Vor gut zwei Wochen überkam mich meine Gier nach Gossip von der MET Gala: Über Nacht lag ich wach in meinem Bett, mein Handy wie in meine Handfläche geklebt, und verschenkte meine Insta-Liebe. Immer wieder färbte sich der blaue „Folgen“-Button weiß, unter Anderem bei Jourdan Dunn, Rosie Huntington-Whiteley, Olivier Rousteing, Emily Ratajkowski und Zendaya.
Knappe 30 Minuten danach hatte auch ich zehn neue Follower. Um das ins Verhältnis zu setzen: Normalerweise habe ich ein bis zwei neue Follower pro Woche – wenn überhaupt.
Doch scheinbar bin ich mit diesem Phänomen nicht alleine: Wer einen öffentlichen Instagram-Account hat – und kein Celebrity oder Influencer ist –, wird sich in den vergangenen paar Monaten womöglich über eine Schar neuer Follower gewundert (oder geben wir es zu: gefreut) haben. Wie stark diese Willkür zuschlägt, hängt von mehreren Faktoren ab: wem man folgst, welche und wie viele Hashtags man benutzt, die in den eigenen Bildern verlinkten Menschen und Geo-Tags.
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Klickt man auf einen der frisch Folgenden, gelangt man meist auf Accounts, die Hunderte, oder gar Tausende Follower haben, jedoch verhältnismäßig wenige Postings und wenig Interaktion. Oft sind die Konten auch nicht öffentlich. Das ist ganz einfach damit zu begründen, dass die meisten dieser Konten keine Privatpersonen oder Unternehmen sind, sondern Bots.
„Instagram hat ein großes Problem“, so Evan Asano, CEO der Influencer-Marketingagentur Mediakix. „Accounts wie Instagress und andere Bots kann man individuell so einstellen, dass Bilder mit bestimmten Personen-, Geo- oder Hashtags bevorzugt gelikt werden. Die Hoffnung ist dabei natürlich die, dass Leute, deren Posts ich like, zurück auf mein Profil kommen und mir gegebenenfalls folgen.“
Sad news to all of you who fell in love with Instagress: by request of Instagram we've closed our web-service that helped you so much. pic.twitter.com/sIRYfFVywX
— Instagress (@instagress) April 20, 2017
Instagram hat es im vergangenen Monat geschafft, Instagress dazu zu bringen, ihren Dienst einzustellen. Ein Bot ist oftmals daran erkennbar, dass der Account einem folgt und wenige Zeit später wieder entfolgt, so Asano. Die maximale Anzahl an Konten, denen man folgen kann, liegt derzeit bei 7.500 – das Ziel eines Bots ist es, so vielen Accounts wie möglich in möglichst kurzer Zeit zu folgen.
Klar, nicht alle neuen Follower müssen zwangsläufig auch Bots sein. „Auf sehr aktiven Accounts, mit viel Follower-Engagement wird auch häufiger durch die Kommentar- und Like-Spalten gegangen, um zu schauen, wer denn so kommentiert und Herzchen verteilt“, erklärt Karen Rabinovitz, CCO bei Digital Brand Architects, einer Agentur für Influencer. „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass sich beispielsweise in den Kommentaren eines Bildes, das ich gelikt habe, auch Leute aufhalten, mit denen ich mich identifizieren kann, die meine Interessen auch in anderen Bereichen teilen.“
Was den Charakter von Instagram als eine Art wundersame Schatzkammer bestärkt: Die meiste Zeit wird auf der Plattform schon jetzt im „Suchen und Entdecken“-Modus verbracht. Eine prognostische Statistik von Mediakix sagt außerdem voraus, dass Menschen bald bis zu acht Monate ihres Lebens auf Instagram verbracht haben werden. So ist das eben, wenn man von einem Tattoo-Bild auf plötzlich bei Disney-Food landet.
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