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Ist es schlimm, dass ich in den letzten drei Monaten keinen BH getragen habe?

Photo: Getty Images.
Während ich diesen Satz schreibe, trage ich keinen BH. Genauer gesagt trage ich seit Beginn der Corona-Pandemie so gut wie nie einen BH. Oft vergesse ich es einfach, weil ich nach dem Aufstehen meistens erst Mal eine Weile im Pyjama arbeite, bevor ich irgendwann duschen gehe und mich anziehe. Und ich kann nur sagen: Es ist unglaublich befreiend!
Für manche Frauen ist das vielleicht keine große Sache, für mich aber schon. Ich habe ein D-Körbchen und habe vor Corona immer einen BH getragen. Und beim Joggen sogar manchmal zwei Sport-BHs. Ich brauche den Support. Wenn ich ihn nicht habe, muss ich meine Brüste auf dem Esstisch (aka meinen Home-Office-Schreibtisch) ablegen, wenn sie zu schwer werden.
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Genau das habe ich übrigens gerade erst vor ein paar Minuten gemacht, während ich mit der Schönheitschirurgin Dr. Melissa Doft telefoniert habe. Sie sprach jedoch direkt eine kleine Warnung aus: „Keinen BH zu tragen kann die Schultern stark beanspruchen, besonders, wenn du größere Brüste hast“, erklärt sie. „Wegen der Anatomie des Körpers tendieren sie dazu, zu hängen und nach unten ziehen. Das wiederum sorgt dafür, dass deine Schultern nach vorn gehen und dein Nacken, deine Schultern und der obere Rücken verspannen. Das ist einer der Hauptgründe für Brustverkleinerungen.“
Interessanterweise bemerken manche Personen (wie ich) mit größeren Brüsten die Verspannungen gar nicht bewusst und wenn, dann schreiben sie sie nicht ihren Brüsten zu – beziehungsweise dem Fakt, dass sie wegen der Selbst-Isolation schon länger keinen BH getragen haben. Und das ist auch nicht wirklich verwunderlich, denn schließlich bringen BHs ihre ganz eigenen Probleme mit sich. Wenn sie dann mal “oben ohne“ herumlaufen, fallen ihnen eher die Vorteile auf, statt die Nachteile: Endlich werden sie mal nicht von Metallbügeln gepikst oder müssen einschneidende Träger ertragen. Endlich können sie mal wieder so richtig tief ein- und ausatmen und auf der Yogamatte hin und her rollen, ohne das der dumme Verschluss in den Rücken drückt. Deswegen fühlen sich die ersten Stunden, Tage, vielleicht sogar Monate ohne BH auch fantastisch an. Als hätte einem jemand eine große Last genommen. Und dieses Gefühl wollte ich nicht so schnell wieder hergeben. Also habe ich die Nackenschmerzen auch eine ganze Weile gekonnt ignoriert.
Dazu kommt, dass die Schmerzen meist nicht von einer Minute auf die andere entstehen; sie entwickeln sich schleichend. Weil du dich zu Hause nicht so viel bewegst, spürst du die Folgen des BH-losen Lebens nicht sofort – anders, als wenn du beispielsweise ohne BH Sport machst, so Dr. Doft.
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Und wie sieht es mit anderen Folgen aus – abgesehen von möglichen Schmerzen? Kann es sich positiv oder negativ auf meine Gesundheit auswirken, wenn ich meine Brüste einfach so hängen lasse?
Es gibt diesen Mythos, dass es das Brustkrebsrisiko erhöht, wenn man einen BH trägt. Doch Studien zeigen, dass das schlichtweg falsch ist. Das Gerücht ist wahrscheinlich während einer Fallkontrollstudie Anfang der 90er entstanden. Damals wurde herausgefunden, dass Frauen, die keinen BH tragen, ein niedrigeres Risiko hatten, an Brustkrebs zu erkranken als Frauen, die einen BH tragen. Allerdings lässt sich das höchstwahrscheinlich eher auf die Gründe zurückführen, warum die Frauen keinen BH trugen – wie, dass sie kleinere Brüste hatten. Eine andere Fallkontrollstudie aus dem Jahr 2014 bestätigte dann auch noch mal, dass BHs das Risiko an Brustkrebs zu erkranken nicht erhöhen.
Und nur der Vollständigkeit halber: Es gibt auch keinen Grund zur Annahme, das Risiko wäre höher, wenn du keinen BH trägst, so Dr. Bryan P Schneider, Professor der Onkologie am Bren Simon Cancer Center an der Indiana University. Du brauchst dir also auch in diesem Fall keine Sorgen um deine Gesundheit machen.
Es gibt aber noch ein anderes Thema, an das du bestimmt automatisch denkst, wenn es um BHs geht: der Hängebusen. Halle Berry hat mal in einem Gespräch mit der InStyle gesagt: „Wenn du nicht willst, dass deine Brüste bei deinen Knien ankommen, wenn du 30 bist, solltest du immer einen BH tragen, selbst im Bett“. Dr. Doft scheint das tatsächlich ähnlich zu sehen. Sie sagt, was die Erhaltung von Haut und Form angeht und das Vorbeugen von hängenden Brüsten, kann ein BH vor allem bei größeren Brüsten helfen. Gleichzeitig weist sie jedoch auch auf eine französische Studie aus dem Jahr 2013 hin, in der herausgefunden wurde, dass das Tragen einen BHs die Wahrscheinlichkeit von hängenden Brüsten erhöhen kann.
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Die Wahrheit ist: Wenn du älter wirst, werden deine Brüste höchstwahrscheinlich zumindest ein bisschen mehr hängen als früher – ob du nun dein ganzes Laben lang einen BH getragen hast oder nicht. Der Grund dafür ist, das natürliche Dehnen des Bindegewebes in deiner Brust, erklärt Dr. Doft.
Fazit: Die zwei, drei Monate, die du BH-los vom Sofa aus gearbeitet hast, machen vermutlich kaum einen Unterschied. Und „am Ende des Tages ist es deine persönliche Entscheidung, ob du einen BH tragen willst oder nicht“, sagt Dr. Doft. (Es sei denn, es gibt medizinische Gründe, die für das eine oder andere sprechen, wie beispielsweise eine vorangegangene OP oder ähnliches.)
Während einer so schwierigen, emotionalen, herausfordernden Zeit wie dieser sind es die kleinen Dinge, die uns Freude bringen können. Und wenn für dich dazu gehört, BH-los und in T-Shirt und Jogginghose durch die Wohnung zu hüpfen, dann lass dich davon nicht abhalten. Sollte das bei dir nicht gerade für echte Rückenschmerzen sorgen, dann gibt es keinen Grund, deine Brüste einzusperren, wenn du es nicht willst. Und falls du doch mal eine kleine Tragepause brauchst, leg die Dinger einfach auf dem Esstisch ab.

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