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Salary Stories logo

Eine 21.000-€-Gehaltskürzung war das Beste für meine Karriere

Illustration: Jessica Meyrick.
In unserer Reihe Salary Stories gewähren uns Frauen mit langjähriger Berufserfahrung offene Einblicke in den wohl intimsten Teil des Jobs: das Gehalt. Wir werfen einen ehrlichen Blick in die komplizierte Welt der Vertragsverhandlungen, Gehaltserhöhungen, Beförderungen und Arbeitslosigkeit, in der Hoffnung, damit junge Frauen dazu zu inspirieren, stark für sich selbst einzutreten – und vielleicht auch mal ein paar Risiken einzugehen.
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Alter: 26
Aktuelle Branche & Jobbezeichnung: Sonderpädagogik-Koordinatorin
Aktuelles Gehalt: 44.000 Euro
Berufserfahrung in Jahren: sechs
Einstiegsgehalt: 27.000 Euro, 2017
Größter Gehaltssprung aufwärts: 20.000 zu 44.000 Euro, 2022
Größter Gehaltssprung abwärts: 36.000 zu 14.000 Euro, 2021
Größtes Verhandlungsbedauern: Ich arbeitete an einer Grundschule und wurde in meinem zweiten Jahr dort zur Fachbereichsleiterin (Englisch) befördert. Dazu gehörte jede Menge Extraarbeit, weil wir den Englischunterricht an dieser Schule komplett auf den Kopf stellen wollten. Damals hatte ich noch keine Ahnung, wie die Vergütung von Lehrer:innen funktioniert – und wusste demnach nicht, dass ich wegen der zusätzlichen Arbeit und Verantwortung Anspruch auf Extrazahlungen gehabt hätte. Ich war so glücklich darüber, 9.000 Euro mehr zu bekommen, dass ich nicht weiter nachfragte oder länger drüber nachdachte, wieso die Schulleitung mir so viel Geld geben wollte. Letztlich sparten sie dadurch Geld! Rückblickend wünschte ich mir, ich hätte mehr über die Vergütung gewusst. Sowas wird dir aber nicht beigebracht; du erfährst das erst, wenn dir das jemand erklärt. Ich wäre gern weniger naiv und dafür proaktiver gewesen.
Bester Gehaltstipp: Ab einem bestimmten Punkt wird das „gute“ Gehalt, das du bekommst, du einem „schlechten“ Gehalt, wenn du dafür über 60 Stunden pro Woche arbeiten musst, ohne dass diese Extraarbeit anerkannt oder vergütet wird.
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2017 – Erster Job – Grundschullehrerin – 27.000 Euro Jahresgehalt

Es war mein erster Job nach dem Studium. Mir war damals noch nicht klar, dass ich mein Gehalt überhaupt verhandeln konnte – also tat ich es nicht.

2019 – Beförderung – Grundschullehrerin & Fachbereichsleiterin – 36.000 Euro Jahresgehalt

Weil ich mich so gut machte, wurde ich zur Fachbereichsleiterin im Fach Englisch befördert. Diese Beförderung hatte ich nicht selbst verlangt, weil ich nicht wusste, dass ich das überhaupt hätte tun können. Stattdessen bot mir die Schulleitung die Stelle an, und ich sagte sofort zu. Mir war nicht klar, dass ich damit Anspruch auf zusätzliche Vergütung gehabt hätte. Obwohl es demnach so aussah, als hätte ich eine ordentliche Gehaltserhöhung bekommen, war das Ganze am Ende eher ein Verlust für mich – weil ich jede Menge Überstunden machte, zahlreiche Extra-Meetings hatte und neue Lehrer:innen ausbilden musste. Ich war aber jung und ehrgeizig darauf aus, meine Karriere voranzutreiben. Deswegen dachte ich nicht gründlich darüber nach.

2020 – Jobwechsel – Studentin / Lernschwäche-Jugendhelferin / Kellnerin – 14.000 Euro Jahresgehalt (beide Jobs zusammen)

Irgendwann arbeitete ich etwa 70 Stunden pro Woche – auch am Wochenende, wo ich mich nie wirklich entspannen konnte –, und das für 36.000 Euro im Jahr. Meine Motivation ließ immer weiter nach, und ich beschloss, nochmal an die Uni zurückzukehren, um meinen Master in Psychologie zu machen. Langfristig möchte ich gern in die Erziehungs- und Schulpsychologie. Ich nahm einen Kredit auf, um den Studiengang zu bezahlen, und arbeitete in zwei Teilzeitjobs, um meine Miete, mein Essen und meine Rechnungen bezahlen zu können. Es war eine schwierige Zeit, aber das Risiko war es mir absolut wert. Der Abschluss würde mir nämlich viele Türen öffnen.
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2021 – Jobwechsel – Förderschule-Hilfslehrerin – 20.000 Euro Jahresgehalt

Weil ich gern in die pädagogische Psychologie möchte und ich bisher nur Erfahrungen in „normalen“ Schulen gesammelt hatte, wünschte ich mir einen Job an einer Förderschule. Dazu nutzte ich meine Erfahrungen als Lernschwäche-Jugendhelferin (mein bisheriger Teilzeitjob), um mich auf eine Stelle als Hilfslehrerin an einer Förderschule zu bewerben. Der Job half mir enorm dabei, mein Wissen und meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Obwohl das Gehalt angesichts meiner Erfahrung und Qualifikationen zwar recht klein war, glaube ich doch, dass sich die Stelle langfristig lohnte.

2022 – Jobwechsel – Sonderpädagogik-Koordinatorin – 44.000 Euro Jahresgehalt

Ich hatte mir eine Google-Benachrichtigung eingerichtet, um sofort eine E-Mail zu bekommen, wenn bestimmte Jobausschreibungen in der Pädagogik online gingen, die zu meinen Fähigkeiten und Qualifikationen passten. Als dieser Job dort auftauchte, klang er absolut perfekt: Er würde es mir erlauben, mein sonderpädagogisches Wissen anzuwenden, und mir gleichzeitig viel über die Verwaltung im Bildungswesen beibringen. Als ich den Job bekam, wurde mir gesagt, dass ich das meinen Erfahrungen in der Lernhilfe und Förderschule zu verdanken hatte – meine kurzfristige Gehaltskürzung hatte mir also eine bessere langfristige Jobchance eingebracht.
Ich bin heute in einer besseren Position, als wäre ich damals Lehrerin geblieben. Heute verdiene ich mehr in einer 37-Stunden-Woche, als ich in einer +70-Stunden-Woche als Grundschullehrerin bekommen hätte – und das in einem Job, der mich meinen Zukunftsvorstellungen näher bringt. Ich habe gelernt, dass es das Risiko durchaus wert sein kann, weniger Gehalt zu akzeptieren, um sich weiterzubilden und wichtige Erfahrungen zu sammeln – so furchteinflößend das auch sein kann!

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