Trystan Reese und Biff Chaplow waren bereits vor ein paar Jahren überall in den Medien zu sehen, als sie versucht hatten, Chalows Nichte und Neffen zu adoptieren, die in einem traumatischen Heim lebten. Ihr Weg durch Gerichtsverhandlungen und Sorgerechtsstreite wurde von dem erfolgreichen Erziehungspodcast The Longest Shortest Time verfolgt, der Reese und Chaplow als „zufällige schwule Eltern” betitelte.
Jetzt, nachdem sie das Sorgerecht für ihren Sohn und ihre Tochter zugesprochen bekommen haben, wollen Reese und Chaplow ihre Familie um ein weiteres Kind erweitern. Reese, der ein Transgendermann ist, ist schwanger. In einer neuen Episode des Podcasts, sprechen Chaplow und er über ihre Entscheidung, ein Baby zu bekommen, über eine Fehlgeburt, wie es war, herauszufinden, dass Reese schwanger ist, wie sie es ihren Familien erklärt haben und wie die Öffentlichkeit darauf reagiert, einen schwangeren Mann zu sehen.
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Das ist ihre Geschichte.
Wie es war, seinen Körper auf die Schwangerschaft vorzubereiten:
Um schwanger zu werden, musste Reese aufhören, Testosteron zu nehmen. Das wiederum bedeutete, dass seine Periode zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder kam. Aber selbst nach Monaten, in denen sie versuchten, schwanger zu werden und penibel seinen Zyklus checkten, wurde Reese nicht schwanger. Chaplow und er fingen an, entmutigt zu werden. Doch während viele cisgender Frauen, die schwanger werden wollen, ihrem eigenen Körper die Schuld dafür geben, nicht schwanger zu werden, hat Reese einen anderen Weg gefunden, viel liebevoller zu seinem Körper zu sein.
„Ich musste so hart daran arbeiten, mich in meinem Körper gut zu fühlen, dass ich die Schuld daran, nicht schwanger zu werden, nie an meinem Körper suchte,” sagte er. „Ich dachte einfach, es sollte nicht sein. Vielleicht hatten wir aus dieser Situation lernen sollen, dass wir glücklich sein sollten mit der Familie, die wir haben. Eines Morgens wachte ich auch und fühlte mich richtig, richtig schlecht. Als ob ich Fieber hätte, habe ich mich auf die Badezimmerfliesen gelegt, weil sie so schön kühl waren. Dann habe ich mir ohne darüber nachzudenken einen der Schwangerschaftstests geschnappt – und der war dann positiv. Auf einmal konnte man an nichts anderes mehr denken, als: Oh mein Gott, das passiert wirklich.”
Wie es war, Chaplow zu sagen, dass er schwanger war:
„Ich habe ihn aufgeweckt und einfach gesagt, dass ich schwanger sei. Er war noch ein wenig schläfrig, meinte aber nur, dass er es mir gesagt hätte. Er fand alles sehr romantisch und konnte es kaum erwarten, in die Planung für das Baby zu gehen, wollte dann aber doch einfach nur weiterschlafen.”
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Wie es war, zum Arzt zu gehen:
Reese erzählte The Longest Shortest Time, dass Chaplow und er vor ihrem 6-Wochen-Termin super nervös waren, bei dem schwangere Menschen ihren ersten Ultraschall sehen können. In der Woche des Termins rief er nochmals in der Klinik an um sicherzustellen, dass die Ärzte darauf vorbereitet waren, einen schwangeren Mann vor sich zu sehen.
„Ich merke, wie andere mein Gesicht anschauen um nach Anzeichen dafür zu suchen, dass ich eine Frau bin. Sie kneifen ihre Augen ein wenig zusammen und ich merke, wie sie imaginär versuchen, sich meinen Bart wegzudenken. Sie versuchen, mich in ihren Köpfen wieder zu einer Frau zu machen.”
Doppelt und dreifach zu checken, ob die Klinik mit Transgendermenschen klar kommen würde, hat sich allerdings ausbezahlt. „Es war keine Spur von Transphobie zu erkennen, bei niemandem, mit dem oder der ich in Kontakt stand,” sagt er. „Ich hatte erwartet, ständig meinen Ausweis zeigen zu müssen oder dass alles irgendwie komisch sei, aber im Gegenteil. Die Frau hinter der Annahmestelle für die Ultraschalluntersuchung gratulierte mir wie selbstverständlich zur Schwangerschaft. Ich habe mich in dem Moment nur gefragt, ob sie überhaupt checkt, dass ich ein Mann bin.”
Wie es war, seiner Mutter davon zu erzählen:
Nach dem Ultraschall schrieb Reese seiner Mutter eine Email, ob ihr von den Neuigkeiten zu berichten.
„Ich wusste nicht, wie sie reagieren würde und ich wollte sie nicht direkt von Angesicht zu Angesicht damit konfrontieren, weil sie sich dann sicherlich schlecht gefühlt hätte, wäre sie rot angelaufen oder so,” sagt er. „Stattdessen habe ich fünf oder sechs Anläufe gebraucht, bis ich die Email abgeschickt habe. Sie hat direkt geantwortet und uns gratuliert und gesagt, dass wir sicherlich großartige Väter werden würden.”
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Wie es war, ihren Kindern davon zu erzählen:
Ihr Sohn Riley war froh darüber, dass ein weiteres Kind zur Familie hinzustößt, aber auch besorgt darüber, was die Kinder in der Schule sagen würden, wenn sie wüssten, dass sein Vater schwanger sei.
„Er fragte uns, ob er in der Schule nicht so tun könne, als sei das Kind sein Cousin oder so,” sagt Reese. „[Für ihn] war es einfach nur wichtig, dass die Kinder in der Schule nicht wissen, dass sein eigener Vater dieses Baby zur Welt gebracht hat. Wir sind okay damit, dass er sich schützen möchte, aber auch da gibt es Limits. Und so zu tun, als wäre das Kind nicht von uns, ist genau die Linie, die wir nicht überschreiten wollen.”
Ihre Tochter Hailey wiederum ist so voller Vorfreude auf das Baby, dass sie es überall jedem sagen muss.
„Sie hat jedem in ihrer Klasse erzählt, dass ihr Vater transgender ist und ein Kind bekommt und sie dadurch zur Schwester wird.”
Wie es für andere Leute war, einen schwangeren Mann zu sehen und wie er es schaffte, sicher zu bleiben:
Sicherheit ist für alle Transgendermenschen ein Thema, besonders für einen erkennbar queeren und schwangeren Mann. Deshalb hat Reese schnell herausfinden müssen, wie er sich in der Öffentlichkeit schützen konnte.
„Weil es in Portland super kalt war, konnte ich täglich den Zwiebellook tragen. Mit einem weiten Strickpullover, einem offenen Mantel und einem großflächigen Schal, konnte ich gut kaschieren, dass ich schwanger war.”
Der einzige Ort, an dem Reese wirklich offen und ehrlich mit der Schwangerschaft umgeht, ist online. Er hat ein Video gepostet, in dem er erklärt, wieso er, als ein Transgendermann, überhaupt schwanger werden wollte. Dieses Facebook-Video hat viel Feedback bekommen – positives und negatives.
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„Die Reaktionen zu dem Video waren wirklich unterschiedlich. Von einer Frau, die meinte, dass ich aussehen würde wie ein Zirkus-Freak und noch viel, viel schlimmeren Dingen, die über mich gesagt wurden, bis hin zu anderen Transmenschen, die völlig sauer waren, dass ich das Video überhaupt gemacht und mich darin erklärt habe, war wirklich alles dabei.“
Wie cool es ist, ein schwangerer Mann zu sein:
„Es ist wirklich großartig. Und es ist noch nicht einmal cool, so was zu sagen,” erklärt Reese. „Man muss sich irgendwie über seine Knöchel beschweren, die Wassereinlagerungen oder sonst was. Aber mir geht es mit der Schwangerschaft wirklich super. Die Bewegungen des Babys im Bauch zu spüren ist so cool. Die Kinder lesen jeden Abend meinem Bauch Geschichten vor. Es ist wirklich einfach großartig.”
Weitere Infos zum Leben des Pärchens finden sich auf ihrer Website.
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