, dass wir das ausgleichen. Ich finde, dass jedes Unternehmen sich darum bemühen sollte. Es ist einfach nicht richtig und nicht fair, dass Frauen noch immer so viel weniger verdienen als Männer.
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Kitchen Stories-Founder Verena Hubertz & Mengting Gao, Apple-CEO Tim Cook, R29 Popculture Editor Lia Haubner
Wie, meinen Sie, schafft man ein Arbeitsumfeld, in dem sich Frauen so wohl fühlen, dass sie selbstsicher in Gehaltsverhandlungen gehen?

Ich glaube, man muss als Arbeitgeber zu allererst realisieren, dass Menschen unterschiedlich reagieren, vor allem in Gruppen. Denn das, was außerhalb der Arbeit passiert, hat einen Einfluss auf die Arbeit der Menschen. Die Aufgabe einer Führungskraft muss es sein, alle Menschen an Bord und auf einen Nenner zu bekommen. Dabei geht es gar nicht primär um Frauen, sondern um menschliche Unterschiede auf allen Ebenen. Da wären zum Beispiel introvertierte und extrovertierte Menschen. Darüber sprechen nur sehr wenige und es ist vielen nicht bewusst, aber das wird garantiert großen Einfluss auf beispielsweise eine Brainstormingsession in einem großen Team haben. Und wenn man das als Führungskraft nicht einzuschätzen weiß, geht eine ganze Menge Potenzial verloren. Heutzutage ist das schon sehr viel mehr Führungskräften bewusst. In meiner Generation gab es das noch nicht, dieses Bewusstsein für die feinen, zwischenmenschlichen Nuancen.
Das ganze Interview kannst du dir hier noch einmal ansehen:
Apple-CEO Tim Cook und die beiden Chefinnen von Refinery29
Nora Beckershaus und Cloudy Zakrocki
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