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Kleiderschrank ausgemistet – und jetzt? Hier wirst du deine alten Lieblingsteile los

Foto: Erica Gannett
Früher habe ich zweimal im Jahr meinen kompletten Kleiderschrank ordentlich ausgemistet, immer zum Ende jeder Saison. Welcher Wollpullover hat seinen letzten Winter erlebt? Welches Kleid hat mich nun durch genug Sommer begleitet? Ob der letzte Odem der Garne oder mein persönlicher Geschmack dafür verantwortlich waren: Es kam immer ein stattlicher Haufen an nicht mehr geliebten oder längst zerlebten Kleidungsstücken zusammen.
Inzwischen vollziehe ich dieses Ritual mitunter alle zwei Monate. Zwar versuche ich, meinen Konsum einzuschränken und bewusst einzukaufen. Trotzdem beobachte ich eine beeindruckende Fluktuation, was den Inhalt meines Kleiderschrankes angeht – und das unabhängig davon, ob ich viel Second Hand kaufe und mich von Übertrends fernhalte, die ich nach einem Monat schon nicht mehr sehen kann.
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Im Laufe der Jahre bin ich zu einer richtigen Expertin geworden, wenn es darum geht alte Lieblinge gewinnbringend und sinnvoll loszuwerden. Mit sinnvoll meine ich übrigens nicht den Altkleidercontainer um die Ecke, von dem du ohnehin die Finger lassen solltest (dazu später mehr). Es ist eigentlich nicht so schwer, wenn man erstens den Wert der eigenen Kleidung kennt und sich von dem Gedanken verabschiedet, dass man nach drei Saisons noch die Hälfte des ursprünglichen UVP für eine Jeans bekommt.
Den Leuten, denen du deinen alten Lamm-Wollpullover verkaufen möchtest, ist es außerdem egal, ob du ihn auf dem ersten Date mit deine*r Partner*in anhattest oder ihn getragen hast, als du die sechs Richtigen im Lotto angekreuzt hast. Verabschiede dich also auch von Emotionen, wenn du effektiv deine alte Kleidung verkaufen möchtest.
Bei Kleidung von Highstreet-Marken wie H&M oder Mango kannst du außerdem überlegen, wie wichtig dir die zwei Euro sind, die du auf einem Flohmarkt eventuell noch dafür bekommst oder wie sinnvoll hier dann vielleicht eine Kleiderspende ist (auch hier später mehr). Klar, Kleinvieh macht auch Mist, aber ein aufgeladenes Karma-Konto kann auch nie schaden, oder?
Dann mal let's fetz und geschaut, wie du endlich diese große Ikea-Tüte voller alter Klamotten verwertest, die seit fünf Wochen in deinem Flur steht.
Der Klassiker: Ein Stand auf dem Flohmarkt
Wenn ich in Berlin eines gelernt habe, dann, wie man Flohmarkt macht. Ich war schon überall und habe mal mehr, mal weniger Knete gemacht, aber immer einen wirklich schönen Sonntag gehabt. Es gibt Flohmärkte, auf denen man auch Markenkleidung noch relativ gut verkaufen kann. Insgesamt ist hier aber eher mein Abschlagplatz für günstige bis mittelteure Kleidung und No-Name Vintage-Produkte. Kleiner Tipp: Versetze dich immer in die Lage der*des Käufer*in. Du würdest auch keine 20 Euro für einen getragenen COS-Rock bezahlen. Wenn du Kleidungsstücke hast, die dir sehr am Herzen liegen, nimm sie gar nicht erst mit. Außer, der Flohmarkt ist bekannt für höhere Preise.
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Das Schönste am Flohmarkt? Mit den Leuten quatschen, den Tag mit Freund*innen verbringen und die Sonne genießen. Sobald ich meine Standmiete wieder drin hab, bin ich happy und freue mich schon darauf, nur noch einen Bruchteil der Taschen wieder mit nach Hause zu tragen.
Nachhaltig und mit hohem Reach: Second-Hand-Plattformen im Netz
Wem draußen sein, Feilschen und andere Menschen keine Freude bereiten, der*die kann die alte Kleidung auch im Internet veräußern. Plattformen wie Kleiderkreisel, Tictail und Ebay sind das digitale Pendant zum sonntäglichen Trödel – und das 24/7 und über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus. Dafür wird dir aber auch etwas mehr Vorarbeit abverlangt, denn ohne aussagekräftige Bilder und eine gute Beschreibung wirst du deine Sachen entweder nur schwer oder nicht zu dem Preis los, den du gerne hättest. Dafür erreichst du unglaublich viele Menschen und kannst den Verkaufspreis mehr oder weniger fix festlegen.
Bei Ebay lohnt es sich auf Auktion zu gehen, weil Angebot und Nachfrage, du kennst das: Wenn das Teil begehrt ist, wird es in der Regel für den bestmöglichen Preis über die digitale Ladentheke gehen. Verkaufen über das Netz dauert mitunter aber länger. Oftmals muss du dich zudem mit Minderjährigen herumschlagen, die dir nervige bis lächerliche Angebote machen. Auch Betrüger*innen treiben im Netz ihr Unwesen, hier bin ich mit gesundem Menschenverstand bisher aber gut gefahren.
Weitere online Second-Hand-Shops: Mädchenflohmarkt und Kleiderkorb (was, ehrlich gesagt, genau so aussieht wie Kleiderkreisel)
Für Wertvolles: Online-Luxus-Reseller
Die geerbte Chanel-Tasche von Oma ist zwar Chanel, aber einfach nicht du? Kein Problem. Plattformen wie Vestiaire Collective oder Rebelle sind inzwischen etablierte Marktplätze, um auch die teuerste Markenware zum bestmöglichen Preis loszuwerden. Auch auf Ebay kann ich meine alte Chanel-Tasche verkaufen, aber nur bei den spezialisierten Internetplattformen ist die Echtheit für den*die Käufer*in garantiert und es gibt keine nachträgliche Diskussion um mögliche Plagiate. Kleiner Wermutstropfen: die Provisionen, die teilweise bis zu 60 Prozent verschlingen können.
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Weitere Luxus-Online-Shops: Catchys, Vide Dressing, Vite Envogue und Prelovee
Für Menschen mit viel Zeit: Offline Second-Hand Läden
Ich gestehe, ich habe erst ein einziges Mal aussortierte Kleidung in einen Second-Hand-Shop gebracht. Mit dem Ergebnis, dass es mir einfach zu aufwendig war. Das Prinzip ist jedoch denkbar einfach: Du bringst deine aussortierten Schätze in einen Laden deines Vertrauens, wo die Sachen entweder direkt abgekauft (eher selten der Fall) oder mit Provision verkauft werden – und die kann bis zu zwei Drittel des Verkaufspreises betragen. Aber klar, schließlich muss der Laden davon sowohl den Platz, die Ladenmiete als auch das Personal bezahlen.
Für alle, die einen Second-Hand Laden des Vertrauens besitzen sicher eine super Sache. Mich persönlich stört daran, keinen Einfluss auf den Preis zu haben, die genannte (und berechtigte) Provision sowie die lange Zeit, die es mitunter braucht, bis ein Teil endlich verkauft wird. Als Käuferin bin ich übrigens gigantischer Fan von gut sortieren Offline-Second-Hand-Stores.
Spenden: Aber bitte richtig
Aus den Augen, aus dem Sinn. Die Altkleidercontainer, die so zahlreich in allen Städten und Kommunen herumstehen, sind die schnellste und effektivste Art, sich alter Kleidung zu entledigen – und gleichzeitig tust du auch noch was Gutes. Das klingt nach einem echten Win-Win. Leider falsch. Denn spätestens seit den ungefähr zwanzig Dokumentationen zum Thema sollte auch im letzten Gehirn angekommen sein, dass die Altkleider, die mit einer guten Intention im Metallmaul der Container versenkt werden, wirklich bei jedem ankommen, außer bei den wirklich Bedürftigen.
Zumeist landet die Ware in Sortierzentren und wird dann entweder recycelt (zirka zehn Prozent) oder weiterverkauft. Unsere Altkleider schwemmen die Märkte in Afrika und Osteuropa und machen hier nicht nur die lokale Industrie kaputt, sondern das Geld wandert auch noch in die Taschen von Profit orientierten Stock-Händlern. Das gilt im Übrigen für fast alle Container, auch die des Roten Kreuzes.
Wenn du deine Kleidung wirklich dorthin bringen möchtest, wo sie gebraucht wird, beweg dich einfach selbst zur Kleiderkammer der AWO, des Deutschen Roten Kreuzes oder der Caritas oder bring deine Winterjacken in die Kältehilfe und brauchbare Kleidung in Flüchtlingsheime oder Sozialkaufhäuser. Ein kleiner Anruf vorab, was wirklich gebraucht wird, ist ein Muss und dauert fünf Minuten.
Für mehr Übersicht sorgt hier der Dachverband FairWertung. Hier haben sich gemeinnützige Altkleidersammler*innen zusammengeschlossen und sich selbst verbindliche Standards in Sachen Transparenz gesetzt. Auf der Internetseite findest du Informationen zu allen Mitgliedern und kannst die Standorte der Altkleider-Container abfragen.

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