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9 Gründe, warum unser Verständnis von Treue falsch ist

Dieser Artikel erschien zuerst bei HuffPost.
So modern unsere Gesellschaft auch sein mag: In Umfragen liegen die traditionellen Werte der Treue und Monogamie bei uns Deutschen weit vorne.
Wir sind nicht treu
Doch diese Idealvorstellung scheitert an der der Praxis. Ein Blick in das Fachbuch "Systemische Paartherapie" von Arnold Retzer zeigt, wie treu wir wirklich sind: 9 von 10 Männern und 3 von 4 Frauen gingen demnach mindestens einmal in einer festen Beziehung fremd. In jeder zweiten Ehe kommt es laut dem Sexual- und Paarberater zu Untreue.
Die HuffPost hat mit Lisa Fischbach gesprochen, Diplompsychologin und Autorin des Buches “Treue ist auch keine Lösung”, die außerdem für ElitePartner tätig ist.
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Sie rät: Wir sollen über unser Verständnis von Treue noch einmal genauer nachdenken. Und dabei ganz ehrlich zu uns selbst sein.
9 Gründe, warum unser Verständnis von Treue falsch ist:

1. Untreue ist so alt wie die Menschheit

Untreue ist menschlich und gab es schon immer“, sagt Fischbach. Dass heute besonders viele Menschen fremdgingen, liege aber vor allem daran, dass unser Anspruch gestiegen sei, alles immer in möglichst größer Abwechslung und Fülle haben zu wollen. Außerdem sei “schneller Sex leicht verfügbar geworden”. Durch Apps wie Tinder zum Beispiel.

2. Die Menschen halten sich für treuer, als sie sind

Es gibt wohl kaum jemanden, der sich nicht in manchen Bereichen selbst überschätzt. Für Therapeutin Fischbach zeigt sich das “besonders bei denjenigen, die selbst schon erfahren haben, wie schwer es ist, ganz monogam zu leben”.
Trotz diesen Erlebnissen würden sie ihren Partnern immer wieder die Treue schwören, “obwohl sie es von sich selbst besser wissen müssten”.

3. Untreue ist kein “männliches Thema”

Das Klischee, dass vor allem Männer fremdgehen oder untreue Gedanken hegen, ist heute nicht mehr haltbar. Verschiedene Studien zeigen, dass Frauen deutlich häufiger fremdgehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen fremdgehen, ist laut einer Umfrage des amerikanischen National Opinion Research Centers heute sogar 40 Prozent wahrscheinlicher als noch vor 20 Jahren.
Das bestätigt Fischbach: In den vergangenen Jahren wurde sie immer öfter von Frauen aufgesucht, die sich “sexuell unbefriedigt fühlen und das auch sagen”. Für sie ein Zeichen dafür, dass Frauen “ihr Recht auf Lust und Liebe mehr einfordern”.

4. Es gibt Tausende Definitionen von Untreue

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Ist man schon untreu, wenn man jemand anderen als den eigenen Partner attraktiv findet? Oder erst, wenn man außerhalb der Beziehung sexuell aktiv geworden ist?
“Eine allgemein gültige Definition von Untreue gibt es nicht”, sagt Fischbach. Dass Wichtigste sei, dass beide Partner darüber sprechen und eigene Vereinbarungen treffen.

5. Ewige Treue ist die Ausnahme, nicht die Regel

Wie schon anfangs erwähnt, zeichnen Statistiken ein trauriges Bild von der Realität der romantischen Vorstellung ewiger Treue. “Untreue ist etwas, was sehr häufig in Liebesbeziehungen vorkommt. Es macht keinen Sinn, etwas zu pathologisieren, was so häufig vorkommt”, sagt Lisa Fischbach. Vielmehr würde es helfen genauer hinzuschauen, warum der Anspruch auf absolute Treue so oft scheitert.

6. Jeder Mensch kann mehrere Menschen zu selben Zeit lieben

Es ist eine Tatsache, die allen romantischen Vorstellungen widerspricht: Die meisten Menschen können Gefühle für mehrere Personen zur selben Zeit entwickeln. Lisa Fischbach erklärt: “Wir leben in einer Gesellschaft, in der die monogame Lebensweise absolutes Ideal ist. Daher haben wir wenig Erfahrung mit alternativen Formen und können uns kaum vorstellen, dass solche Lebensweisen funktionieren.”

7. Untreue kann Liebe sein

Eng damit im Zusammenhang steht die Tatsache, dass Untreue und Liebe sich nicht unbedingt ausschließen müssen. Fischbach beschreibt das so: “Treue kann Liebe sein, Untreue auch. Denn Untreue ist häufig Liebe, nur zu einem anderen Menschen außerhalb der Beziehung.”

8. Ein falsches Verständnis von Treue kann die Beziehung zerstören

Für Paartherapeutin Fischbach sind der Wunsch nach Sicherheit und Vertrauen “der wertvolle Kern” der Monogamie und die Basis einer stabilen Beziehung.
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Das Problem liegt für sie jedoch darin, dass Monogamie meistens falsch verstanden werde. Wenn andere Bedürfnisse, wie der Wunsch nach Abenteuer und Neugier, vollständig unterdrückt und ausgeschlossen würden, “kann das auf Dauer Explosionsgewalt haben.”
Die wichtigste Gegenmaßnahme: “Sich selbst gegenüber ehrlich bleiben und mit dem Partner sprechen, bevor etwas passiert.”

9. Liebe braucht keine Treue

Eine offene Beziehung, in der die herkömmliche Definition von Treue und die sexuelle Exklusivität aufgehoben ist, ist eine Alternative, die “oft noch gesellschaftlich skeptisch beäugt und belächelt wird”.
Fischbach beobachtet allerdings, dass viele Paare inzwischen “alternative Lösungen aus dem Dilemma nach Treuewünschen und Untreuesehnsüchten” finden und dabei das tun, “was beiden gefällt”.

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