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Was genau macht ein Life Coach & wer braucht einen?

Foto: Serena Brown.
Wenn es ein Wort gibt, das ich langsam nicht mehr sehen kann, dann ist es Self-care. Nicht weil ich denke, dass es nicht wichtig wäre, sich um sich selbst zu kümmern! Sondern weil es überall und ständig auftaucht. Früher haben wir einfach ein großes Stück Schokokuchen gegessen, weil es verdammt noch mal lecker ist. Heute machen wir es, weil es #Selfcare ist – und ein tolles Motiv für unseren Feed abgibt. Nichtsdestotrotz ist die Idee, die dahintersteckt, absolut richtig: Wenn wir nicht auf unseren Körper und unseren Geist achten, gehen wir über kurz oder lang vor die Hunde. Und weil Selbstfürsorge – entgegen dessen, was der Name suggeriert – nicht immer alleine klappt, brauchen wir manchmal zusätzlich Hilfe von außen. Von einer anderen Person, die uns unterstützt, berät und vielleicht auch mal einen Spiegel vorhält. Zum Beispiel von einem Life Coach.
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Um noch mal auf Instagram zurückzukommen: Unter dem Hashtag #Lifecoach gibt es mittlerweile über 6,5 Millionen Beiträge. Das zeigt auf jeden Fall schon mal, wie viele Menschen sich tatsächlich mit dem Thema beschäftigen. Die Frage ist nur: Was genau macht eigentlich ein Life Coach eigentlich und solltest du dir einen zulegen? Leider gibt es darauf keine einfache, eindeutige Antwort. Aber im Folgenden gebe ich dir zumindest einen ganz guten Einblick ins Thema und erkläre dir die Basics.

Der Beruf

Life Coaches kannst du dir wie Fitnesstrainer*innen vorstellen, die allerdings nicht deine Muskeln, sondern deinen Ideen, dein Selbstvertrauen und deine Persönlichkeit stärken. Sie begleiten dich ein Stück lang auf deinem Weg, geben dir Tipps und motivieren dich. Da es sich nicht um einen gesetzlich geschützten Begriff handelt, kann der genaue Tätigkeitsbereich variieren. Außerdem bedeutet das auch, dass es verschiedene Wege gibt, Life Coach zu werden – einen Studiengang oder eine klassische staatlich anerkannte Ausbildung gibt es in Deutschland nicht. Und das heißt wiederum, Interessierte müssen sich das Coaching-Training privat finanzieren und erhalten am Ende auch nur ein Zertifikat, statt eines richtigen IHK-Abschlusses oder eines Diploms. Was die Ausbildungsdauer, die Lehrinhalte und die Kosten angeht, gibt es große Unterschiede. Demzufolge können auch das Wissen und die Fähigkeiten von Life Coaches stark variieren – genauso wie deren Honorare (50 bis 300 Euro pro Stunde).
Solltest du eine Karriere als Life Coach anstreben, stehen dir in Deutschland mehr als 300 Coaching-Ausbildungen zur Verfügung. Das Problem: Nicht alle sind seriös und manche kosten dich schnell mal Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Euro. Du solltest dich vorab also ganz genau informieren, wem du dein Geld gibst und von welchen Anbietern du besser die Finger lässt. Bei der Auswahl empfiehlt Stiftung Warentest unter anderem auf Folgendes zu achten: ein wissenschaftliches Fundament, Praxisnähe und eine Ausbildungszeit von mindestens 250 Stunden (12 Monaten). Inhaltlich sollten psychologische Themen behandelt werden, aber auch der Bereich der persönlichen Kompetenzen und Rollenkonzepte.
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Die Klient*innen

Freelancer und Unternehmer*innen suchen beispielsweise oft einen Life Coach auf, weil sie eine Karriereberatung brauchen. Da sie keine richtigen Vorgesetzten haben, kann ihnen also auch niemand Feedback geben oder sie über ihren Fortschritt informieren. Und dann kann es sehr hilfreich sein, mit jemandem über das eigene Business und die berufliche Zukunft sprechen zu können.

MancheMenschen wenden sich aber auch an einen Life Coach, weil sie Tipps in Sachen Beziehungenoder psychische Gesundheit brauchen oder aber mit einer neutralen Person überihre Werte und Glaubenssätze sprechen möchten. Kurz gesagt: Es gibt unterschiedlicheBeweggründe, warum sich Personen eine*n persönliche*n Berater*in suchen.

Die Grenzen

Auf den ersten Blick scheint es vielleicht so, als wären Life Coaches eine Art Therapeut*in, doch dem ist nicht so. Ein Unterschied zwischen den beiden Berufsfeldern ist zum Beispiel, dass dir Psychoanalytiker*innen und Therapeut*innen in der Regel und je nach Therapieform nicht ihre persönliche Meinung zu deinen Problemen sagen würden und dir auch keine Lösungsvorschläge geben. Stattdessen stellen sie dir gezielt Fragen und leiten dich dadurch an, selbst auf eine Lösung zu kommen. Bei Life Coaches sieht das anders aus. Sie würden dich ganz konkret beraten, ob du deine zehnjährige Beziehung beenden oder ob du deinen Job kündigen solltest, ohne bereits einen neuen zu haben. Das klingt zwar erst Mal ganz praktisch, doch was, wenn du an einen unseriösen Life Coach geraten bist, der dein Leben durch seine unqualifizierten Ratschläge eher verschlechtert als verbessert?
Dazu kommt, dass die Tipps eines Life Coachs nicht kostenlos sind – ganz im Gegenteil. Für die Beratungsstunde kannst du wie bereits erwähnt gut 100 Euro oder mehr hinblättern. Zum Vergleich: Eine Therapie kostet dich gar nichts, wenn sie von deiner Krankenkasse übernommen wird.
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Auch was die Zuständigkeiten angeht, verschwimmen die Grenzen zwischen Therapeut*in und Life Coach oft. Theoretisch können beide in Krisensituationen oder schwierigen Lebensphasen helfen, aber in manchen Fällen solltest du besser eine*n Psychoanalytiker*in oder eine Verhaltenstherapeutin aufsuchen. „Ich arbeite seit mehr als 25 Jahren als klinische Psychologin und kann dennoch nicht zu 100 Prozent voraussagen, in welche Richtung die Unterhaltung mit einer neuen Patientin oder einem neuen Patienten gehen wird. Die Möglichkeit, versehentlich die Büchse der Pandora zu öffnen besteht immer – manchmal sind die Probleme viel tiefgreifender und deutlich ernster als sie auf den ersten Blick scheinen“, so Dr Hamira Riaz. „Wenn diese Art der Probleme in einer Coaching-Session auftauchen, hängt es vom Ermessen des Life Coachs ab, wie es weitergeht. Sie oder er entscheidet dann, ob sie oder er dich einfach weiter berät (und damit ja gutes Geld verdient) oder dir eine Therapie empfiehlt.“ Die Frage ist nur, ob blindes Vertrauen so eine gute Idee ist, wenn es um deine mentale Gesundheit geht…
Dr. Riaz würde dir empfehlen, therapeutische Hilfe statt eines Life Coaches aufzusuchen, wenn du entweder bereits mit einer Angststörung, einer Depression, einer Essstörung oder irgendeiner anderen Störung oder Krankheit diagnostiziert wurdest oder aber ein traumatisches Erlebnis hattest, das bei dir für untypische Reaktionen und extremem Stress gesorgt hat. Das kann beispielsweise nach einem Arbeitsplatzverlust, einem Todesfall in der Familie oder einer nicht einvernehmlichen Trennung der Fall sein.
Sollten diese beiden Punkte nicht auf dich zutreffen, kann die Konsultation eines Life Coachs durchaus extrem hilfreich für dich sein. Und nur, weil jemand kein Diplom hat, heißt das ja nicht, dass sie oder er keinen guten Job macht. Andersrum garantiert ein Diplom auch nicht, dass die betreffende Person zwischenmenschliche Kompetenzen besitzt.
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„Alle, die langfristig erfolgreich sein wollen, müssen einfach sicherstellen, ihren Job gut zu machen – ob sie nun ein Diplom oder ein anderes Zertifikat haben oder nicht“, sagt die 31-jährige Laura Smith, die als Digital Marketing Consultant arbeitet und sich selbst schon coachen lassen hat. „Wenn jemand Life Coach wird, weil sie oder er glaubt, damit das schnelle Geld machen zu können, wird die Person schnell scheitern, da bin ich mir sicher. Du brauchst Geschäftssinn und echte Fähigkeiten und Kenntnisse, um Menschen zu helfen und als Coach erfolgreich zu sein. Ich habe die Qualifikation meiner Beraterin nie in Frage gestellt, weil sie so gut in dem ist, was sie tut.“
Life Coaching kann für alle nützlich sein, die „sich generell wohl in ihrer Haut fühlen und zufrieden mit ihrem Leben sind, sich aber einen Ort wünschen, an dem sie ihre Optionen und Ideen besprechen können, weil sie sich in einer Übergangsphase befinden“, so Dr. Riaz. Wenn du beispielsweise nach der Schule überlegst, ob du studieren oder eine Ausbildung machen sollst, kann ein Life Coach dir helfen. Ihr könnt gemeinsam „kurz auf Pause drücken, reflektieren, was du bisher erlebt und gelernt hast und welche Schlüsse du daraus ziehen kannst. Der Coach kann dir dabei helfen, dich auf die nächste Phase deines Lebens vorzubereiten und dir den Übergang zu erleichtern“. Das gilt zum Beispiel auch für Menschen, die bereits im Berufsleben stehen und sich umorientieren möchten oder aber für Paare, die bald ihr erstes Kind bekommen.

Die Erfahrungen

Jess Sims ist 31 Jahre alt und leitet ein Marketing-Beratungsunternehmen in London. Mit ihrem Life Coach schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe, denn Sarah Elliott hilft ihr nicht nur dabei, beruflich voranzukommen, sondern auch fit zu bleiben. Die beiden haben sich bei einem Spinning-Kurs kennengelernt, den Sarah geleitet hat. „Ihre motivierenden Worte haben mich durch jede Spinning-Stunde gebracht und mich super gepusht. Sie haben mir geholfen, meine Ziele zu erreichen. Später fand ich dann heraus, dass Sarah nicht nur Personal Trainer ist, sondern auch Life Coach“, so die Engländerin.
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Jessist eine Unternehmerin, die nach eigenen Angaben ihre beruflichen Ziele aus denAugen verloren hat: „Ein Business zu leiten ist schwer und manchmal brauchst dujemanden, der dich an die Hand nimmt, dich leitet und dir hilft, wieder dasgroße Ganze zu sehen“. Die Beziehung zwischen den beiden ist zum beidseitigenNutzen, denn Jess revanchiert sich für die Lifecoaching-Sessions und dieSpinning-Stunden indem sie Sarah in Sachen Social Media und Marketingunterstützt. Deswegen bezahlen sie sich beide gegenseitig auch kein Honorar. FürJess war das Zwischenmenschliche immer wichtiger als die theoretischeQualifikation: „Du brauchst jemanden, mit dem du eine Beziehung aufbauen kannst.Jemanden, der oder die dich motiviert und dessen oder deren Meinung du wirklichrespektierst. Ich denke, kein Zeugnis der Welt kann das sicherstellen. Ob espasst oder nicht hat nichts mit einer theoretischen Ausbildung zu tun, sondernmit dem Bauchgefühl“.

Auch Kirsten Rees hat sich schon öfter durch Life Coaches helfen lassen. Die 36-jährige Autorin hat schon Einiges durchgemacht, konnte dank der Unterstützung aber jeden noch so dunklen Moment irgendwann hinter sich lassen und wieder durchstarten. Als sie beispielsweise vor sechs Jahren am Fibromyalgie-Syndrom erkrankte und dadurch ständig Schmerzen am ganzen Körper verspürte, hatte sie das Gefühl, ihre Identität verloren zu haben. Sie hatte sich immer als starke Frau empfunden, ging Bergsteigen, meisterte den Extrem-Hindernislauf Tough Mudder und andere Aktivitäten, die nur echte Adrenalinjunkies machen. Doch auf einmal brach ihre Welt zusammen. Ein Coach, der sich auf Selbstvertrauensbildung spezialisiert hat, half ihr dabei, ihr Selbstwertgefühl wieder aufzubauen und ihren Problemen Luft zu machen, indem sie sie in den sozialen Medien darüber postet. Außerdem riet ihr ein Karriere-Coach dazu, ihr eigenes Business aufzubauen. Kirsten – die in den letzten fünf Jahren einen Autounfall hatte, einen Knoten in ihrer Brust fand und ihren Vater verlor, weil er Krebs hatte – sagt, Life Coaches haben ihr geholfen, dennoch optimistisch in die Zukunft zu blicken. „Anfang des Jahres habe ich ein Visionboard mit 21 Zielen erstellt. Auf meiner Liste stand unter anderem, einen Bestseller zu veröffentlichen und einen mehrtägigen Workshop für Autor*innen in einem Schloss zu leiten. Früher hätte ich auf keinen Fall genug Selbstvertrauen gehabt, mir sowas überhaupt vorzustellen“, gibt sie zu. „Sechs Jahre lang hatte ich mir selbst immer gesagt: ‚Das kannst du eh nicht‘. Jetzt sage ich: ‚Du kannst das!‘. Ich konzentriere mich darauf, negative Dinge in etwas Positives zu verwandeln und niemals aufzugeben.
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Trotz der positiven Erfahrungen, die Rees mit Life Coaches gemacht hat, würde sie jedem raten, vorher gründlich zu recherchieren, wem man seine Probleme und sein Leben anvertraut. „Heutzutage ist es so einfach, sich eine eigene Website zu basteln und zu behaupten, der oder die Beste zu sein. Deswegen informiere ich mich vorher immer sehr genau und frage nach einer kostenlosen Probestunde, damit beide Seiten schauen können, ob es zwischenmenschlich passt.“

Das Fazit

Obdu dir einen Life Coach zulegen solltest oder nicht, musst du selbstentscheiden. Manche Menschen haben extrem positive Erfahrungen gemacht, anderesagen im Nachhinein, sie hätten sich das Geld und die Zeit auch sparen können. Solltestdu ernsthafte Probleme haben, ist es höchstwahrscheinlich besser, direkt eine*nTherapeut*in aufzusuchen.

Wenn du der Sache eine Chance geben willst, informiere dich unbedingt, wer dein Gegenüber ist. Überlege dir außerdem vorab, was deine Erwartungen sind, denn laut Dr. Riaz sind die Erfolgschancen höher, wenn du bereits Ziele im Kopf hast. Ansonsten musst du dich darauf einrichten, an dir zu arbeiten – und das manchmal gar nicht so leicht. „Wenn du glaubst, man würde dir ein Allheilmittel gegen all die Probleme und Herausforderungen des Lebens auf dem Silbertablett präsentieren, wirst du enttäuscht sein“, so Dr. Riaz. Oder anders gesagt: Life Coaches können weder zaubern, noch wissen sie alles. Aber wenn du Glück hast, findest du einen Menschen, der dein Leben bereichert und dir wirklich hilft.

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