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Was Nikes erste „freihändige“ Sneakers für Menschen mit Behinderung bedeuten

Vor einigen Tagen kündigte Nike den Release seines allerersten „freihändigen“ Sneakers, dem GO FlyEase, an. Der in drei Farbvarianten erhältliche Sportschuh ist eine Weiterentwicklung der FlyEase-Serie der Brand. Diese wurde entwickelt, um die Lebensqualität von Sportler:innen mit Behinderung zu verbessern, indem Schnürsenkel durch Reißverschlüsse und Riemen ersetzt wurden. Mithilfe einer neuen Technologie ermöglicht es der GO FlyEase Träger:innen, ein An- und Ausziehen ganz ohne Hände oder Bücken. Das ist durch ein Scharnier möglich, das hier zum Einsatz kommt. Zum Reinschlüpfen steigt man einfach in den aufgeklappten Schuh. Danach schließt sich dieser fast wie automatisch (ähnlich wie bei einer Skischuh-Bindung). Beim Ausziehen wird dann ein wenig Druck auf die Ferse ausgeübt und das Scharnier springt wieder auf. Hierbei handelt es sich um einen neuen Mechanismus, den der Hersteller in erster Linie für den Behindertensport entwickelt hat.
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So wie frühere FlyEase-Modelle wurde auch der GO FlyEase-Sneaker entwickelt, um es Menschen mit einer Behinderung zu erleichtern, ihre Schuhe an- und auszuziehen. Die Fechterin und Paralympics-Goldmedaillen-Siegerin Beatrice „Bebe“ Vio, die den Sportschuh für Nike getestet hat, sagte in einer Pressemitteilung Folgendes dazu: „Normalerweise verbringe ich sehr viel Zeit damit, meine Schuhe anzuziehen. In die GO FlyEase muss ich nur meine Füße stecken und draufspringen.“ Außerdem hebt sie hervor, dass diese Sneakers nicht nur etwas für Para-Athleten, sondern für jede:n von uns geeignet sind.
Während außer Frage steht, dass die GO FlyEase-Sneakers ein Gamechanger für Menschen mit Behinderung sind, sehen sie viele Personen bloß als eine bequeme Alternative zu herkömmlichen Modellen mit Schnürsenkeln. Anstatt von innovativ zu sprechen, wurde das Design auf Twitter häufig als „seltsam“ bezeichnet. Außerdem war davon die Rede, dass dieser Schuh letztendlich bloß ein „Sneaker für Faulpelze“ wäre. Andere Nutzer:innen aber verteidigten den Schuh und betonten das Potenzial des GO FlyEase, das Leben vieler Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen auf positive Weise beeinflussen zu können.
„Bevor irgendjemand [Nikes GO FlyEase-Sneaker] als „Schuh für Faule“ abtut, sollte man sich vor Augen führen, dass dieser Sneaker zu größerer Barrierefreiheit beiträgt. Davon können Menschen mit Behinderung profitieren“, twitterte @PikaChulita. Andere stimmten diesem Tweet zu und bezeichneten die GO FlyEase-Sneakers als „erfinderisch“, weil diese freihändigen Schuhe für einige von uns von großem Nutzen sein und unseren Alltag einfacher gestalten könnten (2019 lebten in Deutschland 7,9 Millionen Menschen mit einer amtlich anerkannten Behinderung). „Ich habe ein Familienmitglied, das einen schweren Autounfall hatte“, twitterte @Vit0roo. „Ihr Partner muss ihre Schuhe für sie zubinden, da sie nicht in der Lage dazu ist. Diese Schuhe wären – falls in verschiedenen Looks erhältlich – genau das Richtige für sie!“
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Wie einige auch betonten, ist der Look des Sneakers ein deutliches Upgrade zu den bisher sehr begrenzten Optionen, die vielen Menschen mit Behinderungen zur Auswahl stehen. „Mein Sohn hatte einen Schlaganfall, bevor er geboren wurde, und kann deshalb nur eine Hand vollständig nutzen. Er kann keine Schuhe binden und muss daher Slipper tragen. Normalerweise kann er entweder Stiefel, die ihm aufgrund seiner unterschiedlich großen Füße nicht gut passen, oder Opa-Schuhe mit Klettverschluss tragen“, schrieb Noah Tallpvp. Die GO FlyEase-Sneakers gibt es mittlerweile in drei Farben: weiß, schwarz und mehrfarbig. Außerdem sind sie leicht. Abgesehen von den fehlenden Schnürsenkeln sehen sie von außen wie alle anderen Nike-Sportschuhe aus.
„Ursprünglich war das Konzept für Sportler:innen mit körperlichen Beeinträchtigungen gedacht. Im Laufe des Prozesses haben wir aber schnell festgestellt, dass der Schuh wirklich universell einsetzbar ist“, sagte ein Designer in einem „Behind The Design“-Video, das Nike zusammen mit der Pressemitteilung veröffentlichte. (Um deutsche Untertitel hinzufügen: via „Untertitel“, dann über „Einstellungen“ auf „Deutsch (automatisch erzeugt)“ stellen.)
Auch wenn es den Anschein haben mag, dass dieses Modell aufgrund dieser Entscheidung für jene Menschen, die sie am meisten brauchen, so möglicherweise weniger zugänglich werden könnte, sei diese Befürchtung laut Stephanie Thomas, Gründerin der Plattform für adaptive Wear (also Mode für Menschen mit Behinderungen, die besondere Ansprüche an Kleidung haben) Cur8able, aber keineswegs stichhaltig. Tatsächlich ist diese Konzepterweiterung genau das, was die Modeindustrie braucht, um adaptive Styles gesellschaftlich akzeptabler, weiter verbreitet und somit in größerem Maß erhältlich zu machen. „Die Akzeptanz vonseiten des Mainstreams ist notwendig, um [diese Mode] voranbringen zu können“, sagt sie gegenüber Refinery29 und verweist in diesem Zusammenhang auch auf ihre Co-Autorin Katherine Annett-Hitchcock. Mit anderen Worten: Die GO FlyEase-Sneakers eignen sich nicht nur für Menschen mit Behinderung, sondern sind etwas für jede:n, der oder die auf der Suche nach einem Sportschuh für unterwegs ist. Durch diese inklusive Herangehensweise ist zu erwarten, dass weitere Marken zunehmend damit anfangen werden, Kleidung und Schuhe für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen in ihre Kollektionen aufzunehmen und das damit nicht nur jenen Brands überlassen bleibt, die sich auf solche Fashion spezialisieren.
Marken wie Tommy Hilfiger und Zappos bieten bereits adaptive Mode in ihren Kollektionen an. Tommy Hilfiger brachte 2016 in Zusammenarbeit mit Runway of Dreams erstmals Kleidung für Kinder mit Behinderung auf den Markt und stellte 2018 eine komplette Bekleidungs- und Accessoire-Linie mit dem Namen Tommy Adaptive vor. Zappos brachte 2017 Zappos Adaptive heraus, um Kund:innen modische und funktionale Schuhoptionen bieten zu können. Einen internationalen Giganten wie Nike, der allein auf Instagram über 131 Millionen Follower hat, an Bord dieser Bewegung zu haben, kann einen bedeutenden Einfluss darauf nehmen, wie sich die Modewelt weiterentwickelt. Es bleibt zu hoffen, dass weitere solche Designs folgen und sich andere Brands ein Beispiel an Tommy Hilfiger, Zappos und Nike nehmen werden.
Die GO FlyEase Sneakers werden für etwa 99 Euro im Einzelhandel erhältlich sein und am 15. Februar über eine Einladung an ausgewählte Nike-Mitglieder veröffentlicht. Einem Tweet von Nike zufolge ist eine „breitere Verfügbarkeit für Endverbraucher:innen" für einen späteren Zeitpunkt dieses Jahr geplant.

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