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Mindful Drinking oder einfach mal wissen, wann Schluss ist?

Foto: Alexandra Gavillet
Wenn du 2018 etwas nicht achtsam gemacht hast, dann:
a) ist es gar nicht passiert
b) hast du hoffentlich kein Selfie dabei geknipst
c) redest du dir drei Tage später noch ein schlechtes Gewissen ein
Selbst wenn keine dieser Antwortmöglichkeiten auf dich zutrifft, ist dir Mindfulness, also Achtsamkeit, seit 2016 womöglich mal als Trend begegnet. Vielleicht beim Yoga, vielleicht beim Meditieren, vielleicht im Gespräch mit deiner Eso-Freundin. Eigentlich ist damit etwas ganz Alltägliches gemeint, das manche vielleicht schon vor der Pubertät gelernt, viele danach wieder ignoriert und dann manchmal dazu zurückgefunden haben. So weit, so normal. Doch seit ich mich kaum noch traue, irgendetwas in diese schwammige Kategorie einzuordnen, falle ich doch neugierig in gewisse Lifestyle-Trendfallen. Bevor ich mich ihnen aber so hingebe, wie ich das mit 14 noch bei Buffalos getan habe (vielleicht war da auch Alkohol im Spiel), wird mir meistens ihre Überflüssigkeit bewusst.
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Zuletzt passiert bei „Mindful Drinking“, das ich seit dem letzten Vollsuff sowieso praktiziere. Und der ist ein halbes Jahr her. Dass mir das lange vorkommt, liegt an meinem Job und meiner Wahlheimat. Ich arbeite in einer Branche, in der das erste Gläschen bei Events gerne schon vor zwölf gereicht wird. Zudem lebe ich in einer Stadt, in der Feiern rund um die Uhr klar geht. Dass ich trotzdem nicht an der Flasche hänge, wundert mich manchmal selbst. Zu verdanken hab ich das wohl meiner plötzlichen Wertschätzung des Nüchternseins, nachdem ich die Wirkung von Alkohol komplett in- und auswendig kennlernte. Ob ich davor ein Problem hatte, weiß nur meine Leber. Warum ich jetzt wiederum jedes Radler oder jeden Pfeffi mit einer Extraportion Achtsamkeit in mich reinschütten soll, entzieht sich trotzdem meinem Verständnis.
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Alkohol gehört unter anderem dank Reinheitsgebot und Weinfesten in Deutschland zur vermeintlichen Leitkultur und nimmt im Alltag nicht gerade wenig Platz ein. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen haben Erwachsene 2016 im Schnitt knapp 134 Liter alkoholhaltige Getränke zu sich genommen. Pro Bürger*in ab 15 Jahren sind das 9,5 Liter reiner Alkohol. Klingt nicht so wahnsinnig gesund und dessen sind sich alle Mindful Drinkers wahrscheinlich bewusst. Laut des Time Magazins sprechen viele darüber, dass sie ihren Alkoholkonsum als problematisch ansehen. Bisher dachte ich, dass man dann entweder zu den Anonymen Alkoholikern geht oder eben einfach öfter mal nüchtern bleibt. In New York gibt es allerdings schon längst Mindful Drinking Events, die den achtsamen Genuss explizit zelebrieren.
Klar, Gemeinschaft hilft, doch bevor ich an so einer Veranstaltung teilnehme, durchlebe ich lieber noch mal meinen ersten Vollrausch inklusive Kotzen danach oder trinke bis 2019 keinen Tropfen mehr. Vielleicht etabliere ich demnächst stattdessen den Hashtag #einfachmalwissenwannschlussist. Und den darf dann gern jede*r verwenden, der oder die von Lifestyle-Trends, von kopfschmerzgetränktem Kater oder von der alltäglichen Normalität genervt ist.

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