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Was das Liebesviereck in Never Have I Ever 3 so grandios macht

Foto: bereitgestellt von Netflix.
Achtung: Spoiler zur dritten Staffel von Never Have I Ever (Noch nie in meinem Leben…) direkt voraus!
Okay, um ganz ehrlich zu sein: Die Beziehung zwischen Devi, der Protagonistin von Noch nie in meinem Leben…, und ihrem neuen Freund Nirdesh (oder „Des“) war schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt – oder ging zumindest nicht so vielversprechend los. Schon früh in der dritten Staffel der Netflix-Serie taucht Devi bei einer High-School-Party auf, um ihren jetzigen Exfreund und dessen neue Freundin eifersüchtig zu machen. Gleichzeitig soll sie sich aber auch um den Sohn einer Freundin ihrer Mutter kümmern – und hat eigentlich vor, den „indischen Nerd“, wie sie ihn gegenüber ihren Freundinnen ankündigt, direkt abzuschütteln. Als der sich aber als superattraktiver Typ à la Hrithik Roshan rausstellt, ist Devi positiv überrascht.
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Des (Anirudh Pisharody) hingegen weniger. „Du bist eines dieser indischen Mädchen, die nur auf weiße Typen stehen und denken, alle Inder sind Computer-Freaks“, wirft er ihr direkt vor. Obwohl Devi ihm widerspricht, haben die beiden daraufhin natürlich erstmal nicht die beste Basis für eine Freundschaft (oder mehr) – und kommen sich trotzdem näher. Und indem Noch nie in meinem Leben… einen weiteren potenziellen Lover für Devi in die Story holt, gewährt die Serie uns – und Devi – einen Einblick darin, wie kompliziert es manchmal sein kann, innerhalb der eigenen Kultur zu daten.
Für Devi-Darstellerin Maitreyi Ramakrishnan war die Einführung dieser südasiatischen Lovestory total aufregend. „Ich habe mich extrem gefreut“, erzählt sie gegenüber Refinery29. Aus dem Liebesdreieck ein -viereck zu machen, ist nicht bloß eine coole Idee für die Comedy-Seite der Serie – „Stabile Beziehungen in Komödien sind ziemlich langweilig“, meint Ramakrishnan –, sondern sorgt gleichzeitig für ein bisschen dringend nötige männliche südasiatische Repräsentation in Hollywood, die über die Rolle eines Nerds hinausgeht. „Wir müssen auch ein paar braune Typen sehen. Die [Zuschauer:innen] brauchen gute Repräsentation in Form von Charakteren, die aussehen wie sie selbst“, betont Ramakrishnan.
Und obwohl Devi ihre Dating-Optionen zwar zuerst anhand der heißen Körper der diversen Typen in ihrem Leben abwägt, bietet Des ihr zusätzlich etwas, was ihr Paxton und Ben bisher nicht liefern konnten: einen direkten kulturellen Bezug. Er versteht zum Beispiel, warum Devis Mom etwas dagegen hat, ihre Tochter daten zu lassen. Des und Devi verstehen sich durch ihre gemeinsamen südasiatischen Wurzeln auf einer tieferen Ebene.
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Für viele Menschen ist dieses kulturelle Verständnis ein großer Faktor bei der Entscheidung, mit jemandem eine ernste Beziehung einzugehen. Ganz egal, wie globalisiert und divers unsere Welt (und damit auch unser Liebesleben) inzwischen geworden ist: Es kann schön sein, wenn dein:e Partner:in einfach von Grund auf versteht, wo du herkommst und wie deine Persönlichkeit und Vergangenheit womöglich davon beeinflusst werden – insbesondere innerhalb einer Community, der ohnehin schon oft genug wenig Verständnis oder Respekt entgegengebracht wird. Als jemand, die selbst schon mit Menschen aus diversen Kulturen und Gegenden zusammen war, habe ich schon oft darüber nachgedacht, wie (und ob) sie manche spezifischen, einzigartigen Aspekte meiner Familie und westindischen Kultur würden nachvollziehen anpassen können. Klar können sich Partner:innen mit unterschiedlichen Hintergründen auch gegenüber Aspekten der Kultur des Partners oder der Partnerin öffnen und diese sogar zelebrieren; trotzdem bringt es ein Gefühl der Vertrautheit und Entspannung, mit jemandem zusammen zu sein, dem oder der du manches nicht erst erklären musst. Er oder sie weiß dann einfach schon genau, wie es läuft.
Dein Wunsch nach einer solchen Beziehung kann sich im Laufe der Zeit auch ändern. Obwohl Ramakrishnan selbst in einer ganz anderen Lage ist als ihr Charakter Devi – sie ist in einem sehr diversen Viertel im kanadischen Mississauga aufgewachsen und hatte bisher vor allem Beziehungen mit Männern of color –, versteht sie, warum Devi erst so skeptisch auf Des reagiert. „Sie hat viele unterbewusste Vorurteile. Das können wir ruhig so sagen“, räumt Ramakrishnan ein. Und diese verinnerlichten Vorurteile und Stigmata, die Devi in der Serie erst so offen auslebt, kennen viele Leute in der Realität nur zu gut.
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Ich selbst bin in einer größtenteils weißen Vorstadt in Kanada aufgewachsen und machte meinen Freund:innen früher klar, dass ich nie einen südasiatischen Kerl daten würde – vor allem, weil meine vorrangig weißen Mitschüler:innen genau das von mir erwarteten. Ich wollte auf keinen Fall einer der zwei Braunen Teenies in einem Meer aus nicht-Braunen Menschen sein. Und genau deswegen freut es mich so, dass Des Devi direkt wegen ihrer Vorurteile zur Rede stellt. „Sie muss das hören“, meint Ramakrishnan. „Sie hat diese ganzen Vorurteile, bevor sie Des überhaupt kennengelernt hat. Nach dem Gespräch können die beiden dann aber einfach Teenager sein. Das finde ich ziemlich erfrischend.“
Obwohl Devi an Des vielleicht nicht vorrangig wegen ihrer gemeinsamen Kultur interessiert ist (der heiße Körper ist ihr eben auch sehr wichtig), macht sie sich in dieser Staffel doch einige Gedanken zum Dating innerhalb der eigenen Kultur. Devis ältere Cousine Kamala (Richa Moorjani) hat schon seit Staffel 1 mit dieser Problematik zu kämpfen, als ihr ihre Familie einen indischen Mann vermitteln will, obwohl sie heimlich einen nicht-indischen Freund hat. (Devi ist begeistert, als sie das erfährt. Devis Mutter… nicht so sehr.) Kamala beschließt schließlich, sich dann doch dem Dating innerhalb ihrer eigenen Kultur zu öffnen – stellt aber in der dritten Staffel fest, dass ein südasiatischer Partner nicht zwangsläufig eine problemlose Beziehung bedeutet. Dasselbe sieht auch Devi ein, als Des sie brutal ghostet. Sie lernt eine schmerzhafte Lektion: Ein gegenseitiges kulturelles Verständnis bewahrt dich nicht unbedingt vor einem gebrochenen Herzen.
Als Manish (Utkarsh Ambudkar), Kamalas neuer Freund und lässiger Englischlehrer ohne Verbindung zu seinen indischen Wurzeln, zur Navaratri-Feier der Familie vorbeikommt, sind die Unterschiede zwischen ihm und Kamala – und ihrer jeweiligen Beziehung zu ihrer Kultur – offensichtlich. Als er versehentlich Patis Golu ruiniert, meckert Kamalas Großmutter: „Das war der Beweis dafür, dass dieser Mann keinen Respekt dafür hat, wie so etwas läuft.“ Die beiden liefern uns eine erwachsenere, kompliziertere Darstellung dieser Dating-Dynamik, und das gefällt auch Ramakrishnan. „Ich liebe es, dass wir hiermit wieder zeigen, dass es nicht die eine Braune Erfahrung gibt“, sagt sie. „[Des und Manish] sind zwei sehr verschiedene, charmante, attraktive Braune Männer. Was ich aber so an der Beziehung von Kamala und Manish mag, ist, dass sie erstmal einige Hürden überwinden müssen. Die Partnerschaft muss sich erst noch beweisen.“ Und so sehen wir dabei zu, wie schwer sich Kamala damit tut, sich zwischen den Idealen ihrer Großmutter, ihrem Liebesleben und ihren eigenen Idealen und Bedürfnissen als junge Immigrantin zu entscheiden.
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Am Ende der dritten Staffel beweisen sich aber sowohl die Beziehung als auch Manish selbst – auf seine Art. „Ich mag, dass er einfach so anders ist als Kamala. Er ist sehr westlich, will aber mehr über ihre Kultur lernen“, erzählt Ramakrishnan. „Er kritisiert sie überhaupt nicht, sondern sagt quasi: ‚Oh, ich wurde einfach so erzogen. Ich lerne aber gerne dazu.’ Und das finde ich echt stark.“
Trotz der wachsenden Beliebtheit von Shows wie Indian Matchmaker, die sich mit dem Dating innerhalb der eigenen Kultur beschäftigen, ist die Darstellung von Beziehungen wie von Devi und Des oder Kamala und Manish weiterhin wichtig, weil sie im Fernsehen immer noch so selten zu sehen sind (siehe: Bridgerton). „Von romantischen Beziehungen mal ganz abgesehen, läuft es in Hollywood oft nach dem Motto: ‚Oh, wir können nicht zwei Braune Leute in dieser Clique haben. Das wäre ja verwirrend. Wir können keine zwei ostasiatische Leute in dieser Gruppe haben.’ Da denke ich mir: Was? Wann haben wir sowas je über weiße Leute gesagt?“, fragt Ramakrishnan. „Wenn es also schon so schwer ist, zwei Braune Freund:innen [in einer Serie] zu haben, ist es umso schwieriger, eine romantische Beziehung zwischen zwei Braunen Menschen zu bekommen.“
„Hoffentlich sind wir eines Tages so weit, dass uns ein Braunes Paar nicht mehr so schockiert“, meint sie weiter. „Und damit meine ich nicht, dass die Leute dann sagen: ‚Ah, na klar kommen die beiden Braunen Menschen zusammen.‘ Ich wünsche mir eher sowas wie: ‚Diese beiden Menschen, die zufällig Braun sind, sind zusammengekommen.‘“
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