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Joy Denalane: „Vor 20 Jahren wusste ich nicht, wie viel die Liebe aushalten kann“

Eva Baales
Stimme, Statement, Schönheit. Joy Denalane gehört zu den deutschen Musikerinnen, die für etwas stehen. Und das seit bald zwanzig Jahren. Es war 1999 als das Duett „Mit Dir" mit Max Herre für Freundeskreis zum Radiohit und zum ersten Lied ihrer Liebe wurde. Gerade erst veröffentlichte sie ihr fünftes Studioalbum Gleisdreieck. Perfekter Anlass also, um mit Joy einmal durch unsere InterviewrubrikVor zwanzig Jahren wusste ich nicht, was ich heute weiß über..."und somit durch ihr Leben zu sliden. Bei der Ankündigung lacht sie und sagt: „Sehr interessant, weil ich zur Erkenntnis gekommen bin: Je älter ich werde und je mehr ich sehe, desto weniger weiß ich." Wollen wir doch mal sehen, wieviel Weisheit zwanzig Jahre mit sich bringen...
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Fangen wir an mit dem Themenkomplex Heimat. Was weißt du heute, was du mit 23 noch nicht wusstest über Heimat?
„Darüber weiß ich heute genauso viel wie vor zwanzig Jahren: Ich weiß, wo ich herkomme und wo ich mich Zuhause fühle. Aber ich wurde natürlich immer schon mit dem Thema Zugehörigkeit konfrontiert. Aufgrund meines Aussehens wollen mir manche Leute absprechen, deutsch zu sein. Weil ich nicht dem Ebenbild der Mehrheit entspreche, ich gehöre nicht zur weißen Mehrheitsgesellschaft Deutschlands. Ich empfinde mich als Deutsche, aber werde mit Leuten konfrontiert, die eine multikulturelle Gesellschaft nicht wahrhaben wollen. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass es viele Jahrzehnte einfach nicht formuliert wurde, nicht offiziell, nicht auf politischer Ebene. Erst Angela Merkel hat Deutschland offiziell als Einwanderungsland deklariert. Das macht natürlich was mit einem Menschen, wenn man in einer Vorstellung groß wird, dass Deutschland eine weiße Mehrheitsgesellschaft ist. Vor fast 20 Jahren habe ich mein Album Mamani herausgebracht, auf dem ich mich auch schon mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Ich würde sagen, dass ich heute genau so damit umgehe: Ich bin auch heute nicht immer der Sache gewachsen, das ist Tagesform abhängig. Wie zusammen habe ich mich? Welchen Abstand habe ich zu mir oder der Person, die mich ausgrenzt? Ich finde es am effektivsten, den Menschen in eine Situation zu zwingen, in der oder sie überdenken muss."
Eva Baales
Über Feminismus.
„Heute habe ich eine bewusstere Einstellung dazu. Ich habe mir vor zwanzig Jahren nicht so viel Gedanken über die Gleichberechtigung gemacht, weil ich sie nicht in Frage stellte. In meinem Leben habe ich immer machen können, was ich wollte und niemand hat sich mir bewusst in den Weg gestellt. Das war kein Thema für mich. Im Laufe der Jahre habe ich aber beobachtet, dass das Thema Gleichberechtigung und Frauen noch lange nicht an dem Punkt ist, an dem wir sein sollten. Durch Wissen und Bildung hat sich also meine Meinung geformt, nicht durchs eigene Gefühl. Ich war die Schwester von zwei großen Brüdern, ich musste früh lernen, mich durchzusetzen. Und ich hatte eine starke Mutter zum Vorbild, sie war das Familienoberhaupt. Sie war Sachberaterin auf dem Arbeitsamt, erzog fürsorglich sechs Kinder und war sehr attraktiv – sie war eine Überfrau und stark. Ich bin damit groß geworden, dass sie alles macht, was sie will und trotzdem Ehe und Familie unter einen Hut bekommt. Das hat mir geholfen, meinen Joy-Weg zu gehen. (lacht)"
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Eva Baales
Über Familie.
„Familie sind die, die bis zum Schluss bleiben. (lacht) Familie war schon immer ein starker Begriff für mich und die Bindung ist es ebenfalls. Wir sind sechs Kinder. Meine Mutter lebt nicht mehr, mein Vater wohnt auch in Berlin. Und auch wenn wir Kinder in alle Himmelsrichtungen zerstreut sind, haben wir eine enge Verbindung. Klar, hat man Meinungsverschiedenheiten, aber ich habe meine Familie nie in Frage gestellt. Vor zwanzig Jahren konnte ich noch nicht nachvollziehen, was meine Eltern meinten, wenn sie sagten, warte mal, wenn du mal Mutter bist. Ich war schon nicht immer einfach, ich war schon auf meinem eigenen Film. Ich war sehr freiheitsliebend und habe mich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr erziehen lassen. Ich dachte, ich habe schon alles verstanden. Und da haben meine Eltern gesagt, wenn du mal Kinder hast, dann wirst du verstehen wovon wir gerade sprechen. Für meinen Geschmack war ich als Teenager ganz okay, ich war zwar frech, aber ich hab nie ernsthaft Blödsinn gemacht. Aber das konnten meine Eltern sich natürlich nie richtig vorstellen. Heute verstehe ich ihre Sorgen."
Über Schönheit.
„Schönheit vergeht irgendwie nicht. Es klingt so abgedroschen, aber mir geht es um ein inneres Leuchten. Das finde ich schön. Für mich müssen die Augen sprechen. Wenn ich so an meine Partner denke, dann waren das auch mal sehr hübsche mal weniger hübsche, ich habe immer das Besondere gesucht. Und bezogen auf mich selbst: Natürlich hatte ich verschiedene Phasen. Ich fühlte mich lange nicht attraktiv, weil mein Aussehen nicht populär war. Aus heutiger Sicht war es nicht schön, als ich meine Haar glatt getragen habe. Das war viel zu fancy frisiert. (lacht) Das sah unecht aus. Und dann hatte ich mal ganz kurze Haare und war blondiert. Ja, ich hatte schon wilde Frisuren. Es gab schon auch Zeiten, in denen ich mich viel mehr geschminkt habe, als ich das heute tue. Das hat sich verändert, weil ich einfach nicht so viel Zeit dafür aufbringen wollte. Ich hatte nie Lust, lange vor dem Spiegel zu stehen."
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Über Liebe.
„Liebe kann auf jeden Fall viel aushalten. Das konnte ich vor zwanzig Jahren defacto noch nicht wissen..."
Eva Baales

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