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War Core ist der Trend, den weder Street Style noch dein Kleiderschrank braucht

Foto: GettyImgaes/ Estrop, GettyImages/ Edward Berthelot
Die Modebranche lässt sich nicht so leicht im Kern erschüttern. Rasante Designerwechsel, Demokratisierung durch Social Media und ein wachsendes Interesse an Nachhaltigkeit sorgen gemächlich für Veränderungen. Überstürzt wird deshalb noch lange nichts. Nur die Trends kommen dank Fast Fashion mittlerweile oft mit Raketengeschwindkeit in den Onlineshops an und sind oft so schnell wieder vergessen, wie Polyester Feuer fängt. Nicht mal Tendenzen, die wohlklingend auf Core enden, dringen zum Kern der Mode oder auch nur zum Kern deines Kleiderschranks vor.
Zuletzt machten Normcore (Hallo Basics) und Gorbcore (Fokus Funktionalität) von sich reden. Jetzt kündigt Vogue War Core an und sorgt bei mir für mehr als drei Fragezeichen.
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Designer lassen sich von allem um sie herum inspirieren und ecken damit regelmäßig an. Man denke nur an Marc Jacobs' Dreadlocks oder Guccis Kopftücher. Kulturelle Aneignung ist eines der Phänomene, das immer wieder kritisiert wird. Doch auch wenn sich Mode dann zur Abwechslung mal an anderen Stellen bedient, ist das noch lange kein Grund zum Feiern. Einflüsse aus dem Militär gestalten bereits seit den 70er Jahren Mäntel, Blazer oder Hosen. Goldene Knöpfe, Epauletten oder Biesen, wie sie Generäle bis heute tragen, gehen gerne als dekorative Details durch und kommen frei von Symbolen ohne Bedeutungsbalast daher.
Anders sieht es bei Uniformen für den Kampf der Armee aus. Cargo-Hosen sind für viele schon weitestgehend entkontextualisiert, während Tarnmuster und Camouflage noch provozieren. War Core zieht den Look noch weiter durch. Mit Balaklava, Schnallengurt und Harness scheinen die Models der letzten Show bereit für den Nahkampf. Fehlt nur noch das schwere Geschütz als Accessoire. Miuccia Prada könnte das sicher Must-Have-mäßig umsetzen.
Kann man War Core als eine extreme Form der Verdrängung interpretieren? Ist Krieg für uns so weit weg, dass die passende Kleidung als lässiger, blickfangender Street Style durchgeht? Da es 2017 weltweit 31 Kriege oder bewaffnete Konflikte gab, erscheint mir der Trend doch mindestens makaber. Während Helmut Lang Uniformen Anfang der 00er Jahre noch subtil und fragil aus Seide umgesetzt hat, empfinde ich den neuen, funktionalen Komplettlook geschmack- bis pietätlos. Doch so schnell, wie die Looks gerade wechseln, steht uns vielleicht übermorgen schon der/die/das neue Core ins Haus. Genau wie auf Weltfrieden und weniger Konsum hoffe ich gerne drauf.

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