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Von der Stadtwohnung ins mobile Tiny House auf dem Land

Wieviel Platz braucht man wirklich zum Leben? Und wieviel Besitz? Und lebt es sich in der Stadt eigentlich besser als auf dem Land – oder bedeuten Shops, Restaurants, Clubs und Fitnessstudios in direkter Nähe gar nicht unbedingt eine höhere Lebensqualität? Nicole Dau (32) und ihr Mann Carsten haben ihr Leben mitten in Hamburg hinter sich gelassen und sind mit einem alten Bauwagen ins Wendland gezogen. Den Bauwagen haben sie zu einem “Tiny House” umgebaut und für ihn einen Stellplatz bei einem Reiterhof gefunden, umgeben von Bäumen und Feldern. Strom und W-Lan haben sie in ihrem neuen Zuhause, fließendes Wasser noch nicht. Nachts sieht man die Sterne leuchten und hört die Blätter rauschen – und manchmal hört man auch nichts, absolute Stille. Warum Nicole und Carsten sich hier viel glücklicher fühlen als in ihrem alten Leben, wie es ist, in einem “Tiny House” auf knapp 25 Quadratmetern zu leben und wie ihr Umfeld reagiert hat, das erzählen uns die beiden an einem sonnigen Tag im Mai.
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femtastics: Wie sah dein Leben in Hamburg aus, bevor ihr in euer Tiny House gezogen seid?
Nicole Dau: Völlig normal! Wir haben in Altona in einem klassischen Rotklinker, wie sie überall in Hamburg stehen, gewohnt. Nichts Besonderes, zwei Zimmer, Küche, Bad, Balkon. Die Küche dort war auch nicht größer als das, was wir jetzt hier haben. Ich habe für eine PR-Agentur gearbeitet, die im IT- und Software-Bereich tätig ist. Für sie arbeite ich jetzt immer noch, allerdings auf Teilzeitbasis und dezentral. Ich habe dort als Trainee nach meinem Studium der Geowissenschaften angefangen. Der Job an sich hat mich nicht gestört, aber mein Leben irgendwann …

Ich habe 40 Stunden und mehr pro Woche im Büro gesessen und irgendwann gedacht: Das kann es nicht sein.

Wieso? Was hat dir an deinem Leben nicht gefallen?
Ich habe 40 Stunden und mehr pro Woche im Büro gesessen und irgendwann gedacht: Das kann es nicht sein. Du sitzt den ganzen Tag drinnen, gehst mittags vielleicht mal raus, vielleicht auch nicht, isst eine Stulle und arbeitest weiter. Dann kommt das Wochenende – und es geht weiter. Viel leisten kannst du dir trotzdem nicht, die Branche wirft nicht mit Gold um sich. Bei den teuren Mieten sind gleich zwei Drittel deines Gehalts weg. Und jetzt? Bleibt das jetzt so?
Wie hast du dein Leben verändert?
Zunächst habe ich Stunden abgebaut und erst auf 80 Prozent, dann auf 60 Prozent Arbeitszeit reduziert. Ich wollte wieder mehr Hobbys ausüben. Dann wurde mir aber klar, dass mein Mann und ich das Angebot der Stadt gar nicht mehr nutzten, trotzdem aber horrende Ausgaben hatten. Es hat uns nicht mehr glücklich gemacht, mitten in der Stadt zu leben. Diese Hektik um uns herum, die wir früher schön fanden, störte uns plötzlich – und wir fragten uns: Warum sind wir dann noch hier?
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Diese Hektik um uns herum, die wir früher schön fanden, störte uns plötzlich – und wir fragten uns: Warum sind wir dann noch hier?

Wie seid ihr mit dem Concept “Tiny House” in Berührung gekommen?
Zuerst haben wir mit Resthöfen geliebäugelt. Also mit der Idee, auf dem Land einen alten Hof flott zu machen, aber das war uns doch zu viel Arbeit. Wir haben darüber nachgedacht, wieviel Platz wir überhaupt zum Leben brauchen … Carsten, mein Mann, hatte eine Zeit lang seinen Praxisraum als Heilpraktiker in unserer Wohnung. Das heißt, wir haben praktisch in einem einzigen Raum gewohnt und gemerkt, dass es für uns überhaupt keine Schwierigkeit war, auf kleinem Raum zu leben.
Wir haben uns dann einen Bulli gekauft – und ich wäre am liebsten direkt mit ihm abgehauen (lacht). Den Bulli auszubauen, hat uns total viel Spaß gemacht. Wir sind beide handwerklich affin und unser Ziel war es, möglichst nichts zu kaufen, sondern zu sammeln und Materialien zu recyceln. Als es beim Bulli so gut geklappt hat, dachten wir: Vielleicht geht es auch eine Nummer größer. Also haben wir angefangen zu recherchieren. Dabei sind wir auf das Konzept “Tiny House” gestoßen und fanden es sofort super geil. Wir haben uns eines von einem gewerblichen Anbieter angeguckt, die solche Tiny Houses in verschiedenen Größen herstellen. Es hat uns total gut gefallen, es war aber ganz anders als unser jetziges Haus, viel edler und professioneller.
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Ihr wolltet eurer Haus dann aber selbst bauen?
Ja, wir wollten es selbst machen. Wir stürzen uns gerne in neue Projekte und probieren uns gerne aus. Man kann immer viel über die Theorie reden, aber man weiß erst Bescheid, wenn man es selbst gemacht hat.
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Was hat euch an einem “Tiny House” gereizt?
Zum einen die Tatsache, dass es ein mobiles Haus ist. Ich bin in meinem Leben so oft umgezogen und es hat immer wahnsinnig viel Energie gekostet und immer weh getan, die eigene Wohnung komplett auseinanderzunehmen und in Kartons zu packen. Wenn ich schon so viel Arbeit und Liebe in meinen Wohnraum stecke, möchte ich ihn auch mitnehmen, wenn ich umziehe! Zudem finde ich gut, dass man ein Tiny House autark versorgen kann, zum Beispiel mit Solarpanels auf dem Dach.
Was uns aber auch gereizt hat, war das minimalistische Lebenskonzept. Bei jedem Umzug ist mir aufgefallen, wie viel ich von A nach B geschleppt habe, ohne die Kartons überhaupt aufzumachen. Irgendwann dachte ich: Das ist doch Wahnsinn, warum besitzt du so viel? Wir hatten immer nur kleine Wohnungen, aber so viel Zeugs – und es wurde immer mehr, egal, wie oft ich ausgemistet habe!
Für euer Tiny House musstet ihr euren Besitz radikal reduzieren. Wie habt ihr das gemacht?
Wir haben sehr viel verschenkt. Im Gegenzug haben wir viel Baumaterial von anderen geschenkt bekommen. Es hat Spaß gemacht, zu sehen, wie sehr sich andere Menschen über unsere Geschenke gefreut haben. Dann fällt es leichter, Dinge wegzugeben. Es ist einfach schön, wenn die Dinge wirklich genutzt werden.

Als wir hier eingezogen sind, war unser Tiny House erst zu 20 Prozent fertig – und es war mitten im Winter!

Wie seid ihr weiter vorgegangen?
Wir haben uns einen alten DDR-Bauwagen gekauft – als Basis, auf die man aufbauen kann. Inklusive Lieferung haben wir 3.000 Euro bezahlt. Mit allem, was wir reingesteckt haben, lagen wir bei 4.000 Euro. Ein paar Sachen mussten wir doch kaufen – wann immer möglich haben wir Gebrauchtes gekauft. In diesem Kostenrahmen ein Haus mit Garten zu bekommen, ist doch großartig, oder?
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Wie habt ihr dieses Grundstück gefunden?
Genau wie den Bauwagen über Ebay-Kleinanzeigen. Zu geil, da findest du echt alles!
Habt ihr gezielt einen Stellplatz hier im Wendland gesucht?
Nein, wir haben zum Beispiel auch in der Nähe von Harburg gesucht. Aber als wir uns diesen Stellplatz angesehen haben, fanden wir ihn sofort gut – mit den Bäumen und dem Feld nebenan. Wir haben gleich zugesagt und waren voll optimistisch. Wir hatten sogar, noch bevor wir den Bauwagen hatten, schon unsere Wohnung gekündigt! Wir sind einfach “all in” gegangen, so gab es keinen Weg mehr zurück! Sonst überlegt man sich das vielleicht doch noch, irgendetwas ist ja immer. Und es hat geklappt. Erst haben wir den Platz bekommen, dann den Bauwagen gefunden und dann konnten wir anfangen.
Wie lange hat es gedauert, aus dem Bauwagen ein Haus zu machen, sodass ihr einziehen konntet?
Schwer zu sagen … Wir hatten ja noch unseren Bulli und ein Zelt, was sehr hilfreich war. Zudem muss ich sagen, dass wir wirklich hart sind. Als wir hier eingezogen sind, war unser Tiny House erst zu 20 Prozent fertig – und es war mitten im Winter! Da sind wir knallhart. Insgesamt haben wir bislang rund ein halbes Jahr an unserem Haus gearbeitet.
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Wie Familie und Freunde darauf reagiert haben und wie sie andere Menschen mit ihrer Begeisterung anstecken, das lest ihr im ganzen Interview auf femtastics.

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