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Nein, du musst an Weihnachten nicht glücklich sein

Foto: Nicole Maroon.
Einige meiner Lieblingsfilme spielen in der Weihnachtszeit – aber nicht unbedingt in einer realistischen Weihnachtszeit. Stattdessen malen sie ein wunderschönes Bild dessen, wie die Feiertage wohl aussehen sollten: festliche Deko, lange Abende vorm Kamin und Geschenke, die wirklich etwas bedeuten. Klar gibt’s in diesen Filmen auch hier und da mal ein paar Probleme (zum Beispiel, wenn du mit deiner Partnerin ihre Familie besuchst und rausfindest, dass sie sich gegenüber ihren toxischen Verwandten noch nicht geoutet hat – wer kennt’s nicht?). Trotzdem folgt früher oder später immer das Happy End, und rund um den Weihnachtsbaum herrscht Friede, Freude, Eierkuchen. Im wahren Leben laufen meine Feiertage aber eben meist nicht so ab – und ich wette, deine genauso wenig.
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Während sich das Jahr dem Ende neigt, wächst der Druck, möglichst perfekte Feiertage zu verbringen. „Alles um dich herum, unsere ganze Gesellschaft, drängt dich dazu, rund um Weihnachten glücklich und zufrieden zu sein“, meint auch die Psychologin Dr. Alfiee Breland-Noble. Die Filme, die Werbung, die perfekt inszenierten Instagram-Fotos von traumhafter Deko, wunderschön verpackten Geschenken und Pärchen oder ganzen Familien im gleichen Pyjama befeuern unsere Vorstellung davon, wie die Feiertage vermeintlich aussehen sollten. Wenn wir dem aber unsere echten Erfahrungen gegenüberstellen, sind wir am Ende oft enttäuscht, frustriert und mies gelaunt, bevor wir überhaupt das erste Geschenk ausgepackt haben.
Dieses Jahr haben wir vielleicht sogar ein noch stärkeres Bedürfnis nach einem „perfekten“ Weihnachten. Immerhin haben wir ein paar schwere Jahre hinter uns – samt globaler Pandemie, Krieg, Inflation und Klimakrise. Vielen von uns kommen die Feiertage daher wie eine Chance darauf vor, das Jahr „richtig“ ausklingen zu lassen, um ein wenig optimistischer in die Zukunft blicken zu können. Genau diese Erwartungshaltung kann jedoch unserer geistigen Gesundheit schaden, weil wir uns damit für eine enorme Enttäuschung nach den Feiertagen angreifbar machen (oder auch für einen Nervenzusammenbruch während der Feiertage).
Wenn du dieser Feiertags-Glücksfalle entkommen willst, solltest du daher deine Erwartungen zügeln, empfiehlt Dr. Breland-Noble. Hier beschreibt sie, wie du es schaffst, das Jahr erfrischt statt erschöpft ausklingen zu lassen.

Lass dich auf alle Gefühle ein

Das Problem zu dieser Jahreszeit ist, dass wir uns oft dazu zwingen, endlich mal glücklich zu sein, verdammt! Dr. Breland-Noble rät dazu, in deinem Kopf einen kleinen Schalter umzulegen: Versuche, jedes Gefühl, das sich im Laufe des Tages ergibt, wirklich zu fühlen und anzuerkennen. „Es ist ganz natürlich, dass wir eine Vielzahl verschiedener Emotionen empfinden“, sagt sie. „Wir sind nicht dafür gebaut, uns nur auf ein Gefühl zu konzentrieren. Wir sollen gar nicht durchgehend glücklich sein.“
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Stattdessen solltest du dich den Höhen und Tiefen öffnen. Hat deine Mutter einen gemeinen Kommentar zu deinem Geschenk an sie abgelassen? Gib deiner Reaktion darauf einen Namen (Enttäuschung? Wut?) und lass das Gefühl einfach zu. Stehst du nach dem Weihnachtsbaumkauf im Stau? Gestehe dir deinen Frust ein. Obwohl wir gerne glauben, das Unterdrücken negativer Gefühle würde dafür sorgen, dass wir generell zufriedener sind, verlierst du dadurch deinen Sinn für natürliche Freude, wenn du auch alle anderen normalen Gefühle einfach von dir drängst. „Wenn du dich nur auf das konzentrierst, was dich glücklich macht, ignorierst du viele der Faktoren, die dich weniger glücklich machen“, erklärt Dr. Breland-Noble. „Sie verschwinden aber nicht einfach, wenn du sie ignorierst.“ Stattdessen stauen sie sich an – so lange, bis du vielleicht irgendwann in Tränen ausbrichst, weil du gerade deine Plätzchen verbrannt hast (aber eigentlich, weil deine Mutter manchmal so fies zu dir ist!). Nur wenn du dir selbst eingestehst, dass du dich gerade nicht gut fühlst, kannst du dieses Gefühl wirklich verarbeiten, um es schließlich hinter dir lassen zu können.

Sei selbstsüchtig

Konzentriere dich darauf, die Dinge zu tun, die du gern machst – und nicht die, die dich unglücklich machen. Du hasst es, an den Feiertagen zu kochen? Bestell dir dein Lieblingsessen. Du kannst die furchtbaren Weihnachtsfilme nicht leiden, die deine Schwester alle Jahre wieder mit dir gucken will? Nutze diese Stunden stattdessen, um (mit ihr?) spazieren zu gehen. Mal im Ernst: Jetzt ist die Zeit, um genau das zu tun, worauf du Lust hast – nicht das, wozu du dich verpflichtet fühlst. „Such dir etwas aus, was dir wirklich Freude bereitet“, empfiehlt Dr. Breland-Noble. Und selbst wenn du doch einige Sachen widerwillig machst, um den Frieden zu bewahren, achte darauf, dass du vorher und danach etwas unternimmst, was dir gut tut. Nach den letzten paar Jahren verdienst du es, deine Glücks-Akkus wieder aufzutanken.
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Mach ein Nickerchen

… oder schlaf aus, nimm ein Bad, mach Yoga, mach ein Puzzle oder sonst irgendetwas, was dich erholt. Noch besser: Mach zwei dieser Dinge – jeden Tag bis zum 1. Januar. Dr. Breland-Noble zufolge ist diese Entspannung nämlich eines der wichtigsten Dinge, die wir während der Feiertage für uns selbst tun können. „Schalte einen Gang runter und nutze die Chance, dich zu erholen“, meint sie. „Du brauchst diese Entspannung, um überhaupt die nötige Energie dafür zu haben, dein Glück zu verfolgen und zu erreichen.“
Sie betont, dass du auch gar nicht klar denken kannst, wenn du nicht gut erholt bist. Wenn du wiederum nicht klar denken kannst, fällt dir die Selbstachtsamkeit umso schwerer – und du kannst die Aktivitäten, die dir Freude machen, gar nicht richtig genießen. Iss jetzt also, was du gerne magst, schlaf ausreichend viel, mach Spaziergänge, und nimm dich vor toxischen Leuten und Umgebungen in Acht.

Leg dir einen Schutzplan zurecht

Okay, diesen letzten Punkt sollten wir nochmal unterstreichen: Toxische Menschen – das heißt, all diejenigen, die dir in Gesprächen so viel Energie rauben, dass du dich danach kraftloser fühlst als zuvor – solltest du unbedingt vermeiden, und das insbesondere zur Weihnachtszeit, empfiehlt Dr. Breland-Noble. Das ist natürlich manchmal leichter gesagt als getan; schließlich bedeutet zum Beispiel eine Rückkehr in die Heimat oft das Wiedersehen mit alten Bekannten (wie deinem Ex-Freund aus Schulzeiten, der heute Impfgegner ist, oder deiner Tante, die dich jedes Jahr fragt, wieso du eigentlich noch Single bist). Trotzdem kannst du dich schützen: „Du kannst die anderen Menschen zwar nicht kontrollieren, aber sehr wohl dich selbst“, sagt Dr. Breland-Noble.
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Zuerst solltest du dazu deine Trigger kennen und dich auf sie vorbereiten. Wenn du zum Beispiel genau weißt, von wem du gemeine Kommentare zu erwarten hast, kannst du dir vorher Themen parat legen, die euer Gespräch in eine neue Richtung lenken, die du kontrollieren kannst. Wenn zum Beispiel deine Tante fragt: „Ah, wieder Single dieses Jahr, hm?“, kannst du entgegnen: „Lustig, Tante XY. Was hast du in letzter Zeit so auf Netflix gesehen?“ Die Chancen stehen gut, dass solche Themenwechsel dein Gegenüber erstmal „entwaffnen“ – und dir somit jede Menge Ärger ersparen.
Natürlich gibt es nicht das Erfolgsrezept im Umgang mit toxischen Menschen. Es kann aber helfen, dir immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass du nur eine verhältnismäßig kurze Zeit in ihrer Gesellschaft verbringen musst, und dir einen generellen „Schutzplan“ bereitzulegen: Rede dir nicht ein, du müsstest das Ganze held:innenhaft über dich ergehen lassen! Im Zweifelsfall gilt: Dreh dich um und geh, wenn das in der jeweiligen Situation für dich am besten und gesündesten ist, und mach dich nicht dafür fertig, wenn du doch mal die Nerven verlierst.

Nimm Weihnachten nicht zu ernst

Letztlich sind die Feiertage auch nur ein paar ganz normale Wochen im Jahr. Vielleicht sind sie mal schöner, mal weniger schön – so oder so vergehen sie aber genauso schnell wie alle anderen Wochen. Und selbst, wenn sie dieses Jahr besonders enttäuschend ausfallen, ist das okay.
„Mach dir selbst bewusst, dass du das Beste aus deinen Umständen gemacht hast“, meint Dr. Breland-Noble. Alles, was wir wirklich selbst tun können, ist, unsere eigenen Erwartungen runterzuschrauben, die guten Momente wirklich auszukosten – und uns klarzumachen, dass selbst das weniger Schöne in ein paar Tagen wieder vorbei ist.
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